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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich.
    »Ich benutze einen Strigilis, keinen verdammten Zirkel.«
    »Mit welchem Werkzeug stechen Sie dann Augen aus?«
    Magnus atmete schwer und antwortete nicht.
    »Haben Sie Cyprianus gestern Abend gesehen?«, wollte ich wissen.
    »Nein.« Magnus blickte mich scharf an. »Hat er das behauptet?«
    Ich gab keine Antwort. »Heute Morgen waren ein paar dämliche Arbeiter im Badehaus. Hat das was mit Ihnen zu tun?«
    »Nein. Ich habe Togidubnus vor längerer Zeit einen Kostenvoranschlag gegeben. Alles andere blieb ihm überlassen.«
    »Muss viel daran gemacht werden?«
    »Von müssen kann nicht die Rede sein«, meinte Magnus ätzend. »Höchstens von wollen , und dann so viel, wie ein reicher Klient, gedrängt von einem schamlosen Bauunternehmer, bereit ist, Geld zu verschwenden.«
    »Sie haben also nichts mit diesen Taugenichtsen zu tun, die sich heute auf der Baustelle herumtrieben?«
    »Nein.«
    »Lassen Sie uns auf die Hauptfrage zurückkommen. Waren Sie gestern spätnachts im Badehaus, Magnus?«
    Magnus zögerte mit seiner Antwort. Ich wartete starrköpfig. Er behielt sein Schweigen bei und versuchte mich zu zwingen, es zu brechen, die Initiative wieder an mich zu reißen. Er wollte unbedingt wissen, ob ich unwiderlegbare Beweise hatte.
    Nach einer Ewigkeit entschied er sich, was er sagen wollte. »Ich war nicht in den Bädern.«
    Überwältigt von der Anspannung, stieß Gaius, der Schreiber, einen Seufzer aus. Magnus hielt den Blick auf mich gerichtet.
    »Sie lügen, Magnus.« Mit einer wütenden ausholenden Geste fegte ich seine Instrumententasche vom Tisch. Dann brüllte ich in höchster Lautstärke: »Oh, zum Hades, Magnus! Sagen Sie mir gefälligst die Wahrheit!«
    »Ganz ruhig, Falco«, quiekte Gaius erschrocken. Er sprach zum ersten Mal, seit wir hereingekommen waren. Seine Augen flackerten, blinzelten zu schnell.
    Jetzt ließ ich meinem Zorn freien Lauf. »Er war im Badehaus!«, brüllte ich den Schreiber an. »Ich habe einen Zeugen, der das bestätigt, Gaius!« Dabei schaute ich Magnus nicht an. »Wenn du wissen willst, warum ich darüber so wütend bin – ich dachte, er sei ein Mann von überlegener Qualität. Ich dachte, ich könnte ihm vertrauen. Ich wollte nicht, dass er der Mörder ist.«
    Magnus warf mir einen langen, eindringlichen Blick zu. Dann stand er einfach auf und sagte, er müsse zurück an die Arbeit. Ich ließ ihn gehen. Ich konnte ihn nicht verhaften, aber ich entschuldigte mich auch nicht für meine Unterstellung, dass er der Mörder sei.

XLII
     
     
    Sobald der Feldmesser gegangen war, ließ ich die Scharade fallen.
    Ich blieb still sitzen. Zu still, hätte jeder gesagt, der mich kannte. Der Schreiber hatte mit mir zusammengearbeitet, aber nicht lange und eng genug. Trotzdem hielt ihn ein Unbehagen auf seinem Hocker fest.
    »Tut Ihnen Ihr Zahn wieder weh, Falco?«, fragte er mit nervöser Stimme. Es konnte ein Witz sein, echtes Mitgefühl oder eine verängstigte Mischung aus beidem.
    Zu beschäftigt, um daran zu denken, hatte ich meinen schmerzenden Zahn bis zu diesem Augenblick vergessen. Ermittler brechen nicht unter bloßen unerträglichen Schmerzen zusammen. Wir sind immer zu beschäftigt, zu erpicht darauf, den Fall aufzuklären.
    »Wo warst du gestern Nacht, Gaius?« Das klang wie eine neutrale Frage.
    »Was?«
    »Sag es mir einfach.« Er war bei der Besprechung heute Morgen dabei gewesen und hatte seine Aussage niedergeschrieben, aber ich hatte noch keine Zeit gehabt, draufzuschauen.
    »Ich … war in Novio.«
    Mit einem dünnen Halblächeln musterte ich den Nichtsnutz.
    »Du warst in Novio?«, wiederholte ich und klang wie ein vergrämter Anwalt, der sein schwächstes rhetorisches Manöver ausdehnt. Ich hoffte, dass der Zeuge aus schierer Furcht zusammenbrach. Was sie im wirklichen Leben nie tun.
    »Novio, Falco.«
    »Weswegen?«
    »Um mal rauszukommen. Einen Abend in der Stadt zu verbringen.« Ich musterte ihn immer noch. »Stupenda hat getanzt«, fuhr Gaius fort. Netter Versuch. Einzelheiten lassen eine Unwahrheit immer glaubwürdiger klingen.
    »War sie gut?«
    »Sie war hervorragend.«
    Ich stand auf. »Mach mit deiner Arbeit weiter.«
    »Stimmt was nicht, Falco?«
    »Nichts, womit ich nicht täglich rechne.« Ich ließ ihn sehen, wie ich den Mund verzog. Ich hatte Gaius gemocht. Er hatte es gut hingekriegt, das richtige Verhalten an den Tag zu legen. Aber es war nur eine Täuschung gewesen. »In meinem Beruf«, führte ich grimmig aus, »begegne ich Lügen, Betrug,

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