Eine Leiche im Badehaus
irgendeinem Winkel des Imperiums ein neues Spielzeug hergestellt wurde, gelangte es unweigerlich in Julias Besitz. Warum wir jedes einzelne auf eine tausend Meilen lange Reise mitgenommen hatten? Aus schierer Angst vor ihrer Reaktion, falls sie entdeckte, dass irgendeiner ihrer Schätze vergessen worden war.
Jetzt war unsere raffgierige Zweijährige vertieft in ein wohl geordnetes Spiel.
Helena packte mich am Arm und zischte mit gespielter Erregung: »Oh, schau nur, Liebling! Julia Junilla macht ihre allererste Inventur.«
»Tja, damit sind die nächsten Saturnalien gerettet. Wir können ihr einen Abakus schenken.«
»Das Kind hat einen ausgefallenen Geschmack«, erwiderte Helena. »Ich glaube, sie möchte lieber ihren eigenen Buchhalter haben.«
»Wäre sicher nützlicher als ihr Kindermädchen«, spottete Maia.
Maia hatte in der offenen Tür zu unseren Räumen gestanden und auf Julia aufgepasst – oder eher mit scheelem Blick Hyspales Zusammenstöße mit den Männern auf dem Gerüst beobachtet. Die Burschen hätten mehr zu kommentieren gehabt, wenn sie Maia hätten sehen können, aber die blieb auf der anderen Seite der Schwelle außer Sichtweite. Wenigstens ein Mitglied meines Haushalts wusste sich anständig zu benehmen, wenn sie wollte.
Sie hatte jedoch ebenfalls einen Verehrer. Sie hatte mit Sextius, dem Statuenverkäufer, gesprochen. Na ja, sie hatte ihn reden lassen, ohne dass ihre Antworten zu anrüchig klangen. Sextius, immer noch mit dem wachsamen Blick, den er Maia stets zugedacht hatte, erzählte ihr, dass er seine Wagenladung Statuen verkauft habe.
Als er das hörte, steckte Aelianus den Kopf aus der Tür. Er und Larius mussten drinnen herumgehangen haben. »Olympus, wer hat die denn gekauft?«, wollte Aelianus mit professionellem Interesse wissen.
»Einer der Bauunternehmer für das Badehaus des Königs.«
Aelianus warf mir heimlich einen spöttischen Blick zu. Offenbar hielt er nicht viel von den Statuen. Sie im königlichen Umkleideraum aufzustellen würde ein Riesenwitz sein.
»Da sollte ja genug Wasser für die Mechanik zur Verfügung stehen«, bemerkte ich. Entnervt durch meine Anwesenheit, schlurfte Sextius davon. Wenn er auf die Baustelle zurückgekehrt war, um sich bei Maia einzuschmeicheln, hatte das nicht geklappt.
Maia war nur daran interessiert, meinen Bericht zu hören. Sie zog mich nach drinnen. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass während unserer Abwesenheit nichts vorgefallen war, brachte ich sie kurz über Perella aufs Laufende. Ich musste Maia von dem Mord an Marcellinus erzählen, bevor meine Schwester es von anderen erfuhr. Die Einzelheiten spielte ich herunter. Dagegen betonte ich, man könne nun wohl davon ausgehen, dass Perellas Auftrag in Britannien nichts mit uns zu tun gehabt habe.
»Ach wirklich!«, höhnte Maia.
Ich ging in mein Büro. Dort fand ich Gaius, der an einem Stapel Rechnungen arbeitete und Mulsum trank. Wir hatten nicht miteinander gesprochen, seit ich ihn der Lüge bezichtigt hatte und rausgestürmt war.
»Oh, wie ich sehe, hat Iggidunus seinen Bann aufgehoben, dieses Büro zu bedienen. Solange ich nicht hier bin.«
Gaius grinste mich vorsichtig über den Becherrand an. »Man muss nur wissen, wie man mit ihm umgeht, Falco.«
»Das hat man mir immer in Bezug auf Frauen gesagt. Es auf den Mulsumjungen anzuwenden, ist mir nie in den Sinn gekommen.« Ich blickte ihn an. »Magnus sagt, ich hätte alles falsch verstanden. Offenbar bist du aufrichtig, hilfsbereit und ein absoluter Ausbund an Rechtschaffenheit.«
»Tja, ich stehe auf der richtigen Seite«, behauptete er.
Ich berichtete ihm, was wir in der Villa von Marcellinus vorgefunden hatten. Das fehlende Baumaterial, das wir heute zurückholen würden, sollte sich positiv auf die Bilanz der Baustellenkosten auswirken. Gaius wurde munterer.
»Und jetzt erzähl mir davon, wie du Magnus geholfen hast. Erklär mir vor allem, warum du mich nie darüber informiert hast, wem ihr auf der Spur wart.«
Gaius senkte den Blick. »Das ist mir nicht erlaubt, Falco.«
»Nicht erlaubt? Hör zu, ich bin müde. Mord deprimiert mich. Genau wie offenkundige Korruption übrigens. Magnus sagte, ich solle dich selbst fragen, was los ist.«
Der Schreiber blieb immer noch stumm.
»Gaius, ich höre ja gern, dass du aufrichtig bist, aber das reicht nicht. Erklär mir deine Rolle. Ich lasse nicht zu, dass mysteriöse Männer bei diesem Projekt mitmischen.«
»Ist das eine Drohung, Falco?«
»Ich
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