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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sich.«
    »Wie viel Tote hat es hier denn schon gegeben?«
    Er zuckte mit den Schultern, hatte es nicht mit Statistiken. Ich war überzeugt, dass dieses gleichgültige Lamm genauso dösig wegen seiner Bezahlung war.
    Nein, war ich nicht. Ich wette, er wusste genau, was er zu kriegen hatte, bis auf das letzte Viertel As.
    »Kennst du jemanden hier auf der Baustelle namens Gloccus oder Cotta?«
    Er verneinte.

XII
     
     
    Nach der Wegbeschreibung des Arbeiters fand ich das Krankenrevier, in dem die Leiche des am Morgen verunglückten Dachdeckers angeblich liegen sollte. Es war eine kleine, aber offenbar gut funktionierende Krankenstation, zwischen ein paar Bauhütten am anderen Ende, mit einem jungen Sanitäter namens Alexas, der sich um alltägliche Schnittverletzungen und Verstauchungen kümmerte – von denen es viele gab. Ich nahm an, dass es ebenfalls zu seiner Aufgabe gehörte, Drückeberger aufzuspüren. Auch die würde es zur Genüge geben.
    Ohne überrascht zu sein, zeigte er mir den toten Dachdecker. Valla war ein typischer Bauarbeiter, mit rötlicher Gesichtsfarbe und leichtem Bauchansatz. Er hatte vermutlich gern einen getrunken, und das vermutlich zu oft. Seine Hände waren rau. Er roch leicht nach altem Schweiß, was allerdings daran liegen konnte, dass er seine Tunika selten wusch. Er würde noch schlimmer riechen, wenn niemand für seine Einäscherung zahlte. Meine noch frische Erinnerung an die Leiche unter Papas Hypokaustum wurde aufs unerfreulichste wieder belebt.
    Valla lag auf einer Trage, unbehütet von Trauernden oder Flötenspielern, jedoch auf respektvolle Weise. Ein grobes Tuch wurde mit sanfter Hand zurückgeschlagen, bereit für meine Inspektion. Der Sanitäter blieb bei mir, als würde er sich genauso um diesen toten Mann kümmern wie um jeden brüllenden Grabenbauer mit einer Sichel im Bein. Offenbar wurde hier auf Niveau geachtet.
    »Bekommt Valla ein Begräbnis?«
    »Das wird immer so gemacht«, erwiderte Alexas. »Wir haben bei jedem Projekt Tote, manche aus ganz natürlichen Gründen. Herzversagen. Krankheiten. Die Arbeiter sammeln dann, aber auf entlegenen ausländischen Baustellen sorgt die Verwaltung dafür.«
    »Sie schicken die Asche nach Hause zu den Verwandten?« Er schaute verlegen. »Zu viel Aufwand«, stimmte ich ruhig zu. »Ich wette, die Hälfte der Mannschaft hier hat nie einen Blutsverwandten angegeben, der benachrichtigt werden sollte.«
    »Das sollten sie aber«, wurde mir ernsthaft versichert.
    »Selbstverständlich.« Ich tippte ihm mit dem Finger auf die Brust. »Hast du deine Frau oder deine Mutter auf einer Schriftrolle aufgeführt?«
    Alexas wollte etwas sagen, hielt inne und grinste mich an. »Jetzt, wo Sie es erwähnen …«
    »Ich weiß. Wir alle glauben, dass nur anderen was Schlimmes zustoßen kann … Aber der hier hat sich geirrt.«
    Die Leiche fühlte sich kühl an. Mir wurde gesagt, niemand habe gesehen, was passiert sei. Es sah aus, als wäre er direkt hinuntergefallen. Nichts deutete darauf hin, dass er sich die Hände aufgeschürft hatte bei dem Versuch, den Fall abzubremsen. Auch sonst war äußerlich nichts an ihm zu sehen. Die tödlichen Verletzungen mussten innerlich sein. Wenn jemand den armen Kerl geschubst hatte, damit er den Halt verlor, hatte er keine Beweise hinterlassen.
    »Wo ist er gefallen?«
    »Vom alten Haus.«
    »Das ist eingerüstet, ich weiß. Gibt es da nicht einen Streit wegen der Zukunft des alten Gebäudes?«
    »Das dürfen Sie mich nicht fragen«, sagte Alexas. »Wenn was davon abgerissen wird, war Valla bestimmt da oben, um Dachschindeln zu bergen.«
    »Hm. Und wie lautet deine Theorie?«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte der Sanitäter ehrlich verwundert.
    »Ist dieser Todesfall verdächtig?«
    »Natürlich nicht.«
    Ein Ermittler gewöhnt sich daran, dass ihm versichert wird, Messerstechereien und Erdrosselungen seien »bloße Unfälle«. Ich erwartete von vornherein Lügen, wenn ich Fragen stellte – aber vielleicht gab es ja noch eine Welt, in der Menschen ganz gewöhnliche Missgeschicke passierten.
    »Hat er einen Schrei ausgestoßen, weißt du das, Alexas?«
    »Wäre das wichtig?«
    »Wenn er geschubst worden ist, könnte er protestiert haben. Wenn er gesprungen oder gefallen ist, dürfte es wahrscheinlicher sein, dass er still war.«
    »Soll ich versuchen das für Sie rauszufinden?«
    »Lohnt sich nicht, danke.« Es würde sowieso ergebnislos sein.
    »Das Palastprojekt ist gerade erst begonnen worden, aber das ist

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