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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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schreckliche Furcht ein. Sie hielten die spanischen Räuber für
mächtige Zauberer, wenn nicht für Götter. Trotzdem wehrten sie sich oft tapfer
und überfielen den Reiterzug bei Tag und das Lager bei Nacht. Aber Cortez
rächte sich gleich im Anfang furchtbar, zündete die Dörfer der Indianer an und
brachte Tausende um.
    Bald kamen ihm Gesandte eines mächtigen, fernen Königs entgegen, mit
prachtvollen Geschenken von Gold und von bunten Federn. Sie baten ihn
umzukehren. Aber Cortez wurde durch diese kostbaren Geschenke nur neugieriger
und raublustiger. So zog er unter unerhörten Abenteuern weiter und zwang viele
Indianer, mit ihm zu ziehen, wie es die großen Eroberer immer gemacht haben.
Endlich kam er in das Reich des mächtigen Königs, der die Gesandten und
Geschenke geschickt hatte. Der König hieß Montezuma und sein Land, wie seine
Hauptstadt, Mexiko. Montezuma erwartete Cortez und dessen kleine Truppe
ehrfürchtig vor der Stadt, die mitten zwischen Seen lag. Die Spanier staunten,
als sie über einen langen Damm in die Stadt eingezogen waren, über all die
Pracht, Schönheit und Macht dieser gewaltigen Hauptstadt, die so groß war wie
die größte, die sie in Europa kannten. Sie hatte gerade Straßen und viele
Kanäle und Brücken. Viele Plätze und große Märkte, wohin täglich Zehntausende
kamen, um zu kaufen und zu verkaufen.
    Cortez schreibt in seinem Bericht an den spanischen König: »Dort
handelt man mit Lebensmitteln jeder Art, mit Kleinodien von Gold, Silber,
Blech, Messing, Knochen, Muscheln, Hummerschalen und Federn, mit behauenen und
unbehauenen Werksteinen, Kalk und Ziegelsteinen, mit rohem und zugerichtetem
Bauholz.« Er schildert, wie in manchen Straßen alle Vogelarten und Tiere, in
manchen alle Pflanzengattungen verkauft würden, wie es Apotheker, Barbiere,
Gasthäuser gab, seltene Gartenpflanzen und Früchte, Malerfarben, Geschirr und Backwaren.
Wie auf dem Markt ständig zehn Richter saßen, die jeden Streit sofort zu
entscheiden hatten. Dann schildert er die gewaltigen Tempel der Stadt, die
selbst so groß waren wie ganze Städte, mit vielen hohen Türmen und bunten Räumen,
mit schrecklichen, riesigen Götterbildern, denen furchtbare Menschenopfer dargebracht
wurden. Er schildert auch voll Erstaunen die großen Häuser der Stadt mit ihren
weiten Gemächern und hübschen Blumengärten, die Wasserleitung, die Wächter und
Zollbeamten.
    Der Palast des Montezuma machte ihm besonderen Eindruck. Er sagt,
dass Spanien nichts Ähnliches besitze. Es gab da einen sehr schönen Garten,
darüber erhoben sich auf Säulen und Platten von Jaspis mehrere Stockwerke, von
denen man eine weite Aussicht hatte, es gab geräumige Säle, Vogelteiche und
einen riesigen zoologischen Garten, in dem Tiere aller Art in Käfigen gehalten
wurden. Um Montezuma scharte sich ein prächtiger Hofstaat von hohen Beamten,
die ihm die größten Ehren erwiesen. Er selbst kleidete sich täglich viermal auf
verschiedene Art, jedes Mal in ganz neue Gewänder, die er nie ein zweites Mal
anzog. Man nahte ihm mit gesenktem Haupt, und das Volk musste sich zur Erde
werfen und durfte ihn nicht ansehen, wenn er in einer Sänfte durch die Straßen
von Mexiko getragen wurde.
    Diesen mächtigen Herrscher ließ Cortez mit List gefangen nehmen.
Montezuma war wie gelähmt von so viel Unbotmäßigkeit und Frechheit. Er wagte
nichts gegen die weißen Eindringlinge zu tun, denn es gab eine alte Sage in
Mexiko, dass einmal Söhne der Sonne, weiße Götter, von Osten kommen würden, um
das Land in Besitz zu nehmen. Für diese weißen Götter hielt man die Spanier.
Dabei waren es eher weiße Teufel. Sie überfielen bei einem Tempelfest alle
vornehmen Mexikaner und ermordeten die Wehrlosen. Als ein furchtbarer Aufstand
losbrach, wollte Cortez Montezuma zwingen, seinem Volk vom Dach des Palastes
aus Ruhe zu befehlen. Aber das Volk ließ sich nichts mehr sagen. Man warf mit
Steinen nach dem eigenen König, und Montezuma sank tödlich getroffen um. Nun
entstand ein entsetzliches Gemetzel, bei dem Cortez seinen ganzen Mut zeigte,
denn es ist wirklich ein Wunder, dass es dem kleinen Heerhaufen der Spanier
gelang, aus der empörten Stadt zu fliehen und durch das ganze feindliche Land
mit allen Kranken und Verwundeten die Küste wieder zu erreichen. Natürlich kam
er bald mit neuen Soldaten wieder, zerstörte und verbrannte die ganze blühende
Stadt, und die Spanier fingen an, dort und in anderen Gegenden Amerikas das
alte, kultivierte Volk der

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