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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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Jahres 1492 war er
aus Spanien weggesegelt. Auf einer Insel musste er sich lange aufhalten, um
eines seiner Schiffe wieder instand zu setzen. Dann ging es weiter, weiter,
weiter, nach Westen. Immer noch kein Indien! Seine Leute wurden ungeduldig,
dann verzweifelt. Sie wollten umkehren. Kolumbus zeigte ihnen nicht, wie weit
sie in Wirklichkeit schon von ihrer Heimat weg waren. Er log sie an. Endlich,
endlich, am 11. Oktober 1492 um 2 Uhr nachts gab ein Kanonenschuss von einem
seiner Schiffe das Zeichen: Land!
    Kolumbus war selig und stolz. Indien! Die friedlichen Leute, die da
am Strand waren, das waren also Indier oder, wie man sagte, Indianer! Nun weißt
du ja, dass das ein Irrtum war. Kolumbus befand sich gar nicht in Indien. Sondern
auf Inseln in der Nähe von Amerika. Noch heute nennt man ja Amerikas
Ureinwohner Indianer, und die Inseln, bei denen Kolumbus landete, heißen zum
Andenken an seinen Irrtum Westindien. Das wirkliche Indien lag noch unendlich
weit. Viel weiter vor ihnen, als Spanien hinter ihnen lag. Kolumbus hätte noch
mindestens zwei Monate weitersegeln müssen, er wäre mit allen seinen Leuten
elend zugrunde gegangen und hätte das wirkliche Indien nie erreicht. Aber
damals glaubte er sich in Indien und ergriff von dem Land im Namen des Königs
von Spanien Besitz. Und auch späterhin, auf seinen weiteren Reisen hat er immer
daran festgehalten, dass es Indien sei, was er entdeckt hatte. Er hätte nie
zugegeben, dass die große Idee, die ihn damals gepackt hatte, unrichtig war. Dass
die Erde viel größer ist, als er es sich vorgestellt hatte. Dass es auf dem
Landweg viel näher nach Indien ist als auf dem Seeweg über den ganzen
Atlantischen und Indischen Ozean. Er wollte Vizekönig von Indien sein, dem Land
seiner Träume.
    Du weißt vielleicht, dass man von diesem Jahr, 1492 nach Christi
Geburt, an, in dem der fantastische Abenteurer Christoph Kolumbus durch Zufall
Amerika entdeckte, weil es ihm sozusagen im Weg lag, die Neuzeit rechnet. Es
ist ein noch zufälligeres Datum als das Jahr 476 nach Christi Geburt, in dem
man das Mittelalter beginnen lässt. Denn damals stürzte doch wirklich das
weströmische Reich und sein letzter Kaiser mit dem merkwürdigen Namen Romulus
Augustulus. Im Jahre 1492 aber wusste überhaupt niemand, auch Kolumbus nicht,
dass diese Fahrt mehr bedeuten würde als neues Gold aus unbekannten Ländern.
Kolumbus wurde zwar bei seiner Rückkunft nach Spanien ungeheuer gefeiert, aber
bald machte er sich auf seinen weiteren Fahrten durch seinen Ehrgeiz und seinen
Stolz, seine Habgier und sein fantastisches Wesen so unbeliebt, dass der König
diesen seinen Vizekönig und Admiral verhaften und in Ketten aus Westindien
heimbringen ließ. Diese Ketten hat Kolumbus sein Leben lang aufbewahrt, auch
als er wieder zu Gnade, Ehre und Reichtümern gekommen war. Er konnte und wollte
eine solche Kränkung nie vergessen.
    Die ersten spanischen Schiffe mit Kolumbus und seinen Gefährten
hatten nur Inseln entdeckt, mit einer gutmütigen, ärmlichen, einfachen
Indianerbevölkerung. Das Einzige, was die spanischen Abenteurer von ihnen
wissen wollten, war, wo sie den Goldschmuck herhatten, den manche von ihnen an
der Nase trugen. Sie zeigten nach Westen. Und so kam man erst ins richtige
Amerika. Denn dieses Goldland suchten ja die Spanier. Sie hatten die unglaublichste
Vorstellung davon und erwarteten Städte mit Dächern aus Gold. Es waren wilde
Kerle, die da aus Spanien in die unentdeckten Länder zogen, um sie für den
spanischen König zu erobern und um Beute zu machen. Grausame Räuberhauptleute
eigentlich, von unerhörter Rücksichtslosigkeit, Falschheit und Hinterlist gegen
die Eingeborenen, von einer wilden Habsucht vorwärtsgetrieben in immer
fantastischere Abenteuer. Kein Abenteuer erschien ihnen unmöglich, kein Mittel
war ihnen zu schlecht, wenn es um Gold ging. Sie waren unbegreiflich tapfer und
unbegreiflich unmenschlich. Das Traurigste ist, dass diese Menschen sich nicht
nur Christen nannten, sondern auch immer behaupteten, all diese Greueltaten an
den Heiden im Dienste des Christentum zu begehen.
    Besonders einer der Eroberer, ein ehemaliger Student namens Fernando
Cortez, war von unerhörtem Ehrgeiz. Er wollte ins Innere des Landes ziehen und
alle sagenhaften Schätze erbeuten. Im Jahre 1519 zog er mit 150 spanischen
Soldaten, 13 Reitern und ein paar Kanonen von der Küste los. Die Indianer
hatten noch nie weiße Menschen gesehen. Auch noch nie Pferde. Die Kanonen
jagten ihnen

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