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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nützen Sie die Möglichkeit.«
    Jetzt wussten sie, dass ich hier war – und dass ich das Gefühl hatte, mehr Autorität als Pomponius zu besitzen. Als ich ging, erhob sich hinter mir Stimmengemurmel.
    Von Anfang an hatte ich die schlechte Stimmung gespürt. Der Konflikt brodelte bereits, bevor ich zu sprechen begann. Er hatte nichts mit meiner Anwesenheit zu tun.
     
    Da alle wichtigen Mitarbeiter in ihrer Besprechung festsaßen, beschloss ich, mir die Leiche des toten Dachdeckers Valla anzuschauen. Während ich überlegte, wie ich sie finden sollte, konnte ich die Baustelle in einem ruhigen Moment betrachten. Ein Arbeiter mit einem Korb voller Erde warf mir einen neugierigen Blick zu. Ich bat ihn, mich herumzuführen. Meine Motive dafür schienen ihn nicht im Geringsten zu interessieren, aber er war mit Freuden bereit, seine Arbeit liegen zu lassen.
    »Also, wie Sie sehen, haben wir dort das alte Haus, an der Uferseite …«
    »Soll das abgerissen werden?«
    Er gackerte. »Darum gibt es einen gewaltigen Streit. Dem Besitzer gefällt es. Wenn er es behalten will, müssen wir das gesamte Fußbodenniveau anheben.«
    »Es wird ihn nicht glücklich machen, wenn ihr beginnt seinen Audienzraum aufzufüllen und er bis zu den Knöcheln in Zement steckt.«
    »Er ist unglücklicher darüber, das Gebäude zu verlieren.«
    »Und wer sagt, dass er es nicht behalten kann?«
    »Der Architekt.«
    »Pomponius? Hat der nicht den Auftrag, das zu tun, was der Klient wünscht?«
    »Schätze, der denkt, der Klient hätte sich nach den Wünschen des Architekten zu richten.«
    Einige Arbeiter sind gut gebaute Exemplare, mit genug Muskeln und Ausdauer, Steine und Zement zu schleppen. Dieser hier war ein drahtiger, käsiger, seltsam schwach aussehender Typ. Vielleicht kletterte er gerne auf Leitern. Oder er war in dieses Gewerbe geraten, weil sein Bruder einen Vorarbeiter kannte und ihm Arbeit verschafft hatte, bei der er alte Ziegel abkratzen musste. Wie die meisten Bauarbeiter litt er offensichtlich unter Rückenschmerzen.
    »Habe ich nicht gehört, dass Sie einen Ihrer Kollegen durch einen Unfall verloren haben?«
    »Oh, Gaudius.« Ich hatte Valla gemeint.
    »Was ist mit Gaudius passiert?«
    »Hat ’nen Schlag mit ’ner Planke abgekriegt und ist rückwärts in ein Loch gefallen. Die Grabenwand krachte ein, und er ist erstickt, bevor wir ihn ausbuddeln konnten. Lebte noch, als wir mit dem Buddeln anfingen. Von den Jungs müssen welche auf ihn draufgetreten sein, als sie zu helfen versuchten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Schrecklich.«
    »Und Dubnus. Hat sich einen Abend die Birne zugeschüttet. Ist dann in einer Schenke bei den Canabae erstochen worden.« Canabae waren halb offizielle Einrichtungen, normalerweise außerhalb von Militärfestungen. Ich kannte sie aus meiner Armeezeit. Den Ortsansässigen wurde erlaubt, dort Geschäfte mit denen zu machen, die dienstfrei hatten. Das bedeutete, Handel mit »Frischfleisch« und andere Angebote, die von gefährlichen Getränken bis zu scheußlichen Erinnerungsstücken reichten. Das führte zu Krankheiten, unerwünschten Geburten und illegalen Ehen – allerdings selten zum Tod.
    »Das Leben hier draußen ist rau?«
    »Oh, ist schon in Ordnung so.«
    »Woher stammst du?«
    »Aus Pisae.«
    »Ligurien?«
    »Vor langer Zeit. Ich lass mich nicht gerne irgendwo nieder.« Das konnte bedeuten, er war vor einer zehn Jahre alten Anklage wegen Entendiebstahls geflohen oder dass er tatsächlich ein wurzelloser Geselle war, der seine Stiefel gern auf Wanderschaft sah.
    »Werdet ihr hier gut behandelt?«
    »Wir haben nette, saubere Unterkünfte und anständiges Essen. Lässt sich aushalten, wenn man gern mit neun anderen Kerlen zusammenhaust, von denen einige echte Furzer sind und einer im Schlaf weint.«
    »Wirst du in Britannien bleiben, wenn der Bau fertig ist?«
    »Ich nicht, Legat. Zurück nach Italien, so schnell es geht … Aber das sage ich immer. Dann höre ich von einer anderen Baustelle. Irgendwelche Kumpel heuern da an, und die Bezahlung klingt gut. Da lass ich mich wieder mitlocken.« Er schien damit zufrieden zu sein.
    »Würdest du sagen«, fragte ich etwas eindringlicher, »dass diese Baustelle gefährlicher ist als andere, auf denen du gearbeitet hast?«
    »Tja, überall gehen welche drauf, das ist ganz natürlich.«
    »Ich weiß, was du meinst. Ich habe gehört, dass außerhalb der Armee mehr Männer auf Baustellen umkommen als in jedem anderen Gewerbe.«
    »Daran gewöhnt man

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