Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
sondern durch Erneuerung dieser Kirche
selbst wiederzuerwecken und auf diese Art die Reformation wirksam zu bekämpfen,
nennt man Gegenreformation. In der Zeit dieser Religionskämpfe waren die
Menschen ernst und streng. Fast so ernst und streng wie Ignatius von Loyola
selbst. Die Freude der Florentiner Bürger an allen kräftigen Prachtmenschen war
vorbei. Man sah wieder darauf, ob ein Mensch fromm war und der Kirche dienen
wollte. Die Vornehmen trugen nicht mehr bunte, frei fallende Gewänder. Fast
alle sahen mönchisch aus, in strengen, schwarzen, eng anliegenden Kleidern mit
weißen Halskrausen. Ihre Gesichter mit den schmalen Spitzbärten blickten ernst
und finster drein. Jeder Vornehme hatte einen Degen umgegürtet, und wer seine
Ehre beleidigte, den forderte er zum Zweikampf.
Diese Menschen mit ihren ruhigen, gemessenen Bewegungen und ihrer
steifen Höflichkeit waren fast alle zähe Kämpfer. Und unerbittlich, wenn es um
ihren Glauben ging. Nicht nur in Deutschland gab es damals Kriege zwischen den
protestantischen und katholischen Fürsten, am ärgsten ging es in Frankreich zu,
wo man die Protestanten Hugenotten nannte. Die französische Königin ließ im
Jahre 1572 alle hugenottischen Vornehmen zu einem Hochzeitsfest bei Hof
einladen und in der sogenannten Bartholomäusnacht einfach umbringen. So
erbittert und grausam wurde damals gekämpft.
Der Führer aller Katholiken, der ernsteste, strengste,
unerbittlichste von allen, war der spanische König, der Sohn Kaiser Karls V.,
Philipp II. An seinem Hof ging es steif und feierlich zu. Alles war durch
Vorschriften geregelt: wer vor dem König niederknien musste und wer sogar in
Gegenwart des Königs den Hut auf dem Kopf behalten durfte. In welcher
Reihenfolge man an der Hoftafel zu essen bekam und in welcher Reihenfolge die
Vornehmen in die Kirche zur Messe gingen.
König Philipp selbst war ein ungewöhnlich fleißiger Herrscher, der
jede Sache und jeden Brief mit eigener Hand erledigen wollte. So arbeitete er
von früh bis spät mit seinen Räten, unter denen viele Geistliche waren. Der
Kampf gegen jede Art Unglauben war ihm das Wichtigste in seinem Leben. Im
eigenen Land ließ er Tausende Menschen als Ketzer verbrennen, nicht nur
Protestanten, sondern auch Juden und heimliche Mohammedaner, die es noch aus
der Zeit der Araberherrschaft in Spanien gab. Er fühlte sich jetzt als
Schutzherr und Kämpfer für die Kirche wie früher der deutsche Kaiser. So
bekämpfte er gemeinsam mit einer italienischen Flotte die Türken, die auch zur
See immer mächtiger wurden, seit sie Konstantinopel erobert hatten. Er schlug
sie im Jahre 1571 bei Lepanto vollständig und zerstörte ihre Flotte, sodass die
Türken nie wieder zur See mächtig wurden.
Schlechter ging es ihm in seinem Kampf mit den Protestanten. Im
eigenen Land, in Spanien, rottete er sie zwar wirklich aus. Aber damals
gehörten auch (wie zur Zeit seines Vaters) die Niederlande, also Belgien und
Holland, zu seinem Reich. Und besonders in den reichen Städten des Nordens gab
es viele Protestanten unter den Bürgern. Er tat ihnen alles Mögliche an, um
ihnen ihren Glauben zu verleiden, aber sie gaben nicht nach. Da schickte er
einen spanischen Vornehmen als seinen Stellvertreter hin, der noch eifriger,
noch ernster, noch finsterer, härter und strenger war als König Philipp selbst.
Er hieß Herzog von Alba und war die richtige hagere, blasse Kämpfergestalt mit
dem schmalen Bart und dem eisigen Gesicht, wie sie Philipp gerne hatte. Dieser
Alba ließ viele Bürger und Vornehme der Niederlande kaltblütig hinrichten, aber
schließlich ließ das niederländische Volk sich das nicht mehr gefallen. Es kam
zu einem furchtbaren, wütenden Kampf, und das Ende war, dass die
protestantischen Städte der Niederlande sich um 1579 von den Spaniern befreiten
und ihre Truppen verjagten. Nun waren sie freie, reiche, unabhängige und
unternehmende Handelsstädte, die auch jenseits der Meere in Indien und Amerika
ihr Glück zu versuchen begannen.
Aber das war noch nicht einmal die ärgste Niederlage, die König
Philipp II. von Spanien erlitt. Eine andere war noch schwerer. In England
regierte damals eine Frau, die Tochter König Heinrichs VIII., des viel
verheirateten. Diese Königin Elisabeth war eine eifrige Protestantin, sehr
klug, willensstark, zielbewusst, aber auch eitel und grausam. Das Wichtigste
war ihr, das Land gegen die Katholiken zu verteidigen, deren es auch in England
noch viele gab. Sie verfolgte sie
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