Eine Leiche im Badehaus
viel früher.«
»Bevor das Verbrechen geschah. Außerdem«, fiel mir ein, »trug Cyprianus gestern Blau. Du hast die Männer nicht gesehen?«
»Ich beschloss, wieder zu gehen«, sagte Maia. »Ich nahm an, dass sie in den Heißräumen waren, aber da hätten sie Stunden bleiben können.« Die drei Heißräume lagen hintereinander, wie das bei kleinen Badehäusern meist der Fall ist. Man musste auf demselben Weg wieder hinaus wie hinein, begegnete also jedem, der einem später gefolgt war. Eine Frau allein würde sich nicht gern in einem winzigen Handtuch entspannen, wenn Männer auf dem Rückweg an ihr vorbeischlenderten.
»Du hast also beschlossen, nicht zu warten?«
Maia bestätigte ihre Abneigung. »Ich geh noch ein in dieser Provinz. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, im Kaltraum zu frieren, während ich mit meinem Öl herumtrödelte und darauf wartete, dass sie verschwanden, Ich dachte, ich könnte heute Morgen in Ruhe baden, aber es war wieder nichts.«
»Liebling, sei bloß froh, dass du nicht nackt in das letzte Caldarium getappt bist, wo Pomponius abgemurkst auf dem Boden lag.«
»Er war ein Mann«, sagte Maia grimmig. »Einer, der dachte, er würde die Welt beherrschen. Ich nehme an, ich hätte es ertragen können.« Ich wollte gerade gehen, als sie beiläufig hinzufügte: »Der Mann mit der weißen Tunika hatte eine Schultertasche an den Kleiderhaken gehängt.«
Sie war in der Lage, die Tasche zu beschreiben, mit der Genauigkeit eines Mädchens, das Interesse an Praktischem hat. Sie beschrieb sie sogar so gut, dass ich wusste, wessen Tasche es war.
Als ich zur Hütte der Maler ging, sah ich, dass bereits daran gearbeitet wurde, den alten Palast in die neuen Baupläne einzubeziehen. Strephon und Magnus waren ins Gespräch vertieft, während die Gehilfen des Feldmessers geduldig mit ihren Messinstrumenten herumstanden.
Es sah wie die geschäftigere Version der Szene aus, die ich vor ein paar Tagen beobachtet hatte. Magnus, der sich durch seine gepflegte Kleidung und das graue Haar abhob, baute seinen komplizierten diopter auf, während die Gehilfen sich mit dem einfacheren groma begnügen mussten. Einige waren für das Aufrichten zwanzig Fuß hoher Messlatten zur Höhenmessung verantwortlich, andere mühten sich unbeholfen mit einem gewaltigen Winkelmaß ab, um die ursprüngliche Vermessung der Schnittstelle der beiden Flügel des neuen Palastes zu markieren. So nahe am Gebäude wurden sie noch zusätzlich durch das Gerüst behindert, und ich hörte, wie Magnus ihnen zurief, sie sollten statt des klobigen Winkelmaßes doch lieber Pflöcke und Schnur verwenden. Er richtete sich auf und bemerkte mich. Wir nickten uns kühl zu.
Eines nach dem anderen. Eine frische Brise fuhr mir durchs Haar, als ich zu den Hütten an der Westseite der Baustelle marschierte. Ich hatte die große Plattform überquert, schritt über das flache Gelände, das eines Tages der weiträumige Hofgarten sein würde, und wich den ausgehobenen Gräben und den ersten verlegten Blöcken für den gewaltigen Stylobat des Westflügels aus. Auf der Baustelle wurde gearbeitet, aber alles wirkte gedämpft. Ich hörte Hämmern von dem Bauhof, in dem die Steinblöcke behauen wurden, und aus einer anderen Richtung kam das Kreischen einer Säge, die Marmor schnitt. Sonnenlicht, hell, aber in Britannien nicht blendend, wärmte mir das Gemüt.
Vor mir kreisten Raubmöwen über dem bewaldeten Gelände, auf dem die Karren abgestellt waren. Wieder roch ich Holzrauch aus dem Lager. Leise ging ich den Pfad entlang, vorbei an der Hütte des Mosaiklegers, in der sich nichts zu regen schien. Nebenan, wo Blandus und sein Gehilfe hausten, blieb ich stehen. Die Tür war offen, jemand war drin. Blandus war es nicht.
Der Mann kehrte mir den Rücken zu, stand aber etwas schräg, und ich sah, dass er an einem Stillleben arbeitete – frisches Obst in einer Glasschale. Mit den Äpfeln war er bereits fertig und fügte jetzt die zarten weißen Linien hinzu, die die Rippen einer durchsichtigen Obstschale andeuteten. Unsicher, ob er mich gehört hatte, stand ich ganz still und bewunderte die Rundungen des reifen Obstes und die kunstvoll ausgeführte Illusion des Glases. Der junge Maler schien vollkommen in seine Arbeit vertieft.
Er war ein großer Junge. Ich sah ein abstehendes Ohr, halb bedeckt von ungepflegtem dunklem Haar, das durch einen anständigen Schnitt und einen Kamm viel gewonnen hätte. Seine Kleidung war voller Farbspritzer, obwohl alles
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