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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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begann falsch zu singen. Sie stand gerade zwei Minuten auf der Bühne, als sie mitten im Lied abbrach und das Publikum nervös anlächelte.
    »Mir ist eine Saite gerissen«, murmelte sie entschuldigend.
    Mr. Gracione brachte ihr eine andere Gitarre. Aber sie wollte keine andere Gitarre – sie wollte eine kurze Pause, um auf ihre eigene eine neue Saite aufzuziehen. Es war schwer genug, vor Leuten zu spielen, erst recht mit einem ungewohnten Instrument. Am liebsten wäre sie in die Garderobe gerannt, um eine Ersatzsaite zu holen, aber sie wollte Mr. Gracione nicht brüskieren. Auf der neuen Gitarre waren Stahlsaiten, und sie haßte Stahlsaiten; sie schnitten in ihre Fingerkuppen.
    Sie spielte ›Untill Then‹ – das Lied, bei dem die Leute vor zwei Tagen völlig ausgeflippt waren. Sie sang und spielte sauber und akkurat, aber sie war nicht bei der Sache; sie fühlte den Song nicht. Am Ende jubelten die Leute, aber es war nichts im Vergleich zum Dienstag. Ihr Selbstbewußtsein bröckelte, und ihr wurde klar, wie schnell ein neuer Star am Pop-Himmel verglühen konnte.
    Trotz allem war der Abend alles andere als ein Reinfall. Nur wenige Leute gingen nach der ersten Show. Die meisten wollten noch mehr hören, was ein gutes Zeichen war. Zwischen den beiden Auftritten zog sie eine neue Saite auf, und als sie die Bühne zum zweiten Mal betrat, empfing das Publikum sie herzlich. Sie kündigte ein brandneues Lied an – ›You‹ –, das sie erst an diesem Nachmittag geschrieben hatte. Es war ihre bislang beste Komposition, und sie wußte es. Sie hatte es für den Schluß aufgehoben. Jetzt war ihr wirklich nach Singen zumute.
     
    Watched the winter fall over me.
    In a night of dreams.
    Stood under the frosted tree.
    Laugh when I remember how it seemed.
     
    Thought that we were two. Called.
    You Said, who?
    Still cry when I think of you. You.
     
    My confession is my Sown.
    Saw you kiss me.
    Didn't want to go home.
    Stood under the barren tree.
    Felt the fall come over me. Felt you.
    Who?
    You.
     
    Please say.
    That you'll stay.
    Stay, go – leave me alone.
    Stay, leave – I'm asking you please.
    Love is the word you say.
    But you won't say.
    Love.
     
    Please say.
    That you'll stay.
    You're so good.
    You're so bad.
    You came to where I stood.
    Made it all seem so sad.
     
    Yeah, I stood under the lonely tree.
    Felt the night sink over me. Lost you.
    Why?
    Because of you.
    You.
     
    Stay, go – you've stolen my home.
    Stay, leave – I'm begging you please.
    Love is the word you would never say. Love.
     
    Der Applaus war gigantisch. Sie erhob sich von ihrem Barhocker und streckte die Arme in die Höhe, als hätte sie gerade ein Rennen gewonnen. Und doch war sie lange nicht so glücklich wie vor zwei Tagen. Der Jubelsturm dauerte mehrere Minuten an, aber er klang sonderbar gedämpft, wie aus großer Ferne. Irgend etwas fehlte – doch sie wußte nicht, was. Sogar sie selbst hatte vom Klang ihrer Stimme eine Gänsehaut bekommen. Es kam ihr vor, als hätte sie ihre eigene, traurige Geschichte vorgesungen.
    Ihre Eltern kamen in ihre Garderobe gestürmt – sie waren völlig aus dem Häuschen. Ihr Vater überreichte ihr einen riesigen Blumenstrauß, drückte ihr einen dicken Kuß auf die Wange und meinte, sie solle ab sofort im Wohnzimmer üben, damit er ihr zuhören könne. Es war ein tolles Gefühl, ihre Eltern dermaßen gutgelaunt zu sehen.
    Dennoch – irgend etwas stimmte nicht.
    Es war spät. Ihre Eltern wollten, daß sie gleich mit nach Hause kam. Sie fuhr mit Bill, aber da Rene mit im Wagen saß, konnten sie nicht richtig miteinander reden. Dafür redeten Bill und Rene um so mehr. Die beiden schienen sich prächtig zu verstehen. Teresa saß nur stumm da und hörte zu. Sie war vom Singen völlig heiser; ihre Stimmbänder brauchten dringend Erholung.
    Es überraschte Teresa, wie wenig die beiden über ihren Auftritt sprachen. Deswegen waren sie doch ins Summit gekommen, oder? Nun, Teresa war nicht von gestern, und das Leben steckte voller Überraschungen. Also, die beiden mochten sich – kein Problem. Sie waren beide nett, und sie waren ihre Freunde. Teresa wollte sogar, daß sie sich gut verstanden. Aber mehr nicht. Dieses Trio brauchte noch einen Mann, sagte sie sich. Als sie bei Rene ankamen, schlug sie vor, am kommenden Sonnabend zu viert auszugehen. Rene errötete und meinte, sie kenne niemanden, der mit ihr ausgehen würde. Teresa lächelte nur.
    »Keine Sorge, ich habe da jemanden im Auge«, sagte sie.
    Bill

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