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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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und Arbeiter würden alle auf andere Baustellen abwandern, wo sie gerne den Palast als altes Schreckgespenst verfluchen konnten, aber ihr Stöhnen würde bald von neuem Ärger überdeckt werden. Ansonsten würde die traurige Entstehungsgeschichte in Vergessenheit geraten, und die aufgeregten Bewunderer würden nur die schiere Größe und Einzigartigkeit erblicken.
    Hier würde der Palast von Togidubnus stehen, Großer König der Briten, ein staunenswertes Privathaus, ein ungeheures öffentliches Monument. Es würde die bedeutungslose Landschaft dieses einsamen Landstrichs in einer unwirtlichen Provinz beherrschen, vermutlich für Jahrhunderte. Herrscher würden kommen und gehen. Weitere Renovierungen würden eine auf die andere folgen, wie es die Parzen und die Penunzen erlaubten. Unweigerlich würde das Glück eines Tages schwinden. Verfall würde triumphieren. Die Dächer würden einfallen und die Wände abbröckeln. Die Sumpfvögel würden die nahe gelegenen Buchten zurückerobern und dann ihre Schreie über nichts als wassergetränkte Hügel und Grasbüschel ertönen lassen, die ganze Pracht und Herrlichkeit vergessen.
    Umso mehr Grund für mich, eines Tages in einer eigenen schäbigen Villa zu sitzen und über ein flaches Flusstal zu schauen, während rüpelhafte Nachkommen von Nux schreiende Kleinkinder in einem sich abmühenden Provinzgarten anbellten, wo meine alt gewordene Frau auf einer sonnigen Bank las und immer wieder ihre Umgebung bat, doch leise zu sein, weil der alte Knacker seine Memoiren schrieb.
    Zwecklos. Es würde keinen Schriftrollenverkäufer geben, der bereit wäre, so eine Geschichte zu kopieren.
    Ich konnte den privaten Weg wählen. Jeder Paterfamilias hofft, jemandes interessanter Vorfahr zu werden. Ich konnte alles aufschreiben und die Schriftrolle in eine Hülle schieben, die ich unter dem Gästebett aufhob. Meine Kinder würden meinen Anteil zwangsläufig minimieren. Aber es würde vielleicht Enkel mit größerer Neugier geben. Ich könnte es sogar als notwendig erachten, ihre edlen Ansprüche zu begrenzen, indem ich die angeberische Bande darauf hinwies, dass es in ihrer Familiengeschichte ein paar vulgäre, aufregende Momente gegeben hatte …
    Auch das war unmöglich, infolge desselben Hemmschuhs – Klientenvertraulichkeit.
    Das Problem ist also offensichtlich. Nachdem ich den Bericht der Ereignisse nach Hause geschickt hatte, wurde die Akte Noviomagus augenblicklich geschlossen. Jeder, der behauptet, über die Geschehnisse Bescheid zu wissen, muss es von jemand anderem als mir gehört haben. Claudius Laeta, der verschwiegenste aller Bürokraten, machte mir eindeutig klar, dass es mir verboten war, je zu enthüllen, worüber Togi und ich gesprochen hatten.
    Allerdings war mir Laeta schon immer schnurzegal. Also, man höre (aber wehe, es wird irgendwas davon zitiert).
    Ich hatte darum gebeten, den König unter vier Augen zu sprechen. Er erfüllte mir die Bitte, ja, hatte nicht mal Verovolcus dazu gerufen – eine nette Höflichkeitsgeste. Und eine nützlichere, als er wusste oder ahnen konnte.
    Ich selbst hatte strengere Regeln; ich nahm Verstärkung mit. »Sauber, ordentlich, rasiert«, wies ich die Camillus-Brüder an. »Keine Togen. Ich will die Sache inoffiziell halten, aber ich brauche euch als Zeugen.«
    »Trägst du damit nicht zu dick auf?«, fragte Aelianus.
    »Das ist genau der Punkt«, schnauzte ihn Justinus an.
    Der König empfing uns in einem sparsam möblierten Raum, der einen Sockel mit gewundenen Ranken aus Blüten und Blättern aufwies, in Farbe und Form genau wie der Empfangsraum in Marcellinus’ Villa. Ich bewunderte die Malerei und wies dann auf die Ähnlichkeit hin. Das Gespräch leitete ich diplomatisch mit der Überlegung ein, ob diese Verwendung von Arbeit und Materialien Zufall sein könnte, und erwähnte dann, dass wir die Baumaterialien, die momentan bei der Villa gelagert waren, zurückholen würden. Togidubnus konnte sich selbst einen Reim darauf machen.
    »Ich hatte volles Vertrauen zu Marcellinus«, bemerkte der König in neutralem Ton.
    »Sie waren sich der Art und des Umfangs dessen, was da vorging, sicherlich nicht bewusst.« Togidubnus war ein Freund und Kollege Vespasians. Er konnte bis zu seinem königlichen Hals in Betrügereien stecken, aber formell akzeptierte ich seine Unschuld. Ich weiß, wie man überlebt. Ermittler müssen ihre Prinzipien manchmal vergessen. »Sie sind die Galionsfigur für alle britannischen Stämme. Eine Baustelle, auf

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