Eine Leiche im Badehaus
bitten würde, bei Maia Fürsprache für ihn einzulegen. Was er tatsächlich auch schon angedeutet hatte.
Wenn es ihn verletzte, zurückgewiesen zu werden, konnte er sehr bösartig reagieren. Maia würde ihre Meinung nicht ändern. Also war damit zu rechnen, dass er alles Mögliche anstellen würde …
Was er als der Mann, der er war, natürlich auch tat.
V
Meine Schwester musste am späten Nachmittag entdeckt haben, was passiert war. Nach einem normalen Arbeitstag bei Papa in den Saepta Julia holte sie ihre Kinder bei Mama ab und kehrte nach Hause zurück. Zufällig kam ich wenig später vorbei. Sie hatte also keine Chance, die Sache zu vertuschen. Schon bevor ich ihr Haus betrat, spürte ich die Katastrophe.
Als ich die Straße entlangkam, in der sie wohnten, sah ich Maias drei jüngere Kinder. Sie hatte sie draußen warten lassen, was ungewöhnlich war. Die beiden Mädchen und Ancus, der Sensible, standen eng zusammengedrückt auf der Straße gegenüber ihrem Haus. Marius, der Älteste, fehlte (trotz gegenteiliger Anweisung seiner Mutter war er, wie ich später herausfand, losgerannt, um mich zu suchen). Maias Eingangstür stand offen.
Das hier war eines der wenigen guten Viertel des Aventin. Die Leute würden es unhöflich finden, neugierig zusammenzuströmen. Trotzdem standen stirnrunzelnde Frauen in ihren Hauseingängen. Männer an Imbissbuden schauten in diese Richtung. Es herrschte eine unheilvolle Stille. Mein Instinkt sagte mir, dass etwas Schreckliches geschehen war. Ich konnte es kaum glauben, Maias Haus war immer ordentlich geführt. Keine Öllampen fielen um, keine Kohlebecken flackerten zu nahe an Türvorhängen, keine unverschlossenen Fensterläden luden Diebe ein. Und sie ließ ihre Kinder nie auf der Straße stehen.
Ich trat zu Cloelia, der mütterlichen Neunjährigen, die ihren Arm um ihre jüngere Schwester Rhea gelegt hatte. Ancus hielt den übergroßen Welpen seines Bruders fest. Nux, meine Hündin, schlich sich vorbei, ohne ihr Junges zu beachten, wie üblich, und wartete dann hochnäsig auf mich, während ich die Kinder in Augenschein nahm. Sie waren alle sehr bleich und starrten mit erschrockenen, flehenden Augen zu mir auf. Schmerzhaft sog ich die Luft ein und drehte mich zum Haus um. Als ich die offene Tür genauer betrachtete, begann der Albtraum. Wer auch immer zu einem früheren Zeitpunkt hier gewesen war, hatte seine grässliche Tat für alle sichtbar kundgetan. Die Holzpuppe eines Mädchens war an die Tür genagelt, mit einem großen Nagel durch den Kopf.
Der kurze Flur dahinter war fast blockiert. Gegenstände und zersplitterte Möbelstücke lagen wild durcheinander. Ich stürmte über die Schwelle. Mein Herz hämmerte. Als ich in die Zimmer schaute, war nichts Schlimmeres mehr zu sehen. Was daran lag, dass nichts mehr übrig war. Alles, was Maia und ihren Kindern gehört hatte, war zerstört worden. Wo war sie?
Nichts mehr übrig. Alles zerstört.
Ich fand sie auf dem kleinen Balkon, den sie immer ihre Sonnenterrasse genannt hatte. Sie stand zwischen zerbrochenen Gartenliegen und zierlichen Beistelltischen, mit weiteren zertrampelten Spielsachen zu ihren Füßen. Sie wandte mir den Rücken zu. Weiße Fingernägel gruben sich in ihre Arme, während sie sich leicht vor und zurück wiegte. Maia war völlig starr, als ich ihre Schultern ergriff. Sie blieb starr, als ich sie umdrehte und in die Arme nahm. Dann kamen stumme, qualvolle Tränen.
Stimmen. Ich spannte mich an, bereit für Eindringlinge. Ich hörte rasche Schritte, dann entsetzte Flüche. Marius, der Elfjährige, hatte Petronius Longus mitgebracht und auch ein paar Vigiles. Nach dem anfänglichen Tumult folgte leiseres Gemurmel.
Petronius trat hinter mich. Ich wusste, dass er es war. Er stand in der Tür; seine Lippen bewegten sich, während er tonlos fluchte. Er starrte mich an, dann wanderte sein Blick in schierem Unglauben über die Zerstörung. Er zog Marius an sich und tröstete den Jungen. Marius hatte eine zersplitterte Armlehne wie einen Speer gepackt, um seine Feinde zu töten.
»Maia!« Petro hatte viele Scheußlichkeiten gesehen, aber seine Stimme krächzte. »Maia Favonia – wer hat das getan?«
Meine Schwester bewegte sich. Sie sprach mit harter Stimme.
»Ich habe keine Ahnung.«
Eine Lüge. Maia wusste, wer es gewesen war, genau wie Petronius und ich.
Wir brauchten einige Zeit, sie sanft zu überreden, sich von hier zu entfernen. Inzwischen hatten Petros Männer für
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