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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Tänzerin auf den Weg gemacht und seien dabei von einem Torwächter gesehen worden, was ein verantwortungsvoller Bürger überprüft hatte. Die Lyraspieler und Tamburinrassler seien als Erste gegangen. Die Tänzerin sei etwas später gefolgt. Nach vorheriger Vereinbarung sei sie in Noviomagus abgeholt worden und sollte auch in Marcellinus’ eigener Kutsche wieder dorthin gebracht werden.
    Die Kutsche war noch nicht zurück. Ich bat Verovolcus, die Krieger ausreiten und zumindest die nähere Umgebung absuchen zu lassen. Dabei würden sie das Gefährt finden. Allerdings keine Spur von »Stupenda«, dessen war ich mir sicher.
    Ich ging hinaus, um mit der Ehefrau zu sprechen.
    Zwecklos. Helena hatte ihr Möglichstes getan, aber es war notwendig gewesen, der Witwe ein Beruhigungsmittel zu geben. Eine Frau aus der Küche hatte die erforderlichen medizinischen Kräuter zur Verfügung gestellt. Helena hatte die Witwe in eine Decke gewickelt. Jetzt saß sie da und weinte leise vor sich hin, während der Schock erst richtig einsetzte. Sie war nicht ansprechbar und nahm uns gar nicht wahr.
    Helena zog mich beiseite und sprach mit leiser Stimme. »Ich hab rausgefunden, was möglich war. Das Fest endete sehr spät. Alle waren erschöpft und die meisten angetrunken. Man fand Betten für sie. Marcellinus und seine Frau schliefen getrennt …« Ich sagte nichts dazu. Helena und ich hatten da unsere eigenen Ansichten. Andererseits war es ein älteres Paar, und er hatte künstlerische Neigungen gehabt. »Heute Morgen waren die Dienstboten alle verschlafen, also schaute die Ehefrau selbst nach, warum er nicht auftauchte. Sie ging in sein Schlafzimmer und stieß auf diese Entsetzlichkeit.« Helena erschauerte. Vielleicht stellte sie sich vor, wie sie sich fühlen würde, wenn sie mich so vorfand.
    »Was macht sie für einen Eindruck?«
    »Anständig, ehrbar, wenn auch nicht kultiviert, nicht seine Freigelassene, von gewissem Rang und mit einer Mitgift, würde ich sagen.«
    »Hat sich bestimmt eine Frau gesucht, die Geld mit in die Ehe brachte – bei seinem teuren Geschmack.«
    »Sie hat noch nicht begriffen, was das alles bedeutet.« Helena kapierte in einer Krise stets sofort, was damit verbunden war. Sie bewältigte Trauer, Furcht oder andere Tragödien durch entschlossene Planung, wie damit umzugehen war. »Ich sagte ihr, wir wären davon überzeugt, dass der Mörder längst das Weite gesucht hätte und für andere keine Bedrohung mehr darstellte. Das ist nicht bei ihr angekommen. Sie verlangt bisher noch nicht mal nach Gerechtigkeit.«
    Meine Stimme krächzte heiser. »Wenn die Mörderin von Anacrites geschickt wurde, ist sie die Gerechtigkeit – kaiserliche Gerechtigkeit, hinterhältig und summarisch ausgeführt.«
    »Wirf es nicht dem Kaiser vor.« Helena klang müde.
    »Oh, tun wir so, als wüsste Vespasian nicht, was sein Oberspion alles regelt oder welche schmutzigen Methoden er dazu benutzt. Nein, bleib realistisch – Vespasian will es nicht wissen.«
    Mir war klar, dass Helena Widerstand leisten würde. »Klär Vespasian auf, Marcus. Aber er wird es dir nicht danken.«
    Helena unterstützte das flavische Regime, doch sie war Realistin. Vespasian gab sich den Anschein, Spione und Ermittler zu hassen, und doch florierte der kaiserliche Geheimdienst nach wie vor. Titus Cäsar hatte sich zum Kommandeur der Prätorianergarde gemacht, der das Spionagenetzwerk unterstand (auf der Grundlage, dass sie es benutzten, um die Sicherheit des Kaisers zu gewährleisten). Nach allem, was ich gehört hatte, plante Titus statt der Auflösung des Geheimdienstes eine Umstrukturierung und Erweiterung.
    Selbst meine Arbeit für Vespasian war Teil dieses Systems. Freiberufler zu sein, statt auf der Lohnliste des Palastes zu stehen, befreite mich nicht von dem Unflat der Geheimdienstler. Ich war offen an meine Mission herangegangen, aber im Vorbereitungsstadium hatte selbst ich überlegt, ob ich auf der Baustelle nicht mehr erreichen könnte, wenn ich mich als Brunnenbauexperte ausgab.
    Verluste waren während meiner Arbeit unvermeidlich. Ich versuchte nie meine Taten durch Hinrichtungen zu verschleiern. Wenn Tragödien passierten, hoffte ich, dass die Toten ihr Schicksal verdient hatten. Aber Anacrites würde genau dasselbe behaupten. Perella, die in abgelegenen Provinzen Kehlen aufschlitzte, war nur ein Mittel, um Übeltäter mit maximaler Effizienz und minimalem öffentlichen Aufschrei zu liquidieren und dabei kosteneffektiv zu

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