Eine Leiche im Badehaus
der Korruption gang und gäbe war, hätte Ihrem Ansehen geschadet. Es war unverzeihlich von Marcellinus, Sie unwissentlich in diese Lage gebracht zu haben.«
Der König erkannte an, wie feinfühlig ich das ausgedrückt hatte.
Ich erkannte seine Anerkennung an. »Nichts vermag an der Tatsache zu rütteln, dass Marcellinus Ihnen ein würdiges Heim entworfen hat, stilistisch einzigartig, in dem Sie sich lange Zeit wohl gefühlt haben.«
»Er war ein hervorragender Architekt«, stimmte Togidubnus mit ernster Miene zu. »Einer mit großem Talent und ausgezeichnetem Geschmack. Ein warmherziger und großzügiger Gastgeber, der von seiner Familie und seinen Freunden sehr vermisst werden wird.«
Das zeigte, dass der Stammeshäuptling der Atrebaten vollständig romanisiert war. Er hatte die große Forumskunst gemeistert, den Nachruf auf einen korrupten Dreckskerl zu formulieren.
Und wie würde er Pomponius beschreiben, von allen gehasst bis auf seinen mickrigen Lustknaben? Ein hervorragender Architekt … ein großes Talent … ausgezeichneter Geschmack … Ein verschlossener Mann, dessen Verlust enge Vertraute und Kollegen sehr betroffen machen wird.
Wir sprachen über Pomponius und den betroffen machenden Verlust.
»Es hat ein paar klägliche Versuche gegeben, Unschuldige in die Sache hineinzuziehen. Da so viele ihn nicht leiden konnten, ist die Aufklärung kompliziert. Ich habe einige Anhaltspunkte«, teilte ich dem König mit. »Ich bin bereit, Zeit und Mühe auf die Ermittlungen in dieser Richtung zu verwenden. Es wird Beweise geben, Zeugen könnten sich melden. Das würde auf einen Mordprozess hinauslaufen, unangenehmes Aufsehen erregen und, bei einer Verurteilung, zur Verhängung der Todesstrafe führen.«
Der König beobachtete mich. Er fragte nicht nach Namen. Das konnte bedeuten, dass er bereits Bescheid wusste. Oder dass er die Wahrheit erkannte und sich davon distanzierte.
»Ich hasse Ambivalenz«, sagte ich. »Aber ich wurde nicht hergeschickt, um auf Haurucklösungen zu drängen. Meine Rolle ist zweifacher Natur – zu entscheiden, was passiert ist, und dann zu empfehlen, was am besten dagegen unternommen werden sollte. ›Am besten‹ kann bedeuten, die praktischste oder die am wenigsten nachteilige Lösung zu wählen.«
»Lassen Sie mir eine Wahl?« Der König war mir voraus.
»Zwei Männer sind in den Mord an Pomponius verwickelt. Ich würde sagen, der eine steht Ihnen sehr nahe, und der andere ist als sein enger Vertrauter bekannt. Soll ich die Verdächtigen bei Namen nennen?«
»Nein«, erwiderte der König. Nach einer Weile fügte er hinzu: »Was sollte demnach mit ihnen geschehen?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Sie regieren dieses Königreich. Was schlagen Sie vor?«
»Vielleicht würden Sie sie gerne tot in einem Moor sehen?«, fragte Togidubnus mit harter Stimme.
»Ich bin Römer. Wir verurteilen barbarische Grausamkeit. Wir erfinden lieber unsere eigene.«
»Also, Didius Falco, was wollen Sie ?«
»Folgendes: Die Gewissheit haben, dass niemand anderer, der an diesem Projekt arbeitet, in Gefahr ist. Dann einheimische Gewalt vermeiden und den Toten und ihren Familien Respekt erweisen. Und in wilden Momenten von Idealismus möchte ich vielleicht weitere Verbrechen verhindern.«
»Die römische Strafe für Menschen niederer Herkunft wäre ein entwürdigender Tod.« Die Rechtsgelehrten des Kaisers schienen ihre Arbeit bereits aufgenommen zu haben. Der König kannte sich mit römischem Recht aus. Wenn er in Rom aufgewachsen war, hatte er gesehen, wie Verurteilte in der Arena von wilden Tieren zerrissen wurden. »Und für einen Mann von Rang?«, fragte er.
»Nicht so etwas anständig Endgültiges. Verbannung.«
»Aus Rom«, sagte Togidubnus.
»Aus dem Imperium«, verbesserte ich sanft. »Aber wenn Ihre Täter hier nicht formell vor Gericht gestellt werden, wäre Verbannung aus Britannien ein guter Kompromiss.«
»Für immer?«, krächzte der König.
»Für die Zeit, bis das neue Bauwerk vollendet ist, schlage ich vor.«
»Fünf Jahre.«
»Sie finden, ich sei zu hart? Ich habe die Leiche gesehen, Majestät. Der Mord an Pomponius geschah vorsätzlich, und es gab hinterher Verstümmelungen. Er war ein römischer Beamter. Kriege sind wegen geringfügigerer Vorkommnisse begonnen worden.«
Wir saßen schweigend da.
Der König ging zu praktischen Vorschlägen über. »Man könnte verbreiten, dass Pomponius von einem zufälligen Eindringling ermordet wurde, der das Badehaus betreten
Weitere Kostenlose Bücher