Eine lange dunkle Nacht
aus. Teresa kurbelte sofort das Fenster herunter.
»Hast du es schon mit Kaugummi probiert?« fragte sie.
»Ich habe alles probiert, um aufzuhören«, sagte Poppy. »Aber ich hab's aufgegeben. Du hast nach Jack und mir gefragt. Wir waren mal zusammen, aber jetzt nicht mehr. Zumindest nicht mehr liebesmäßig und so.«
»Warum arbeitest du mit ihm? Ihr scheint euch nicht besonders zu mögen.«
»Ich muß mit ihm arbeiten. Mir bleibt keine andere Wahl.« Leise, beinahe flüsternd, fügte Poppy hinzu: »Er bedeutet mir noch immer etwas.«
Teresa zögerte. »Weshalb nennst du ihn Jack?«
»Er heißt so. Und er haßt es.«
»Hab' ich gemerkt.« Teresa rieb sich die Hände und sah zum Laden hinüber. Sie konnte weder Free noch die Verkäuferin sehen. »Ich frage mich, was er so lange da drin macht«, sagte sie.
»Wahrscheinlich raubt er den Laden aus«, entgegnete Poppy.
Teresa kicherte. »Er ist ein toller Zauberer, ich wette, er könnte den Laden ausrauben, ohne daß es jemand merkt.«
»Er kann einen verhexen«, stimmte Poppy ihr zu.
Eine Minute später kam Freedom Jack zurückgeeilt – zwei Sechserpacks Bier in Händen. Schwer atmend stieg er ein und stellte das Bier zwischen seinen Füßen ab.
»Los, laß uns abhauen«, keuchte er.
Teresa kicherte wieder. »Poppy meinte, du würdest den Laden ausrauben. Scheint so, als hätte sie recht gehabt.«
Free grinste. »Yeah. Deswegen hab' ich auch meine psychedelischen Klamotten angezogen. Da fällt das verspritzte Blut nicht so auf.« Er trommelte aufs Armaturenbrett. »Na los, gib Gas.«
Teresa machte den Motor an. »Du willst also auf jeden Fall die Küste hoch? Demnächst zweigt die Strecke durchs Land ab – Highway eins null eins. Die ist kürzer nach San Francisco.«
»Wir müssen aber meine Mutter besuchen«, erwiderte Free. »Und dazu müssen wir die Küste entlang.«
Teresa nickte. »Meinetwegen.«
Eine halbe Minute später waren sie wieder auf dem Freeway. Da erst entspannte sich Free ein wenig. Er machte ein Bier auf und bot es ihr an. Teresa schüttelte den Kopf. Poppy saß still auf dem Rücksitz, eingenebelt in Rauch. Der Regen war inzwischen wieder stärker geworden; er trommelte aufs Wagendach. Die Küstenstraße würde kein Zuckerschlecken werden, dachte Teresa. Sie hoffte, daß die Straße so leer bliebe wie bisher. Sie hatte schon seit einer ganzen Weile keinen anderen Wagen mehr gesehen.
»Erzähl uns noch was von Bill und Rene«, sagte Free irgendwann.
»Ich würde lieber mehr von John und Candy hören«, entgegnete Teresa.
Erneut legte ihr Free eine Hand auf den Oberschenkel, diesmal weit über dem Knie. Durch den Stoff hindurch massierten seine Finger ihr Fleisch. »Du hast wieder einen Joker in deiner Tasche hinten«, sagte er.
Teresa errötete. »Wie bitte? Wann hast du ihn reingesteckt?«
»Als ich dir in den Hintern gekniffen hab'.«
Teresa kicherte verlegen. »Du hast mich nicht gekniffen. Das hätte ich gemerkt.«
»Du hast es gemerkt.« Free ließ ihr Bein los und trank einen Schluck Bier. »Ich kann erst wieder von John erzählen, wenn ich dran bin. Jetzt bist du an der Reihe. Was ist als nächstes passiert? Hast du die beiden im Bett überrascht?«
Teresa hörte auf zu kichern. »Ja.«
»Ich wußte es!« johlte Free. »Erzähl es uns!« Voller Vorfreude rutschte er auf seinem Platz herum. »Das wird ein Fest!«
»Ich werde euch erzählen, was ich weiß«, sagte Teresa. »Aber ich weiß nicht alles. Die beiden waren hinterlistig. Wie ich schon sagte, Rene wollte zu meinem zweiten Auftritt kommen, aber das war lediglich ein Vorwand, um Bill zu treffen. Während ich auf der Bühne stand, hatten die beiden genug Zeit, um zu quatschen und sich über mich lustig zu machen.«
8. Kapitel
Teresas Eltern kamen zusammen mit Bill und Rene ins Summit. Ihre Eltern im Publikum zu wissen, machte Teresa beinahe genauso nervös wie ihr erster Auftritt. Es waren mindestens so viele Gäste da wie zwei Tage zuvor, wenn nicht mehr. Mr. Gracione meinte, die Leute erzählen sich nur Gutes über sie. Als sie ins Scheinwerferlicht trat, brach das Publikum in begeistertes Klatschen aus. Teresa erschrak, strotzte aber vor Selbstbewußtsein.
Sofort fing alles an schiefzugehen. Beim ersten Lied riß eine Saite. Dies war ihr beim Üben schon so oft passiert, und sie hatte sich vorgenommen, daß sie, falls so etwas während des Auftritts geschah, ganz ruhig bleiben würde. Doch die fehlende Saite brachte sie aus dem Rhythmus, und sie
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