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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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stattdessen hatte es ihm scheinbar nicht das Geringste ausgemacht, es für sich selbst zu besorgen. Und er hatte erneut mehr Interesse an ihr gezeigt, als schicklich war. Außerdem hatte er sie in eine Unterhaltung verwickelt, wie um ihr zu beweisen, dass er es konnte.
    Sie vermutete, dass er erst recht dableiben würde, wenn ihre Bemühungen, ihn hinauszuekeln, zu offensichtlich waren. Er könnte sich entscheiden, es als Wettstreit anzusehen, den er natürlich gewinnen musste. Sie würde durch ihre Unhöflichkeit heute Morgen wahrscheinlich gar nichts erreichen und hatte ihn womöglich dazu gebracht, seinen Plan aufzuschieben. Offenbar war ein wenig mehr Fingerspitzengefühl gefragt.
    Normalerweise war sie ungerne unhöflich und vermutete, dass sie auch nicht besonders gut darin war. Sobald er bei ihr im Salon gewesen war, hatte sie ihre Rolle sicherlich nicht mehr gut gespielt. Aber andererseits war es sehr schwer, so zu tun, als würde jemand kaum existieren, wenn dieser Mensch das eigene Blut dermaßen in Wallung versetzte. Wenn er dicht hinter ihr stand und allein sein Atem genügte, um ihr einen köstlichen Schauer über den Rücken zu jagen.
    Sie stellte sich vor, wie er darauf wartete, dass das kalte Wasser in der kleinen Dachbodenkammer vom Kamin aufgewärmt wurde. Wie lange hatte er dieses Zimmer benutzt, seit er wieder in London war? Nicht lange, vermutete sie, wenn er noch nicht einmal Bettwäsche hatte.
    Sie legte ihre Zeichnung beiseite und ging in ihr eigenes Zimmer. Sie zog Leinentücher aus der Wäschetruhe und machte einen Stapel aus Bettwäsche und Handtüchern. Sie musste schließlich ihre Matratze dort oben schützen. Und sie wollte auch nicht, dass er überall auf dem Boden Wasser verspritzte. Ihm Bettwäsche und Handtücher zu geben bedeutete nicht, seine Anwesenheit im Haus zu ermutigen oder seine Dienstmagd zu spielen. Wenn sie ihn wie einen Gefangenen leben ließ, würde die Kammer irgendwann genauso schlecht riechen wie eine Zelle.
    Sie ging nicht gerade auf Zehenspitzen, als sie den oberen Treppenabsatz erreichte, aber sie bemühte sich, kein Geräusch zu machen. Sie würde die Wäsche vor die Tür legen und wieder unten sein, bevor er wusste, dass sie dagewesen war.
    Der Dachboden hatte einen langen Flur. Drei Türen gingen zur einen Seite ab und zwei zur anderen. Drei der Türen standen offen. Sie lauschte nach Geräuschen, während sie an den drei Türschwellen vorüberging.
    Nichts. Mit leisen Schritten ging sie auf das andere Ende des Flures zu, wo sich zwei geschlossene Türen gegenüberlagen. Als sie an den offenen Zimmern vorbeiging, warf sie einen Blick hinein. Alle waren mit einfachen Betten und Schränken ausgestattet. Wenn sie sich jemals entscheiden sollte, mehr Mieter aufzunehmen, gab es Platz genug.
    Als sie den oberen Absatz der Hintertreppe erreichte, bemerkte sie, dass eine dieser beiden Türen nicht ganz geschlossen war. Ein schmaler Lichtstreifen fiel auf den Flur und verriet, dass sie einen Spalt offenstand. Außerdem wehte ein kalter Luftzug hindurch. Doch es war kein Laut zu hören und keine Bewegung zu erkennen.
    Sie warf einen Blick hinein. Für einen kurzen Moment schweifte ihr Blick über das offene Fenster und einen Schreibtisch mit Blättern und Büchern darauf. Doch dann fesselte Mr Albrighton ihre Aufmerksamkeit.
    Er stand mit dem Rücken zu ihr vor dem Fenster. Sein Oberkörper war nackt und sein langes Haar offen. Sie folgte der Form seines Torsos von den Schultern bis zur Hüfte und war wie gebannt von den gestählten Muskeln, die sich bisher unter seiner Kleidung verborgen hatten.
    Seine Arme hielt er zu beiden Seiten gerade ausgestreckt. In jeder Hand hielt er ein großes, schweres Buch. Die Anstrengung, die Bücher so zu halten, war sichtbar. Seine Muskeln hatten sich durch die Belastung zu definierten und äußerst maskulinen Formen verhärtet, sodass sie wie von einem Bildhauer gemeißelt wirkten. Während seine Hände auf das Gewicht reagierten, offenbarten sie eine verführerische Stärke.
    Sie vergaß ihre Absicht, die Wäsche vor die Tür zu legen und sich lautlos wieder davonzustehlen. Sie vergaß
alles
, während sie ihn fasziniert beobachtete. Wie lange hatte er schon so dagestanden? Und wie lange wollte er das noch fortführen? Die Bücher mussten ständig schwerer werden. Sie waren recht groß und wogen wahrscheinlich beide um die zehn Kilo.
    Langsam hob er die Arme, bis sich die Bücher über seinem Kopf trafen, dann senkte er sie

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