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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verkündete meine Schwester.
    Das war keine Überraschung. Maia hätte sicherlich wegen einer Lyriklesung oder einem Trupp Feuerschlucker nicht so grimmig geschaut. »Lass mich raten. Es handelte sich um eine professionelle Tänzerin, einen exotischen Import aus dem fernen Rom? Geschmeidig und erfahren?«
    »Erfahren auf vielen Gebieten«, knurrte Maia. »Ihr Name ist Stupenda.«
    »Ihr Name ist Perella.« Jetzt hatte ich keinen Zweifel mehr. Aber was wollte Anacrites’ Agentin von einem ehemaligen Architekten im Ruhestand?
    Nicht Gutes. Nichts, was ich mir zu ignorieren leisten konnte.

XLV
     
     
    Marcellinus’ Villa lag angeblich zwölf Meilen entfernt – vermutlich so, wie laut dem Volksmund »die Krähe fliegt«, nur waren meiner Erfahrung nach britannische Krähen beschwipste alte Federwische, die keine Karten lesen konnten.
    Der König begriff, dass ich nicht daran denken würde, eine Mordermittlung abzubrechen, um diesen Ausflug zu unternehmen, wenn ich nicht Gefahr witterte. Er stellte uns schnelle Pferde und eine kleine Eskorte eifriger Krieger zur Verfügung. Magnus sah uns wegreiten, fand irgendwie ein Reittier und schloss sich uns an.
    Verovolcus zockelte ebenfalls mit. Genau wie Helena. Trotz meines Protestes setzte sie sich hinter mich auf mein Pferd. Das war ein hübsches Beispiel römischer Mutterschaft, denn natürlich mussten wir auch Favonia mitnehmen. Helena war rasch losgelaufen, um sie zu holen, und tauchte dann mit der Kleinen in einer sicher um ihren Körper gebundenen Stola wieder auf. Nicht viele Ermittler gehen ihren Geschäften begleitet von einer Verrückten und einem vier Monate alten Säugling nach.
    Maia blieb zurück, mit Nux und einem menschlichen Leibwächter. »Ich passe auf Julia auf, aber nicht auf eure anderen beiden Zugelaufenen. Sie sehen wie garstige Lümmel aus.« Aelianus und Larius taten, als hätten sie das nicht gehört.
    Larius wollte auch mitkommen. »Du bist ein Tatverdächtiger«, wies Aelianus ihn zurecht. »Rühr dich ja nicht vom Fleck.«
    »Ich habe Onkel Marcus schon geholfen, als du noch ein zwei Fuß großer Schreihals warst, der auf das Goldamulett seiner Mutter gesabbert hat«, höhnte Larius.
    »Dich hat man nach Britannien gebracht, um hübsche Blumenbuketts zu malen. Ich bin in offiziellem Auftrag hier …«
    »Hört auf, euch zu zanken, alle beide«, knurrte Maia. Erstaunlicherweise gehorchten sie.
     
    Man hätte uns ein Boot zur Verfügung gestellt, was wahrscheinlich schneller gewesen wäre, aber ich wollte sehen, ob jemand aus der Villa nach Noviomagus zurückkam. Was nicht der Fall war. Trotzdem, man muss alles überprüfen.
    Der Marcellinus-Besitz lag ein paar Meilen landeinwärts. Wir erkannten ihn schon von weitem. Die Größe und Pracht erweckten genauso viel Aufmerksamkeit, wie er das mit seiner auffälligen Kleidung und dem hochmütigen Verhalten tat. Sobald wir durch den monumentalen Eingang galoppierten, bestätigten sich meine Befürchtungen wegen des gestrigen Abends. Alles war in heller Aufregung. Die Sklaven rannten entweder wie aufgeschreckte Mäuse herum oder duckten sich in irgendwelche Ecken, starr vor Angst. Bald hatten wir die Frau des Architekten gefunden, die ich auf zwanzig Jahre jünger als ihn schätzte – vielleicht war es ihr fünfzigster Geburtstag gewesen, den sie gestern gefeiert hatte. Endlose Schreie verrieten uns, wo sie war. Sie musste schon seit einer Ewigkeit hilflos schreien, denn sie war vollkommen heiser. Keiner ihrer Dienstboten wagte sich an sie heran, um sie zu besänftigen oder zu trösten.
    Die Hysterie war dadurch ausgelöst worden, dass sie ihren toten Ehemann gefunden hatte. Ich brauchte sie nicht zu fragen, ob er eines natürlichen Todes gestorben war. Es gab ein Badehaus – aber im Gegensatz zu Pomponius war Marcellinus im Bett gestorben.
    Helena kümmerte sich um die arme Frau. Ich durchquerte eine elegante Zimmerflucht voll reich verzierter Möbel und fand Marcellinus rasch. Er und seine Frau hatten getrennte Schlafzimmer – das ausgeklügelte System, das Paaren erlaubt, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Er war in seinem Bett, lag noch da, wo er geschlafen hatte, wie wir von der Frau erfahren hatten. Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. Der Schnitt war fachmännisch ausgeführt worden, sowohl durch die Drosselvene als auch durch die Luftröhre, so tief, dass das Messer seine Wirbelsäule angekratzt haben musste.
    Das Zimmer stank nach dem Wein der letzten Nacht. Überall war Blut.

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