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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Projektleiter zu haben war eine formelle Spezifikation seiner Stellung. Der Feldmesser lachte ebenfalls hinter vorgehaltener Hand, wie ich annahm.
    »Wer führt Ihre Mannschaft an?« So was wird unterschiedlich gehandhabt, besonders bei Bauvorhaben wie Brücken und Aquädukten, für die viel Ingenieurwissen erforderlich ist.
    »Der Architekt.« Der Kerl, den ich vorhin gesehen hatte, wie er Grobheiten austeilte. Zweifellos würde er bald grob zu mir sein. »Besteht die Hoffnung, dass man Ihnen jemanden zugeteilt hat, der sein Handwerk versteht?«
    Der Bauleiter blieb förmlich. »Pomponius hat eine gründliche Ausbildung und bei großen Bauvorhaben mitgewirkt.« Bewusst fügte er nicht hinzu: Und die meisten vermasselt. Doch der Feldmesser kicherte offen. Als dieser Feldmesser seinen Beruf begonnen hatte, war auch er gründlich ausgebildet worden, nicht zuletzt von grauhaarigen groma -Genies, die ihr Handwerk als »Haltet den verdammten Architekten davon ab, das Bauvorhaben zu vermasseln« bezeichneten.
    Ich hatte einen guten Eindruck von den beiden bekommen. »Sie meinen, Pomponius ist die übliche Mischung aus Arroganz, schierer Ignoranz und ausgefallenen Ideen?« Der Bauleiter gestattete sich ein schwaches Lächeln.
    »Er trägt ägyptische Fayence-Schulterspangen«, bestätigte der Feldmesser mürrisch. Er selbst war der Gepflegteste auf der Baustelle – frisch getrimmtes graues Haar, makellose weiße Tunika, gewienerter Gürtel und Stiefel, um die man ihn beneiden konnte. Er trug seine Instrumente in einer ordentlich verschlossenen, gut geölten Schultertasche, auf die ich mich an jedem Gebrauchtwarenstand gestürzt hätte, obwohl sie sichtbar abgetragen war.
    Der Bauleiter beschloss, die Atmosphäre aufzuhellen. »Passen Sie auf, wenn Pomponius Ihnen eine Vorführung anbietet. Das kann bis zu drei Tagen dauern. Das letzte hohe Tier, das zu Besuch kam, wurde bewusstlos von der Baustelle getragen, und Pomponius hatte noch nicht mal angefangen ihm Farbvorschläge und -muster zu zeigen.«
    Ich lächelte. »Dann stellen Sie mich nicht formell vor. Nehmen Sie mich nur zu der Besprechung mit, und ich mach mich zu einem späteren Zeitpunkt mit ihm bekannt. Ich meine, nachdem ich gesehen habe, wie dämlich er ist.«
    Sie grinsten.
    Wir gingen in Richtung einiger älterer Holzbauten, uralte Militärbaracken, die aussahen, als würden sie aus der Zeit der claudischen Invasion stammen. Jetzt wurden sie als Bauhütten benutzt, sollten aber wohl abgerissen werden, wenn die neuen Gebäude fertig gestellt waren.
    Die Besprechung hätte eigentlich schon anfangen sollen, war aber verschoben worden. Jemand hatte einen Unfall gehabt.
    »Passiert ständig«, äußerte der Feldmesser wegwerfend. Obwohl wir bisher so getan hatten, als wären wir Freunde, beschönigte er die Sache.
    »Wer war es? Ist er verletzt?«
    »Leider hinüber.« Ich hob die Augenbrauen. Der Feldmesser wirkte gereizt und machte keine weitere Bemerkung.
    »Wer war es?«, wiederholte ich.
    »Valla.«
    »Was ist mit ihm passiert?«
    »Er war Dachdecker. Was glauben Sie denn? Ist vom Dach gefallen.«
    »Wir sollten besser zu der Besprechung gehen«, unterbrach der Bauleiter. »Haben Sie einen Schreiber, Falco?«
    Wir betraten jetzt die alte Militärbaracke, die sie als Büro des Projektleiters benutzten. Ich schob die unausgesprochene Sache mit dem Dachdecker beiseite, zumindest vorläufig. »Nein, ich mache mir selbst Notizen. Ist eine Frage der Sicherheit.« Tatsächlich hatte ich mir nie so was wie einen Schreiber leisten können. »Meine Gehilfen unterstützen mich, wenn nötig.«
    »Gehilfen!« Der Bauleiter schaute erschrocken. Ein Mann aus Rom war schlimm genug. Ein Mann aus Rom mit Verstärkung war eine ernsthafte Bedrohung. »Wie viele haben Sie?«
    »Nur zwei«, erwiderte ich und lächelte. Aus Spaß fügte ich hinzu: »Na ja, bis der Rest eintrifft.«

XI
     
     
    Pomponius entdeckte mich sofort.
    Das kann nicht leicht gewesen sein. Die Besprechung bestand aus der größten Ansammlung von Männern mit Werkzeughalftern und einärmligen Tuniken, bei der ich je zugegen gewesen war. Vielleicht war das die Erklärung des Problems. Das Palastprojekt war zu groß. Kein Einzelner konnte das Personal, das Bauprogramm und die Kosten überblicken. Aber Pomponius dachte, er hätte die Sache im Griff – wie Männer, die die Übersicht über eine Situation verlieren, das für gewöhnlich tun.
    Er war mir augenblicklich unsympathisch. Die dicke Haarpomade verriet

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