Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
Vom Netzwerk:
zulassen kann …«
    »Sie werden kaum bemerken, dass ich hier bin. Ich benutze den Garteneingang und gehe die Hintertreppe hinauf. Ich benötige keine große Haushaltsführung und bin sehr diskret. Ich wage zu behaupten, dass mich die meisten Nachbarn noch nie gesehen haben.«
    »Einige aber durchaus.«
    »Es ist nicht weiter ungewöhnlich, Zimmer in einem Haus dieser Größe zu vermieten. Es wird Ihrem Ruf nicht schaden, wenn es das ist, worum Sie sich sorgen. Es wird nicht mehr bedeuten als zuvor, als Ihre Mutter noch lebte.«
    Hatte er gerade angedeutet, dass seine Anwesenheit im Haus Alessandras Tochter nicht weiter schaden konnte, da ihr Ruf ohnehin hoffnungslos befleckt war? Wenn ja, konnte sie es ihm kaum vorwerfen. Es war nur die Wahrheit. Und nach Mamas Tod wurde ihre Tochter sogar in Daphnes Landhaus von der berüchtigten Reputation dieser berühmten Hure heimgesucht, nachdem sie bis dahin unerkannt hier gelebt hatte.
    »Wenn ich mich richtig entsinne, waren Ihre Besuche in London oft recht kurz, Sir. Wenn es mir zu fragen erlaubt ist, werden Sie dieses Mal lange in der Stadt weilen?«
    »Höchstens zwei Wochen, nehme ich an. Und Sie, Miss Pennifold – werden Sie lange hierbleiben? Oder kehren Sie dorthin zurück, wo Sie zuvor gelebt haben?«
    »Ich habe vor, mich hier dauerhaft einzurichten und ein Geschäft zu eröffnen.«
    »Und Sie wollen hier alleine wohnen?«
    »Ich erwarte innerhalb der nächsten Woche ein paar Frauen. Die Privatsphäre und Ruhe, die Ihnen so wichtig sind, werden der Vergangenheit angehören, wenn Sie hierbleiben.« Sie bemühte sich, weltgewandt zu klingen, damit er mehr zwischen den Zeilen hörte, als sie in Wahrheit meinte. »Ich erwarte auch viele Besucher. Es könnte ziemlich laut werden, selbst auf dem Dachboden. Besonders nachts. Sie werden die Veränderungen sicherlich nicht mögen.«
    Er ließ die Andeutungen einen Moment im Raum stehen und sah sie an. Sie hoffte, dass er das Schlimmste annehmen und zu dem Schluss kommen würde, dass es zu unangenehm und skandalös wäre, weiter in diesem Haus zu leben.
    »Das ist nicht, was sie für Sie vorgesehen hatte«, sagte er schließlich. »Auch wenn ich annehme, dass ein solches Geschäft praktischer und wahrscheinlich auch sicherer für Sie ist. Wann wollen Sie beginnen?«
    »Schon bald. So bald, dass es sich kaum für Sie lohnen wird, sich häuslich einzurichten. Am klügsten wäre es, wenn Sie …«
    »Sie haben mich falsch verstanden. Ich frage mich, ob es meine Abreise lange verzögern wird, auf diesen Tag zu warten.«
    »Verzögern? Ich hätte gedacht, dass die bevorstehenden Veränderungen Ihre Abreise eher beschleunigen würden!«
    »Und doch führen mich Ihre Pläne in Versuchung, meine Abreise zumindest ein wenig zu verschieben, um den Beginn Ihres Unternehmens mitzuerleben. Das hat wahrscheinlich etwas mit der reizenden Art zu tun, wie Ihre Füße unter dem Saum Ihres Nachthemds hervorlugen.«
    Schnell zog sie ihre Füße zurück unter das Gewand. Sie hätte niemals erwartet, dass dieser Mann sein Interesse so offen kundtun würde. Und doch hatte er es getan, und nun waren sie hier, in einem Zimmer, das von dieser besonderen Energie, die zwischen einem Mann und einer Frau entstehen konnte, praktisch überquoll.
    Plötzlich fühlte sie sich sehr klein. Klein und verletzlich und unter seinem düsteren Blick ganz nackt. Sie stand auf, um sich wenigstens frei bewegen zu können. Um, falls nötig, zu fliehen, auch wenn sie bezweifelte, dass er ihr auf diese Art gefährlich werden würde.
    Doch er erhob sich ebenfalls. Sie zog ihren Schal wie eine Rüstung um die Schultern und bemühte sich, respekteinflößend zu wirken. Wie verwirrend die Situation doch geworden war!
    »Wie ich bereits erklärt hatte, Mr Albrighton, halte ich mich an die Maßstäbe meiner Mutter, was Stand und Reichtum eines Mannes angeht.«
    Er begann umherzugehen und wirkte dabei für ihren Geschmack viel zu entspannt und gleichzeitig beeindruckend in seiner Präsenz. Um ihn weiter im Blick behalten zu können, drehte sie sich hin und her. Ganz in ihrer Nähe blieb er an einer Wand stehen. Er lehnte sich dagegen und nahm eine überaus lässig wirkende Haltung ein.
    »Sollten Sie in ihrem Gewerbe jemals ähnlich erfolgreich und berühmt werden, haben Sie gesagt. Gerade sprachen Sie jedoch von einem weniger illustren Pfad in diesem Gewerbe. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?«
    Machte er sich über sie lustig? Hatte er ihre Behauptung durchschaut?

Weitere Kostenlose Bücher