Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
in Konstanz geladen und
entgegen dem Versprechen des Kaisers im Jahre 1415 als Ketzer verbrannt. Seine
vielen Anhänger wurden in blutigen, wilden Kriegen ausgerottet, und dabei wurde
halb Böhmen verwüstet.
Luther und seinen Anhängern wäre es vielleicht auch so ähnlich
gegangen, aber die Zeiten hatten sich geändert. Schon dadurch, dass die
Buchdruckerkunst erfunden war. Luthers Schriften, die kräftig und packend
geschrieben waren, freilich oft auch sehr derb, wurden überall in Deutschland
gekauft und gelesen. Viele Menschen gaben ihm recht. Als der Papst davon
erfuhr, drohte er, Luther zu bannen. Aber Luther hatte schon so viele Anhänger,
dass er sich nichts daraus machte. Er verbrannte den Brief des Papstes
öffentlich und wurde nun wirklich gebannt. Da sagte er sich und seine Anhänger
ganz von der Kirche los. Es gab eine gewaltige Aufregung in Deutschland, und
viele traten auf seine Seite, denn der Papst mit seiner Prachtliebe und seinem
Reichtum war in Deutschland nicht beliebt. Auch hatten manche deutschen Fürsten
gar nichts dagegen, dass die Macht der Bischöfe und Erzbischöfe abnehmen und
der große Grundbesitz der Kirche nun ihnen gehören sollte. Darum schlossen sie
sich der »Reformation« an, wie man Luthers Versuch der Wiedererweckung der
alten christlichen Frömmigkeit nannte.
Nun war zu jener Zeit, im Jahre 1519, Kaiser Maximilian, der letzte
Ritter, gestorben, und sein Enkel, der Habsburger Karl V., der auch ein Enkel
Isabellas von Kastilien, der spanischen Königin, war, wurde deutscher Kaiser.
Er war damals erst 19 Jahre alt und war nie in Deutschland gewesen, immer nur
in Belgien, Holland und Spanien, die auch zu seinen Erblanden gehörten. Als
spanischer König herrschte er nun auch über das neu entdeckte Amerika, in dem
gerade Cortez auf seine Eroberungen auszog. Und so konnten Schmeichler von ihm
sagen, dass in seinem Reich die Sonne nicht untergehe. Denn in Amerika ist es
Tag, wenn bei uns gerade Nacht ist. Wirklich hatte sein gewaltiges Reich, zu
dem die alten habsburgischen Erblande Österreich und das Erbe Karls des Kühnen
von Burgund, also die Niederlande, dann Spanien und schließlich das deutsche
Kaiserreich gehörten, nur einen ernsten Nebenbuhler in Europa, das war
Frankreich. Frankreich war zwar lange nicht so groß wie das Reich Karls V.,
aber unter seinem tüchtigen König Franz I. war es einheitlicher, reicher und
gefestigter. Diese beiden Könige stritten nun in entsetzlich wirren und langen
Kämpfen um die Macht in Italien, dem reichsten Land Europas. Die Päpste
unterstützten abwechselnd den einen und den anderen, und schließlich wurde 1527
Rom von den Landsknechten des Kaisers geplündert und Italiens Reichtum
vernichtet.
Als Karl V. im Jahre 1519 zur Herrschaft kam, stand er aber als sehr
frommer, junger Mensch noch gut mit dem Papst. So wollte er eiligst, nachdem er
in Aachen gekrönt worden war, die Sache mit dem Ketzer Luther in Ordnung
bringen. Am liebsten hätte er ihn einfach verhaften lassen, aber der Fürst über
Luthers Stadt Wittenberg, der Herzog von Sachsen, den man Friedrich den Weisen
nannte, ließ es nicht zu. Er war auch späterhin der große Beschützer Luthers
und ließ ihn nicht umkommen.
Nun gab Karl V. Auftrag, den widerspenstigen Mönch vor den ersten
Reichstag zu laden, den er in Deutschland hielt. Das war in Worms im Jahre
1521. Dort versammelten sich alle Fürsten und Großen des Reiches in einer
feierlichen, prunkvollen Reichsversammlung. Vor diese trat nun Luther in seiner
Mönchskutte. Er hatte sich bereit erklärt, seine Lehre zu widerrufen, wenn man
ihm aus der Bibel beweise, dass sie falsch sei. Du weißt, dass Luther nur die
Bibel als Gotteswort anerkannte. Der Reichstag aber, die Fürsten und Vornehmen,
wollten sich nicht mit diesem gelehrten, eifrigen Doktor in einen Wortstreit
einlassen. Der Kaiser verlangte, er solle seine Lehre widerrufen. Luther erbat
sich einen Tag Bedenkzeit. Er war ganz entschlossen, an seinem Glauben
festzuhalten, und hat damals einem Freund geschrieben: »Wirklich, ich werde
nicht einmal ein Strichlein widerrufen und vertraue auf Christus.« So trat er
am nächsten Tag vor den versammelten Reichstag und hielt eine längere Rede in
lateinischer und deutscher Sprache, in der er seinen Glauben erklärte und
sagte, es tue ihm leid, wenn er im Eifer des Kampfes jemanden beleidigt habe.
Aber widerrufen könne er nicht. Der junge Kaiser, der wahrscheinlich kein Wort
verstanden hat, ließ ihm sagen, er
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