Eine Leiche im Badehaus
ich schlug jetzt eine neue Richtung ein, »gehen wir davon aus, dass der Mörder oder die Mörder in voller Absicht das Badehaus betraten, ihre Tat ausführten und schnell wieder verschwanden?«
»Wenn sie aus diesem Grund hingingen, Falco, wie konnten sie dann sicher sein, dass Pomponius allein war und niemand sie unterbrechen würde?«
»Sie behielten das Badehaus unter Beobachtung, bis sie gefahrlos zuschlagen konnten.«
»Was für eine grausige Vorstellung«, murmelte Aelianus. »Pomponius, der da drin träge mit seiner Strigilesgarnitur rumsitzt …« Kurz verklang seine Stimme. »Auf jeden Fall ist das vorsätzlicher Mord.«
»Zweifellos würde ein guter Strafverteidiger, von keinerlei schlechtem Gewissen geplagt, sie da rauspauken …« Ich hielt nicht viel von Anwälten.
»Aber Falco! Er wurde wie Ungeziefer in die Enge getrieben. Sobald du in den Tiefen eines Badehauses bist, sitzt du in der Falle.«
»Denk nicht zu viel darüber nach, Aulus, sonst wirst du beim nächsten Mal nervös, wenn du dir mit deinem Lavendelöl den Dreck abschabst.«
Aelianus pfiff durch die Zähne.
Nach einem Augenblick wurde er wieder munter und meinte: »Also halten wir es für eine Verschwörung der gesamten Projektgruppe.«
Wir waren beide so vertieft gewesen, dass wir unseren Gefährten vergessen hatten. Bei Aelianus’ letztem Satz knarrte plötzlich der Korbstuhl. Larius regte sich, rappelte sich hoch und stieß einen enormen Rülpser aus. Aelianus und ich verzogen gequält das Gesicht. Julia Junilla ließ sich auf den Teppich plumpsen, die dicken Beinchen vor sich ausgestreckt, und versuchte dieses abscheuliche Geräusch nachzumachen.
»Märchen!«, rief Larius. »Ihr zwei verrückten Schwachköpfe gebt euch Fantasiegebilden hin. Warum sagt ihr, es sei die verdammte Projektgruppe?«
Ich hob eine Augenbraue. »Du verteidigst sie?«
»Sie sind eine Bande nassärschiger, knochenloser Seeanemonen«, grummelte Larius. »Durch und durch wabbelig. Keiner von denen könnte sich auch nur aus einem Kopfkissenbezug befreien. Die ganze Gruppe zusammen würde keinen Plan zustande bringen, eine Latrinentür zu öffnen, selbst wenn sie alle Dünnschiss hätten.«
»Du lieferst uns ja eine hübsche Einschätzung dieser edlen Männer«, gratulierte ihm Aelianus sarkastisch.
»Dann erzähl uns, wie du die Sache siehst, Larius.«
»Onkel Marcus, hier wimmelt es von wütenden Leuten, die alle Pomponius aus besseren Gründen hassten als deine Verdächtigen. Die Projektgruppe warf ihm schlimmstenfalls vor, dass er anmaßend und grässlich war.«
»Ich muss zugeben, wenn unerfreulich zu sein ausreichte, einen Mann in den Thermen abzumurksen, wäre Rom eine leere Stadt.«
»Versuch’s mal damit«, sagte Larius. »Die Marmorsteinmetzen. Wer braucht denn schon diese verdammten Marmorverschalungen?«, nörgelte er aus beruflichem Interesse. »Ich kann bessere Äderungen malen, ohne dass teures Material zu Bruch geht. Die hatten da was laufen, was aber gestoppt worden ist.«
»Die Sache mit den viel zu breiten Schnitten. Milchato ist angewiesen worden, das zu beenden«, erklärte ich.
Larius verzog das Gesicht. »Nein, es war was viel Lukrativeres, nicht nur dieser alte Trick mit dem zu groben Sand. Frag mich nicht, was. Ich plaudere nicht mit Marmorarbeitern.«
»Hältst dich wohl für was Besseres«, höhnte Aelianus.
»Leck mich.« Larius grinste. »Als Nächstes, wie wär’s mit Lupus und Mandumerus?«
»Beide?« Ich war überrascht.
»Natürlich.«
»Mandumerus hat bei den Lohnabrechnungen Schmu gemacht. Das habe ich aufgedeckt.«
»Also ist Falco als Nächster dran, mit einer engen Halskette erdrosselt zu werden?«, fragte Aelianus ein wenig zu eifrig.
»Ach, er hat doch dich und deinen Bruder, die auf ihn aufpassen!« Larius lachte. »Wie auch immer, auf der ganzen Baustelle ist bekannt, dass Pomponius Mandumerus kreuzigen wollte, aber Falco dagegen Einspruch erhoben hat. Mandumerus kann ihn deswegen zwar immer noch nicht leiden, doch er weiß, dass mein lieber Onkel eine empfindsame Seite hat.«
»Erzähl uns mehr von der Mandumerus-Schiebung«, sagte ich. »Und warum du Lupus mit einschließt.«
»Mandumerus wandte diesen Trick mit den falschen Zahlen schon seit Jahrzehnten an. Er kann sich wahrscheinlich nicht mal mehr daran erinnern, wie man ehrlich arbeitet. Lupus hat sein eigenes System.«
»Was? Ich bin die Lohnlisten mit dem Läusekamm durchgegangen, Larius, und habe nichts Verdächtiges gefunden.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher