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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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selbst keine Beweise mehr fand, die ihn auf den Pfad der Rache bringen würden. Es ging dabei um Ereignisse, die sich vor fünf Jahren in Cornwall zugetragen hatten. Unnötig zu sagen, dass er einer solchen Spur gegen alle Widerstände folgen würde, wohin auch immer sie ihn führte.
    Seine Gedanken verdüsterten sich wie immer, wenn er an jenes Desaster und dessen tödliche Folgen dachte. Heute war es schlimmer als sonst, da ihn in der Nacht im Traum recht lebhafte Bilder heimgesucht hatten. Zweifellos war Edwards Bemerkung daran schuld. Jener Verrat hatte sein Ziel verfehlt und stattdessen den Tod eines unschuldigen Burschen verursacht, dem er ein paar Shilling dafür gegeben hatte, ihn durch einen ihm unbekannten Küstenabschnitt zu führen.
    Jonathan hatte in seinem Leben schon genug getötet. Er hatte andere sterben sehen, darunter auch eigene Kameraden. Und doch hatte ihn nichts davon auf die abgrundtiefe Trauer einer Mutter vorbereitet, der er den toten Jungen nach Hause brachte. Sie hielt sich nicht einmal damit auf, nach dem Schuldigen am Tod ihres Sohnes zu fragen.
    Immer noch trug Jonathan dieses Gefühl in sich, dass jemand für diese Nacht würde büßen müssen. Es war ihm vollkommen egal, ob er oder jemand anderes eine Liste mit Alessandras Liebhabern entdeckte und sie publik machte. Er hatte dieser kleinen Mission um seiner selbst willen zugestimmt, und wegen der unwahrscheinlichen Möglichkeit, dass er endlich in der Lage sein würde, eine offene Rechnung zu begleichen.
    Was Celia anging … Er musste auch dieses Haus gründlich durchsuchen, aber das konnte er kaum vor ihren Augen tun. Am gestrigen Abend hatte er die Räume auf dem Dachboden kurz durchstöbert, aber eine Tür war verschlossen gewesen. Nun konnte er sie nicht mehr einfach so aufbrechen, ohne dass Celia es mitbekam.
    Als er seine Tür öffnete, wartete kein frisches Wasser auf ihn. Er hielt es ebenfalls für unwahrscheinlich, dass seine Vermieterin für frische Bettwäsche gesorgt hatte. Celia würde sich nicht bemühen, seine Anwesenheit in ihrem Haus angenehm zu gestalten, ganz gleich, welche Möglichkeiten gestern Abend in der Bibliothek umhergeschwirrt waren. Er nahm an, dass sie dazu nicht nur ihr Wunsch anstachelte, es ihm so unbequem wie möglich zu machen.
    Er wusste nicht, wo sie die letzten Jahre verbracht hatte, nachdem sie ihre Mutter verlassen hatte, aber nichts deutete darauf hin, dass sie irgendwo in Dienst gegangen war. Es bestand die Möglichkeit, dass Celia überhaupt keine Ahnung von Haushaltsführung hatte.
    Da es ihm nun überlassen blieb, für sein Waschwasser zu sorgen, stieg er die Dienstbotentreppe hinunter. Als er am ersten Stock vorbeikam, in dem ihr Zimmer lag, hörte er kein Geräusch, ebenso wenig wie im Erdgeschoss. Erst als er unten ankam, sah er sie im hellen hinteren Salon sitzen, wo sie mit einem Zeichenblock auf dem Schoß abwechselnd auf die Fenster, den Raum und die von ihr gefertigten Skizzen blickte.
    Sie trug ein schlüsselblumengelbes Kleid. Zusammen mit ihrem Haar und der hellen Haut erleuchtete sie das Zimmer wie ein Sonnenstrahl. Sie hatte schon am Abend zuvor im Schein des Kaminfeuers wunderschön ausgesehen, aber nun ließ ihr Anblick seinen Atem stocken.
    Es wäre eine Schande, sollte sie als Bordellmadam enden. Er nahm an, dass ihre Behauptungen vom gestrigen Abend nicht mehr gewesen waren als der Versuch, ihn zur Abreise zu ermutigen, aber ganz sicher war er sich nicht.
    Als er sie grüßte, zuckte sie zusammen. Ihre blauen Augen musterten ihn von oben bis unten, doch sie reagierte nicht auf seine nachlässige Erscheinung. Da es nicht seine Schuld war, dass er sich nicht hatte rasieren können, und er nicht mehr trug als ein Hemd und eine Hose, war das nur angemessen. Doch gleichzeitig konnte er die Erinnerung an ein goldenes Mädchen im Haus ihrer Mutter nicht abschütteln, genauso wenig wie die Gedanken an die Lektionen, die Alessandra diesem Mädchen in jenem Jahr beigebracht haben musste. Jeden Anflug von Scham darüber zu unterdrücken, einen Mann so zu sehen, war wahrscheinlich eine davon gewesen.
    »Ich wollte mir etwas Wasser zum Waschen holen.« Die Erklärung klang selbst in seinen Ohren albern. Der Umstand wäre deutlich genug geworden, wenn er mit einem Eimer aus dem Garten zurückgekehrt wäre.
    »Haben Sie etwa erwartet, dass ich Ihnen etwas hinauftrage?« Ihr Tonfall klang aufrichtig neugierig.
    »Natürlich nicht. Sie sind keine Magd.«
    »Nein, das bin ich nicht. Und

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