Eine Leiche im Badehaus
unten beim Nemesis. Muss einem Bader gehören, Falco. Genau das, was Sie brauchen.«
»Hast du irgendwelche Schreie gehört?« Ich fröstelte. »Ist das Nemesis eine Schenke?«
»Hat einen Besitzer mit Sinn für Humor.« Gaius grinste.
Ich hatte meinen verloren. »Privatermittler sind berühmt für ihre Ironie, aber ich will mir meine Beißer nicht neben einer Kaschemme rausreißen lassen, die nach der Göttin unausweichlicher Vergeltung benannt ist.«
»Durch Spucken entgeht man ihrem Zorn«, versicherte er mir. »Das sollte leicht sein, wenn einem jemand im Zahnfleisch rumpopelt.«
»Hör bloß auf, Gaius!«
Ich kritzelte weiter mit meinem Stilus. Ich benutzte eine Tafel mit einer ziemlich dünnen Wachsschicht und musste darauf achten, dass sich meine Worte nicht auf die Holzfläche durchdrückten. Wie fließend und elegant auch immer formuliert, wollte ich nicht, dass sie von den falschen Leuten gelesen wurden. Meine ausrangierten Tafeln mussten verbrannt werden, durften nicht in der Müllgrube landen.
»Wegen dieses anderen Problems, das Sie hatten, Falco«, sagte Gaius nach einer Weile.
»Welches der vielen?«
»Die beiden Männer, die Sie suchen.«
Ich blickte auf. »Gloccus und der verdammte Cotta?« Ich legte meinen Stilus in einer sauberen Nord-Süd-Achse auf den Tisch. Gaius wirkte nervös. »Sprich, Orakel!«
»Ich hab nur über diesen Onkel nachgedacht, den Alexas hat.« Ich starrte ihn an. »Tja, der könnte sie kennen, Falco.«
»Oh, ist das alles? Sie kennen? Ich dachte, du wolltest damit rausrücken, dass er einer von ihnen ist. Außerdem hat Alexas immer behauptet, nie von Gloccus und Cotta gehört zu haben.«
»Na ja, dann.« Ein kurzes Schweigen. »Er könnte lügen«, meinte Gaius.
»Jetzt klingst du so zynisch wie ich.«
»Muss ansteckend sein.«
»Sein Onkel heißt Lobullus.«
»Oh, das behauptet Alexas, oder, Falco?«
»Genau. Allerdings«, sagte ich mit einem schiefen Lächeln, »könnte Alexas auch in diesem Fall lügen.«
»Zum Beispiel«, Gaius legte großes Gewicht darauf, eine vernünftige Lösung anzubieten, »könnte sein Onkel ein Bürger sein, der mehr als einen Namen hat.«
»Wenn er Badehäuser baut, belegen seine Klienten ihn bestimmt mit ein paar deftigen Ausdrücken. Oder er benutzt einen Decknamen, um Prozesse zu vermeiden …« Ich fummelte an meinem Stilus und dachte über das Gesagte nach. »Kennst du Alexas, abgesehen von seiner Arbeit hier? Stammt er aus einer Medizinerfamilie?«
»Keine Ahnung, Falco.«
»Und du weißt nicht, aus welchem Teil des Imperiums er kommt?«
»Nein.« Gaius sah geknickt aus. Das verflog rasch. »Ich weiß was! Ich könnte meinen Kumpel fragen, der die Personallisten führt. Alexas müsste seine nächsten Verwandten angegeben haben. Damit hätten wir seine Heimatstadt.«
»Ja, und da wird auch stehen, wer seine Asche haben will, falls ich herausfinde, dass er mich beschwindelt hat.«
Durch einen seltsamen Zufall konnte ich bei einer früheren Unterhaltung mit Alexas über Todesfälle auf der Baustelle ihn selbst dazu angestoßen haben, diese Angaben zu machen.
Gegen Mitte des Morgens steckte Camillus Justinus den Kopf durch die Bürotür. Ich stellte ihn Gaius vor. Sie betrachteten sich misstrauisch.
»Falco, ich habe gerade einen Mann gesehen, den ich wiedererkannt habe«, teilte mir Justinus mit. »Diesmal bin ich sofort zu dir gekommen. Larius sagt, er sei derjenige, der den König bei Projektbesprechungen vertritt.«
»Verovolcus? Was ist mit ihm?«
»Dachte, du würdest wissen wollen, dass ich ihn schon mal gesehen habe. Er hat mit Mandumerus getrunken.«
»Oh, die beiden kleben zusammen wie Pech und Schwefel«, warf Gaius ein. Er schaute selbstgefällig – bis ich ihn dafür ausschimpfte, dass er die Verbindung nicht früher erwähnt hatte.
»Mandumerus und Verovolcus sind beste Freunde?«
»Von der Wiege an, Falco.«
»Ist das eine Spur?«, fragte Justinus demütig.
»Ja, aber ich danke dir nicht dafür.«
Ich fuhr mir mit beiden Händen durchs Haar, fühlte die von der salzigen Meeresluft struppig gewordenen Locken. Ich brauchte ein dreistündiges Bad mit einer Ganzkörpermassage in einem erstklassigen Etablissement – in Rom. Eines mit Maniküren, die wie hochmütige Prinzessinnen aussahen, und drei Arten von Kuchenverkäufern. Ich wollte am frühen Abend auf Travertinmarmorstufen hinaustreten, wenn das Straßenpflaster noch von der heißen Sonne brennt. Dann wollte ich nach Hause zum Essen gehen,
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