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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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schon gar nicht die Ihre.«
    »Die Bereitstellung von Bettwäsche ist allerdings üblich, wenn ein Zimmer vermietet wird.« Er hatte mit dem Gedanken gespielt, diese Forderung fallen zu lassen, doch ihr gereizter Tonfall stachelte ihn ein wenig an. »Ich habe zwar gesagt, dass ich keine große Haushaltsführung benötige, aber ich brauche zumindest Bettwäsche.«
    Sie sah ihn kurz an und wandte sich dann wieder ihrer Zeichnung zu. Er ging hinaus zur Quelle und füllte seinen Eimer mit Wasser. Mit kaltem Wasser. Während er es zum Haus zurücktrug, überlegte er, ob er die Kälte ertragen konnte oder Zeit damit vergeuden sollte, es in der Nähe seines Kamins zu erwärmen.
    »Werden Sie heute ausgehen?« Ihre Frage kam, als er sich am unteren Treppenabsatz befand.
    »Das ist wahrscheinlich. In einer Stunde, für eine Weile.«
    »Gut.« Sie sah nicht von ihrer Zeichnung auf.
    Ihr abwesendes und gleichzeitig doch so abschätziges »Gut« stachelte den Teufel in ihm an. Er stellte den Eimer ab und schlenderte in den Raum, bis er über ihre Schulter hinweg einen Blick auf die Zeichnung werfen konnte.
    Sie zeigte das Zimmer selbst, in guter Perspektive, mit einer Reihe von Regalen in der Nähe der Fenster und niedrigen Ablagen auf dem Boden.
    »Sie haben das Talent Ihrer Mutter geerbt«, stellte er fest, während sein Blick zu ihrem kunstvoll arrangierten goldenen Haar wanderte. Durch die Neigung ihres Kopfes konnte er die kleinen Löckchen sehen, die sich wie Federn an ihren eleganten Nacken schmiegten. Er stand nah genug, um ihren Lavendelduft wahrzunehmen und die feinen Härchen in ihrem Nacken zu bewegen, wenn er ausatmete.
    Ihr Bleistift hielt in der Bewegung inne. Sie sah zu ihm auf, schnell genug, um zu bemerken, dass seine Augen nicht mehr auf die Zeichnung, sondern auf sie gerichtet waren.
    Ihre Wangen erröteten leicht. Sie sah ihm einen Wimpernschlag lang in die Augen. Dieser kurze, durchdringende Blick drückte das Wissen um sein Tun aus und zeigte weder Schock noch Bestürzung. Also verbarg er, wie schon am Abend zuvor, seine Bewunderung und sein Interesse nicht, wie er das normalerweise getan hätte.
    Und wieder überschlugen sich in seinem Kopf die Möglichkeiten dieser Situation. Es waren angenehme Spekulationen, erotische sogar. Doch die Lage war zu kompliziert. Sie war wunderschön und begehrenswert, und das Interesse war trotz ihrer vorgetäuschten Gleichgültigkeit beiderseitig – dessen war er sich sicher. Doch ob sie nun dem Pfad ihrer Mutter folgen, tatsächlich ein eigenes Bordell eröffnen oder lediglich in tugendhafter Abgeschiedenheit leben würde, sie war nicht für ihn bestimmt.
    Als ob sie zu dem gleichen Schluss gelangt wäre, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Zeichnung zu. »Sie kannten sie gut, wenn Sie von ihrer künstlerischen Begabung wissen. Ich habe erst in den letzten Monaten, die ich bei ihr lebte, davon erfahren.«
    »Um zu wissen, ob jemand Talent besitzt, reicht schon eine einzige Zeichnung aus.«
    »Und Sie haben eine solche von ihr gesehen? Oder sogar mehrere?«
    Jonathan zögerte. Er war daran gewöhnt, bei den meisten Dingen so wenig wie möglich preiszugeben, besonders wenn sie jemand anderem etwas bedeuteten und mit seinen Aufträgen zu tun hatten. Selbst beiläufige Bemerkungen konnten auf einen zurückfallen und zu Problemen führen.
    »Sie zeichnete und malte immer, wenn sie hier war«, antwortete er. »Also habe ich im Laufe der Zeit einige Bilder gesehen.«
    »Sind sie hier? Diese Bilder?«
    »Das nehme ich an.«
    Sie sah sich im Salon um und blickte in Richtung der Räume über und unter ihnen. »Vielleicht werde ich ebenfalls einen Blick darauf werfen, wenn ich dazu komme, den Inhalt dieses Hauses genau unter die Lupe zu nehmen. Doch zuerst muss ich mich um andere Dinge kümmern. Wie diese Stube hier.«
    Fast hätte er sie gefragt, was sie mit dem Raum und all diesen Regalen vorhatte. Doch stattdessen kehrte er zu seinem Eimer zurück und stieg die Treppe hinauf.
    Unter die Lupe nehmen.
Warum hatte sie sich so ungewöhnlich ausgedrückt? Was auch immer der Grund für diese Art von Untersuchung sein mochte, er tat gut daran, dafür zu sorgen, dass er ihr zuvorkam.
    Die Schritte auf der Treppe verklangen langsam, während Mr Albrighton das Wasser in sein Zimmer brachte.
    Sie hatte gehofft, er würde das Feld räumen, sobald er begriffen hatte, dass sie ihm nicht einmal die einfachsten Gefälligkeiten wie Waschwasser zur Verfügung stellen würde. Doch

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