Eine Leiche im Badehaus
ihn; seine Eitelkeit und die einstudierte Unbestimmtheit machten den Fall klar. Er war ein kühler Mann, zu sehr überzeugt von seiner eigenen Wichtigkeit, der sich benahm, als hätte ihm jemand eine Schüssel mit vergammelten Schalentieren unter die Nase gehalten. Er hatte eine absichtlich altmodische Art, seine Toga zu falten, was ihn wie einen Sonderling wirken ließ. Überhaupt eine Toga zu tragen, hob ihn von allen anderen ab – wir befanden uns in den Provinzen, und er war bei der Arbeit. Einer seiner protzigen Ringe war so wuchtig, dass er ihn am Reißbrett behindern musste.
Es fiel mir schwer, ihn mir überhaupt beim Entwerfen von Plänen vorzustellen. Wenn er es tat, war er garantiert so damit beschäftigt, sich teures Dekor auszudenken, dass er vergaß, Treppen einzufügen.
Die Mannschaft, die er um sich versammelt hatte, wurde von den eher dekorativen Handwerksarten beherrscht. Cyprianus (der Bauleiter) und Magnus (der Feldmesser) wiesen mich halblaut auf den Mosaiklegermeister, den Landschaftsgärtner, den Freskenmalermeister und den Marmorsteinmetz hin, bevor sie zu jemand so Vernünftigem wie einem Abwasseringenieur, Zimmermann, Steinmetz, Vorarbeiter oder den Verwaltungsschreibern kamen. Von letzteren gab es drei, für die Überwachung des Bauprogramms, für die Kostenkontrolle und für Spezialbestellungen. Die Arbeiter waren zwischen örtlichen und ausländischen aufgeteilt, jede Gruppe mit einem eigenen Vorarbeiter.
Ein offensichtlicher Stammeswürdenträger, sehr stolz auf seinen Torques, hatte sich ganz vorne einiges an Platz verschafft. Ich stieß Magnus an, der murmelte: »Der Repräsentant des Klienten beehrt uns mit seiner haarigen Anwesenheit.«
Pomponius hatte sich entschieden, mich auszuschließen. Er sprach mit einem überheblichen Akzent, der meine Abneigung gegen ihn nur noch verstärkte. »Die Besprechung ist ausschließlich für Mitarbeiter bestimmt.«
Dunkle Köpfe, kahle Köpfe und der eine mit dem Wust roter Locken, der dem Repräsentanten des Klienten gehörte, drehten sich in meine Richtung. Sie wussten alle, dass ich da war, und hatten darauf gewartet, wie Pomponius reagieren würde.
Ich stand auf. »Ich bin Didius Falco.« Pomponius gab kein Zeichen des Erkennens von sich. Vom kaiserlichen Sekretariat in Rom war mir gesagt worden, dass man den Projektleiter von meinem Kommen unterrichten würde. Natürlich konnte sich Pomponius wünschen, meine Rolle geheim zu halten, damit ich seine Baustelle inkognito überprüfen konnte. Das wäre zu hilfreich gewesen.
Ich war mir sicher, dass er benachrichtigt worden war. Ich spürte bereits seine Irritation mit Korrespondenz aus Rom. Er hatte das Sagen, für Befehle von oben hatte er keine Zeit, Bürokratie schränkte seine Kreativität ein. Er hatte vermutlich einen Blick auf das entsprechende Schreiben geworfen, sich nicht mit dem schwierigen Thema auseinander setzen wollen und auf der Stelle vergessen, dass er es gelesen hatte. (Ja, ich hatte bereits Erfahrung mit Architekten.)
Er ließ mir zwei Möglichkeiten – an den Rand gedrängt zu werden oder mich gegen ihn durchzusetzen. Mit einem Feind konnte ich gut leben. »Ich nehme an, dass mein Ermächtigungsschreiben hier falsch abgelegt wurde. Ich hoffe, das ist kein Hinweis darauf, wie dieses Bauprojekt geführt wird. Ich will Sie nicht aufhalten, Pomponius. Ich erkläre Ihnen die Situation, wenn Sie Zeit dazu haben.«
Höflich, aber energisch ging ich nach vorne. Ich gab mir den Anschein, als wollte ich gehen, stellte mich jedoch so hin, dass alle mich sehen konnten. Bevor Pomponius mich aufhalten konnte, wandte ich mich an die Versammelten. »Sie werden es bald genug erfahren. Meine Anweisungen kommen direkt vom Kaiser. Die Bauarbeiten sind im Rückstand, und der Kostenrahmen ist überschritten worden. Vespasian will, dass die Kommunikation besser läuft und die ganze Angelegenheit rationalisiert wird.« Das besagte, was ich hier zu tun gedachte, ohne so gefährliche Redewendungen wie »Zuweisung von Schuld« oder »Ausmerzen von Unfähigkeit« zu verwenden. »Ich gedenke nicht, ein Kriegslager aufzuschlagen. Wir sind alle hier, um dieselbe Arbeit zu leisten, nämlich dafür zu sorgen, dass der Palast des Großen Königs gebaut wird. Sobald ich mich auf der Baustelle eingerichtet habe, werden Sie erfahren, wo mein Büro ist.« Damit war klar, dass Pomponius mir eins zuteilen musste. »Die Tür wird stets für jeden offen sein, der etwas Hilfreiches zu sagen hat – also
Weitere Kostenlose Bücher