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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Teresa.
    Free sah zu dem Laden hinüber. Im Fenster hingen Plakate; man konnte kaum hineinschauen. Die Verkäuferin zum Beispiel war nicht zu sehen.
    »Glaub' ich dir wohl«, sagte er. »Ich bin gleich wieder zurück.«
    Als er losgehen wollte, berührte Poppy ihn am Arm. Ein seltsamer Ausdruck huschte über ihre ansonsten so reservierte Miene. Es konnte Besorgnis gewesen sein, vielleicht sogar Schmerz – es war schwer zu sagen.
    »Ich brauche nichts«, sagte Poppy zu ihm.
    Free schien von ihrer sonderbaren Anteilnahme überrascht. Dennoch war er so schnippisch zu ihr wie immer. »Hab' ich dich gefragt, oder was?«
    »Laß uns einfach verschwinden«, bat Poppy.
    Free zögerte. Er sah sie forschend an; sie wich seinem Blick aus und wandte sich nach Norden um; er seinerseits ging einen Schritt auf den Laden zu, und ihre Hand löste sich von seinem Arm. In dem Moment sah Poppy so müde und erschöpft und ausgelaugt aus, daß Teresa anfing, sich um die junge Frau Sorgen zu machen.
    »Steigt ein«, sagte Free. »Es wird nicht lange dauern.«
    Bei elf Dollar fünfzehn klickte die Tanksäule. Teresa zog den Zapfhahn aus dem Wagen und schraubte den Tankverschluß zu. Free verschwand im Laden. Sie und Poppy setzten sich ins Auto und warteten schweigend.
    »Ich hab' deine Erdnüsse«, sagte Teresa nach einer Weile.
    »Danke«, murmelte Poppy.
    »Willst du sie jetzt haben?«
    »Vielleicht später.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ich fühle mich immer gleich.« Poppy machte eine Pause. »Und wie geht's dir?« fragte sie dann.
    »Gut. Nein, eigentlich geht's mir beschissen. Ich habe Fieber. Ich glaube, ich habe mir irgend etwas eingefangen.«
    »Ja, in der Gegend schwirrt 'ne Menge Zeugs rum.« Teresa kicherte. »Weißt du überhaupt, wo wir sind?«
    »Ja.«
    »Wir kommen bald zum gewundenen Teil der Küstenstraße. Schade, daß es Nacht ist. Der Anblick ist wunderschön.«
    »Du schwitzt schon die ganze Fahrt über«, sagte Poppy aus heiterem Himmel. »Du solltest dir um dich selbst Sorgen machen, nicht um mich. Tust du mir den Gefallen, Teresa?«
    Poppy hatte sie noch nie mit ihrem Namen angesprochen. Auf Teresa hatte dies eine starke Wirkung, eine seltsam starke, Wirkung. Es war so, als hätte Poppy allein durch das Aussprechen ihres Namens preisgegeben, wieviel ihr an Teresa lag – was vollkommen unsinnig war, denn eigentlich schien Poppy alles und jeder egal zu sein, außer vielleicht ihre Freundin Candy. Als Poppy von Candy erzählt hatte, war ab und zu ein Hauch von persönlicher Anteilnahme herauszuhören gewesen.
    »Worum soll ich mir Sorgen machen?« fragte Teresa.
    »Warum läufst du von zu Hause weg?«
    »Wer sagt denn, daß ich von zu Hause weglaufe?«
    »Ich weiß es.«
    »Du täuschst dich.«
    »Warum tust du das?«
    »Warum tue ich was?«
    »Lügen.«
    Teresa wurde sauer. »Ich lüge nicht. Ich renne nicht von zu Hause weg. Falls es dich etwas angeht, ich fahre nach Norden, um einen alten Freund zu besuchen.«
    »Na schön«, murmelte Poppy.
    »Du glaubst mir nicht?«
    »Nein. Aber das kann dir ja egal sein. Du weißt genau, wann du lügst und wann nicht. Und nur was du weißt, zählt. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.«
    »Du hast vielleicht Nerven, Poppy, weißt du das? Ich nehme dich mitten in der Nacht mit und fahre dich die Küste hoch, und zum Dank spielst du meinen Seelenklempner. Weißt du was, Poppy, nicht ich brauche einen Psychiater, sondern du. Schau dich doch an. Du hältst es nicht mal zwei Minuten ohne Zigaretten aus. Du hängst dahinten rum und machst Free ständig an, obwohl er nur versucht, freundlich zu sein. Bist du eifersüchtig auf mich, oder was? Sag's ruhig.«
    »Ich bin nicht eifersüchtig auf dich, Teresa«, entgegnete Poppy.
    Plötzlich kam sich Teresa vor wie ein Ballon, aus dem die Luft herausgelassen wurde. Es lag an der Art, wie Poppy ihren Namen aussprach. Die Frau beleidigte sie, wollte sie maßregeln. Aber wenn sie ihren Namen aussprach, war es so, als wäre Poppy eine gute Freundin, die sie vor etwas Gefährlichem warnen wollte. In ihrer Stimme lag eine seltsame, aber wohlwollende Wärme. Teresa hielt einen Moment inne, bevor sie weitersprach.
    »Was für eine Beziehung hast du eigentlich zu Free?« fragte sie. »Ich meine, außer daß du seine Assistentin bist.«
    »Hast du mir ein Feuerzeug mitgebracht?« fragte Poppy.
    »Ja.« Teresa fischte es aus der Einkaufstüte und gab es Poppy. Die dunkelhaarige Frau zündete sich eine Zigarette an und stieß eine Rauchwolke

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