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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit einem unerwünschten Baustellenbesucher fertig werden.
    Ich hatte bereits einen Wichtigtuer mitbekommen, der einen Steinmetz zusammenschiss. Musste der Architekt sein, was keine Überraschung war.
    An die Klempner war ich bisher nicht rangekommen, aber das würde sich ändern. Alle Handwerker dieser Baustelle standen auf meiner Liste der zu Überprüfenden. Noch arbeiteten hier nicht viele Handwerker. Momentan schien die »Baustelle« nicht viel mehr als ein großes Planierungsprojekt zu sein.
    Ich war per Muli an diesem Morgen von Noviomagus hergeritten. Mir war immer noch ein wenig übel von der Schiffsüberfahrt. Nach einer Meile auf einer breiten Küstenstraße, die offensichtlich irgendwo hinführte, landete ich zu meiner Bestürzung in diesem riesigen Matschgelände.
    Das war kein Schauplatz, auf dem sich ein Großstadtermittler gerne rumtreibt. Der zukünftige Palast würde in einem tief liegenden Küstenwinkel zwischen Marschland und Meer errichtet werden. Beim Näherkommen sah ich linker Hand die Hafeneinfahrt, eine Art Lagune, in der träge an etwas rumgebaggert wurde, das, wie ich wusste, einmal ein tiefer Kanal werden sollte. Schwäne schwammen gelassen herum. Vorher hatte meine Straße auf einer Brücke über einen Bach geführt, vor kurzem kanalisiert, um ihn unter Kontrolle zu halten, und war dann in einen geschotterten neuen Zufahrtsweg übergegangen, der um den erweiterten Palast herumgehen würde. Rechts von mir, direkt vor der Brücke, waren ein paar alte Gebäude im Armeestil. Der neue Palast würde auf einer gewaltigen Plattform stehen, die gerade gebaut wurde, um eine feste, dränierte Basis zu haben. Das Ding war fast so hoch, wie ich groß war, fünf Fuß über den verschlungenen Sumpfpflanzen zu ebener Erde.
    Die aufgewühlte Landschaft gab ein trostloses Bild ab. Kiebitze und aufgeregte Feldlerchen wetteiferten mit dem Steinschlaglärm von einem Lagerplatz. Weiter vorne gab es bereits bestehende Gebäude – in erster Linie ein aus Stein errichteter Komplex an der vorderen Seite, momentan eingerüstet. Das musste die bisherige Residenz des Großen Königs sein, hinter der die große Plattform nur eine grässliche Schlammwüste war.
    Ich hatte mein Muli angebunden und war auf die Baustelle gegangen. Karrenspuren verliefen willkürlich über das Gelände. Vermessungspfosten mit kreuz und quer gespannten Schnüren waren zu sehen, wo offenbar die Fundamente für die neuen Bauten schon gelegt waren. Die unaufgefüllten Löcher dazwischen warteten nur darauf, dass Unvorsichtige hineinfielen und sich die Beine brachen. Überall häufte sich der Aushub. Erstaunliche Mengen an Lehm und Geröll wurden von der anderen Seite herangekarrt und hier abgeladen. Eine gewaltige Anzahl von Stützpfählen waren in die noch nicht fundamentierten Löcher gerammt worden – so viele, dass ein ganzer Eichenwald dafür geopfert worden sein musste. Wo die Arbeiten etwas weiter fortgeschritten waren, lagen Stapel von Abflussrohren und Quadersteinen zum Einbau bereit, obwohl hier, wie auf den meisten Baustellen, von Arbeitern, die mit diesen Einbauten beschäftigt waren, herzlich wenig zu sehen war.
    Ich war eine Stunde lang herumgewandert, um mich zu orientieren und die Planung zu begreifen, bevor ich angesprochen und aufgefordert wurde, meine Anwesenheit zu rechtfertigen. Bisher war man wohl davon ausgegangen, ich sei nur ein neugieriger Tourist auf Besuch aus Rom, begleitet von einer vornehmen Dame, die in der Stadt im Haus des Finanzprokurators für Britannien untergebracht war. Man nahm an, ich hätte die edle Helena Justina hergebracht, um ihren Onkel Gaius und ihre Tante Aelia zu besuchen, mit einer Unterbrechung in deren Haus in Noviomagus Regnensis, damit wir uns von unserer langen Reise erholen konnten, bevor wir nach Londinium weiterfuhren.
    Der Bauleiter fand einen Augenblick Zeit, mit mir zu sprechen. Ich hielt mich zurück, da ich ihn erst einschätzen wollte. Er versuchte mich abzuwimmeln, behauptete, zu einer Projektbesprechung zu müssen. Er sagte, er erlaube mir ja gerne, mich umzuschauen, aber Baustellen seien gefährlich, weshalb laut einem Sicherheitsedikt das Betreten für unbegleitete Besucher nicht gestattet sei. Ich machte mich bereit, ihm das Einführungsschreiben des Statthalters zu zeigen. Je nachdem, wie er auf dieses Dokument von Frontinus reagierte, würde ich den Bauleiter entweder dazu bringen, sich zu winden, indem ich ihm auch noch meine Beglaubigung vom Kaiser zeigte, oder ihn

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