Eine Leiche im Badehaus
Miniaturen malen, und ich will nicht in deine schleimige Politikbrühe reingezogen werden.«
»Du stehst bereits bis zum Hals in Fischsoße. Hast du rumerzählt, dass du mein Neffe bist?«
»Warum nicht?«
»Du hättest erst zu mir kommen sollen.«
»Du warst ja nie da.«
»Na gut. Larius, wie konnte jemand an diesen Pinsel rankommen?«
»Er brauchte ihn nur aus der Hütte zu holen, während ich weg war. Meine ganzen Sachen sind hier.«
»Kann es sein, dass Pomponius ihn sich selbst geborgt hat?«
»Was, um sich in den Bädern damit an den Eiern zu kitzeln?«, spottete Larius. »Oder seine Ohren zu putzen? Wie ich höre, ist das die neueste Mode in Künstlerkreisen – besser als ein plebejischer Ohrenlöffel.«
»Beantworte meine Frage.«
»Was das Klauen des Pinsels angeht, glaube ich nicht, dass der großkotzige Dreckskerl überhaupt wusste, wo unsere Hütte ist.«
»Was geschah, wenn ihr ihm einen Entwurf zeigen wolltet?«
»Wir brachten die Skizzen zum Audienzraum des großen Meisters und standen zwei Stunden lang in der Schlange.«
»Du mochtest Pomponius nicht?«
»Architekten? Kann sie alle nicht ausstehen«, knurrte Larius gleichgültig. »Selbstherrliche Wichtigtuer zu verabscheuen ist eine flegelhafte Angewohnheit, die ich von dir übernommen habe.«
»Und warum will man dann unbedingt dir etwas anhängen, mein glücklicher Neffe? Wem bist du auf die Zehen getreten?«
»Was, ich?«
»Ist Camillus Justinus der Einzige, den du in letzter Zeit verprügelt hast?«
»Aber ja.«
»Hast du außer mit Virginia mit sonst noch jemandem geschlafen?«
»Mit Sicherheit nicht.« Er war ein echter Gauner. Ein totaler Heuchler.
»Hat Virginia noch andere Liebhaber?«
»Ist berühmt dafür, würde ich sagen.«
»Hat sie was mit jemandem, der einen Groll hegt?«
»Sie ist ein Mädchen, das mit vielen was hat. Niemand Festes, falls das eine Hilfe ist.«
»Und was ist mit dir, Larius? Jeder kennt dich? Jeder weiß, was du bist?«
»Was meinst du damit – was ich bin?«
»Fangen wir mit Faulenzer an«, sagte ich schneidend. »Dann versuch’s mal mit Wein saufendem, rumhurendem, streitsüchtigem Inbegriff von Landplage.«
»Da musst du meinen Onkel meinen«, erwiderte Larius und erstaunte mich wie immer mit plötzlicher bissiger Schlagfertigkeit.
»Stimmt.«
»Ich komme rum«, gestand der Junge. Ich hatte ihn als schüchternen, Lyrik liebenden Träumer in Erinnerung, einen zielstrebigen Romantiker, der einst meinen dreckigen Beruf für hohe Ideale und die Kunst verschmäht hatte. Jetzt hatte er gelernt, sich in rauer Gesellschaft zurechtzufinden – und mich zu verabscheuen.
»Du kommst besser mit in mein Quartier. Genauer gesagt, ich nehme dich in Gewahrsam, bis die Sache geklärt ist. Und damit eines klar ist, ich habe kleine Kinder und höfliche, stillende Mütter dabei, ganz zu schweigen von dem edlen Aelianus, der an seinen Hundebissen dahinsiecht, also keine Trinkgelage und Kloppereien, bitte schön.«
»Ich merke, du bist ein gesetzter Mann geworden«, schnaubte Larius.
»Noch etwas«, befahl ich ihm. »Lass deine dreckigen Pfoten von meinem Kindermädchen.«
»Wer soll das denn sein?«, fragte er voll kirschmündiger Unschuld. Er wusste, wen ich meinte. Mich konnte er nicht zum Narren halten. Er war auf dem Aventin geboren, er gehörte zu den nutzlosen Didii.
Um ehrlich zu sein, versetzte mir sein Verhalten einen nostalgischen Stich.
XLI
Ich war was Schlimmeres als ein gesetzter Mann. Ich litt wie jeder Paterfamilias, dessen häusliches Leben sich mit schreienden Kindern, sexverrückten Neffen, ungehorsamen Freigelassenen, unerledigten Geschäften und eifersüchtigen Rivalen angefüllt hat, die ihn entlassen oder tot sehen wollen. Ich glich dem von allen verfolgten dämlichen Vater in einem griechischen Theaterstück. Das hier war kein Milieu für einen Ermittler aus der Stadt. Als Nächstes würde ich mir noch pornografische Öllampen kaufen, die ich dann lüstern im Büro beäugte, und Blähungen kriegen, weil ich mir Sorgen wegen der Erbschaftssteuer machte.
Helena warf mir einen seltsamen Blick zu, als ich Larius ihrer Obhut übergab. Er schien verblüfft, sie hier zu sehen. Früher hatte er sie verehrt. Das war eine etwas unangenehme Situation für den neuen Mann, der wegen einer Wette mit Frauen herumtändelte und sich dann aus dem Staub machte, abgebrüht und ungerührt.
Helena begrüßte ihn mit einem liebevollen Kuss auf die Wange, eine kultivierte Geste, die ihn
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