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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ständig vor seiner Anwesenheit. Diese bedrückende Situation legte sich auf ihr gesamtes Leben. Und genau das bezweckte er. Er wollte, dass sie Angst hatte. Allein gelassen mit dem Problem, wurde selbst meine couragierte Schwester äußerst verängstigt.
    Maia hoffte weiterhin, dass ihm eine andere Frau ins Auge fallen würde. Nichts sprach dagegen. Anacrites konnte sehr freundlich sein, sah einigermaßen gut aus und hatte ein beachtliches Gehalt. Er hatte Prestige. Er war vermögend. Er konnte Frauen zu eleganten Empfängen und privaten Abendeinladungen mitnehmen – nicht dass er das je mit Maia getan hatte. Ihre Beziehung war viel zwangloser gewesen, einfach nur nachbarschaftlich. Sie hatten sich der Welt nie in formeller Weise als Paar präsentiert. Ich glaube nicht mal, dass sie je zusammen ins Bett gegangen waren. Jetzt würden sie das auch nicht tun, also war seine Besessenheit zwecklos. Männer, die Opfern auflauern, begreifen das nicht. Maia war in einer misslichen Lage. Sie wusste, dass sie Anacrites nicht abschütteln konnte. Und gleichzeitig wusste sie, dass es zu nichts führen würde. Er hatte nichts zu gewinnen, doch sie hatte alles zu verlieren.
    Wie viele Frauen in ihrer Situation versuchte sie ihre Qual allein zu ertragen. Am Ende ging sie sogar zu seinem Büro im Palast, wo sie zwei Stunden lang mit ihm redete. Ich wusste, wie gefährlich das hätte sein können, aber da sie Maia war, kam sie damit durch, offenbar unversehrt. Sie appellierte an Anacrites’ Intelligenz. Anacrites entschuldigte sich. Er versprach, sie nicht mehr zu belästigen Am nächsten Tag wurde ihr Haus verwüstet.
     
    Als wir darüber diskutiert hatten, was wir gegen den Spion unternehmen konnten, hatten Petronius und ich uns geschworen, vernünftig zu bleiben. Wir würden ihn in Ruhe lassen. Wir würden beide wachsam und geduldig sein. Wir würden Anacrites gemeinsam »erledigen«, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war.
    Aber natürlich war jeder von uns getrennt bereit, falls sich die Chance ergab, die nötigen Schritte zu unternehmen, um mit ihm fertig zu werden.
    Helena wusste das auch. Maia war selbst ein Mädchen mit rascher Auffassungsgabe, aber Helenas Verstand arbeitete noch schneller. Diese großen dunklen Augen erkannten sofort, was wahrscheinlich passieren würde und wie jeder Schritt gegen Anacrites in gefährlicher Weise auf uns zurückfallen konnte. Mir hätte klar sein müssen, dass Helena Justina, während Petro und ich männliche Aktionen planten, sehr viel weiter gehende Pläne ausheckte. Mit der stillen Logik einer vorsichtigen, gewitzten Frau waren ihre Pläne dazu gedacht, möglichst viele der von ihr geliebten Menschen weit weg aus der Gefahrenzone zu bringen.

VI
     
     
    In diesem düsteren Moment – und veranlasst durch ihn – entdeckten Papa und ich die Leiche, die seine hoch geschätzten Bauarbeiter ihm hinterlassen hatten.
    Maia wohnte weiterhin auf dem Janiculum und schwor, es sei nur vorübergehend (die Vorstellung, permanent bei unserem Vater zu leben, war ihr verhasst). Ihre Kinder waren total verängstigt, und sie selbst war jetzt verzweifelt. Maia Favonia versuchte ihnen ein geordnetes Leben zu ermöglichen. Sie hielt sich an normale Essens- und Schlafenszeiten, und da die Einrichtungen nun mal vorhanden waren, bestand sie darauf, dass ihre Kinder sie nutzten und sich wuschen. Dann wurde die kleine Rhea jedes Mal hysterisch, wenn sie zum Badehaus geführt wurde. Und schließlich hieben wir das Loch in das widerliche Grab.
    Ich wusste, was passieren würde.
    Als wir uns draußen an der frischen Luft erholten, gelang es Papa, ein Gebet auszustoßen, das mich sofort verärgerte. »Jupiter, ich danke dir! Du hast mir einen Sohn mit einem nützlichen Beruf geschenkt. Marcus, ich verlasse mich darauf, dass du der Sache auf den Grund gehst.« Er brauchte nicht hinzuzufügen, dass er nicht gedachte, mir dafür ein Honorar zu zahlen.
    Ich stakste davon und rief ihm noch über die Schulter zu, er solle sich an die Vigiles wenden. Also schickte er nur einen Sklaven los, um Petronius zu holen. Ich beobachtete meinen Kumpel neugierig, um zu sehen, wie er damit umgehen würde. »Geminus, steck dir das in den Arsch.« Guter Junge! »Es hat keinen Zweck, mich zu fragen. Die Vigiles sind nur für Dreck innerhalb der Stadtgrenzen zuständig. Ruf die Stadtkohorten. Gib diesen verpennten Nichtsnutzen etwas, das stinkt.«
    »Oh, kommt schon, Jungs«, jammerte Papa. »Halst mir bloß nicht diese dämlichen

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