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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ich war halbwegs darauf vorbereitet gewesen, denn ich hatte diese Handschrift schon mal gesehen. Trotzdem drehte es mir den Magen um. Magnus, der mir gefolgt war, schaffte es nicht mehr aus dem Zimmer, bevor er sich übergeben musste. Einige der Briten, die mit mir gekommen waren, wurden etwas weiß um die Nase, doch es gelang ihnen allen, nicht umzukippen, und keiner verschwand fluchtartig. Verovolcus kam direkt ans Bett und betrachtete alles von nahem. Ein halb abgeschnittener Kopf konnte Männern, deren Stämme Feinde als Kriegstrophäen enthaupteten, keine Angst einjagen. Die jungen Männer hatten das sicherlich nicht selbst erlebt, aber Verovolcus machte den Eindruck, als hätte er Dinge gesehen, von denen ich lieber nichts hören wollte.
    Der Anblick war grausig. Ich versuchte professionell zu bleiben. Marcellinus musste geschlafen haben, als der Mörder über ihn hergefallen war. So, wie er hoch aufgestützt in den Kissen lag, der obere Teil seines Körpers außerhalb der Bettdecke, hielt ich es für wahrscheinlicher, dass er gesessen hatte und ihm die Kehle von hinten aufgeschlitzt worden war. Jemandem war erlaubt worden, nahe genug an ihn heranzukommen. Wenn eine Frau die Tat begangen hatte – und ich wusste, wen ich damit meinte –, würde es keinem Zyniker schwer fallen, darüber zu spekulieren, wie sie sich wohl in das Vertrauen des Mannes eingeschlichen hatte, und das auch noch am Geburtstag seiner Frau.
    Das meiste Blut war auf dem Bett. Fußspuren gab es keine. Der Türgriff war sauber. Der Täter konnte dem Blut nicht vollkommen ausgewichen sein, doch er hatte keine Spur hinterlassen. Die Arbeit eines Profis. Viel konnte dabei nicht schief gehen, außer dass meine Anwesenheit in der unmittelbaren Umgebung einfach echtes Pech war. Ich hatte genug von dieser Art Arbeit gesehen, um Perella sofort als Mörderin zu benennen.
    Neben dem Bett lag keine Waffe, doch man konnte erkennen, dass es ein äußerst scharfer Dolch mit dünner Klinge gewesen war. Scharf genug, um damit Fisch zu filetieren und Fleisch zu entbeinen – oder auch für jede andere Schlachterarbeit. Inzwischen war er sicherlich gut gesäubert worden und steckte wieder ordentlich in seiner Scheide und im Gürtel einer ruhigen, nachlässig wirkenden Frau, die ich einmal einen Apfel mit wahrscheinlich demselben Messer hatte zerteilen sehen. Ein Umhang würde jegliche Blutspritzer verdecken.
    »Mann aus Rom, was halten Sie davon?«, krächzte Verovolcus. Ich fand, er zeigte zu viel eifrige Neugier.
    »Wenn die Leute weiter in dieser Geschwindigkeit abkratzen, bleiben bald keine Verdächtigen mehr übrig.«
    Verovolcus lachte. Ich lachte nicht mit. »Zwei bedeutende Architekten in derselben Nacht«, staunte er.
    »Eigentümlicher Zufall.« Oder nicht? »Pomponius und Marcellinus waren berufliche Rivalen. Da sie beide am selben Abend ermordet wurden und in einiger Entfernung voneinander, hat keiner den anderen umgebracht. Davon abgesehen könnten wir immer noch dasselbe Motiv finden, und die Morde können von derselben Person organisiert worden sein.«
    »Eine eifersüchtige Ehefrau?«, meinte Magnus.
    »Sie kannten das Paar«, sagte ich, zu Verovolcus gewandt. »Hatte sie einen Grund, wütend auf ihren Mann zu sein?«
    Verovolcus zuckte mit den Schultern. »Wenn ja, hat sie das nie gezeigt. Sie wirkte immer zufrieden.«
    »Jetzt nicht mehr«, bemerkte ich.
    Wir durchsuchten das Haus, fanden aber nichts von Bedeutung. Die Sklaven sagten, nach den ausgedehnten Feierlichkeiten hätten alle lange geschlafen. Das schloss auch einige Gäste ein. die über Nacht geblieben waren. Wir fanden sie zusammengedrängt im Esszimmer – örtliche Würdenträger, nicht besonders würdig in dieser Krise, die uns nicht viel zu erzählen hatten. Alle seien spät aufgestanden, zum Frühstück gekommen, das um die Mittagszeit eingenommen worden war, und hätten ihre Abreise geplant. Marcellinus’ Frau habe beschlossen, nach ihm zu schauen, da er sich normalerweise von allen Gästen persönlich verabschiedete. Nachdem die Schreie ertönten, hätten die Gäste das Gefühl gehabt, sie sollten hier bleiben, obwohl keiner so recht wusste, welche Form ihre Hilfe annehmen sollte.
    Ich fragte sie über den vergangenen Abend aus. Alle sagten, das Fest sei ein großer Erfolg gewesen; die Tänzerin sei einmalig. Die Musiker seien von Marcellinus engagiert worden und nicht von Stupenda, wie sie sich nannte. Am heutigen Morgen hätten sich sowohl die Musiker als auch die

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