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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Hals.
    Es kam noch schlimmer. Verovolcus führte uns in einen Raum, wo ein Mann, dessen wildes Haar schon vor ein paar Jahren ergraut war, aufrecht auf einem Magistratsstuhl saß und auf Menschen wartete, die mit Beschwerden hereineilten und auf seinen wohlwollenden Rat hofften. Da die Atrebaten noch nicht gelernt hatten, dass unter zivilisierten Völkern Beschwerden eine gesellschaftliche Kunstform sind, sah er gelangweilt aus. Der Bursche war mindestens sechzig und hatte seit Generationen einen römischen Rang vorgespielt. Er hatte die perfekte Haltung, gelangweilt und überheblich – Arme ausgebreitet auf den Lehnen, Knie ebenfalls auseinander, aber die in Stiefeln steckenden Füße zusammen auf einem Fußbänkchen. Dieser Stammesführer hatte römische Autorität aus der Nähe studiert. Er trug Weiß mit purpurroten Borten und hatte vermutlich ein Offiziersstöckchen unter seinem Thron versteckt.
    Jetzt saßen wir ernsthaft in der Klemme. Es war der Große König.
     
    Verovolcus plapperte im örtlichen Dialekt auf ihn ein. Ich wünschte, ich hätte Justinus mitgebracht. Er hätte vielleicht etwas mitgekriegt, obwohl seine Kenntnisse keltischer Linguistik aus germanischen Quellen stammten. Ich selbst war in der Armee gewesen, hauptsächlich in Britannien, etwa sieben Jahre lang, aber Legionäre, die Rom vertreten, verabscheuen Eingeborenendialekte und erwarten, dass die gesamte eroberte Welt Latein lernt. Da die meisten Einheimischen versuchten uns etwas zu verkaufen, war das eine gerechte Einstellung. Händler und Prostituierte meisterten rasch die nötigen Wörter, um mit uns in unserer Sprache zu parlieren. Ich war als Kundschafter eingesetzt worden. Aus Sicherheitsgründen hätte ich wenigstens etwas von ihrer Sprache aufschnappen sollen, aber als junger Bursche hatte ich gefunden, dass es schon genug Strafe für mich war, im strömenden Regen unter einem Stechginsterbusch zu hocken.
    Ich bekam den Namen Pomponius mit. Verovolcus wandte sich triumphierend an uns. »Der Große König Togidubnus, Freund eures Kaisers, wird mit euch kommen, um alles über sein Haus zu hören.«
    »Wie nett.« Ich hatte jeden Sarkasmus aus meinem Ton herausgehalten, was auch gut so war. Helena warf mir einen scharfen Blick zu, aber er blieb unbemerkt. Verovolcus schien begeistert zu sein, hatte aber keine Zeit, auf meine Plattitüde zu antworten.
    »Es wird sicher Spaß machen, einen Bericht über die Fortschritte zu hören«, erwiderte der König selbst in perfektem Latein.
    Ich dachte: Dieser Mann muss etwas wirklich Wertvolles besitzen, das er an Rom verkaufen will. Dann fiel mir ein, dass er das bereits getan hatte – einen sicheren Hafen und einen herzlichen Empfang für Vespasians Männer vor dreißig Jahren.
    »Verovolcus hat die Aufgabe, den Fortgang der Ereignisse für mich zu beobachten«, erklärte er uns dann lächelnd. »Pomponius wird mich nicht erwarten.« Das, schlossen wir daraus, würde den Spaß erhöhen. »Aber bitte, ich will Ihnen nicht auf die Nerven fallen, Falco.«
    Helena wandte sich an mich. »König Togidubnus weiß, wer du bist, Marcus Didius, aber ich habe nicht gehört, dass Verovolcus es ihm gesagt hat.«
    »Und Sie sind die einfühlsame, scharfsinnige Helena Justina«, unterbrach der König. »Ihr Vater ist ein Mann von Rang und Namen, ein Freund meines alten Freundes Vespasian und Bruder der Frau des Prokurators Hilaris. Mein alter Freund Vespasian vertritt traditionelle Ansichten. Hat er nicht den Wunsch, Sie mit einem edlen Senator verheiratet zu sehen?«
    »Ich glaube nicht, dass er damit rechnet«, antwortete sie ruhig. Sie war leicht errötet. Helena war wie jede echte römische Matrone sehr bedacht auf ihre Privatsphäre. Das Objekt kaiserlicher Korrespondenz zu sein, ließ sie auf gefährliche Weise die Zähne zusammenbeißen. Die Tochter von Camillus Verus überlegte, ob sie dem Großen König der Briten ein blaues Auge verpassen sollte.
    Togidubnus beobachtete sie. Er musste kapiert haben. »Nein«, sagte er. »Und nachdem ich Sie zusammen mit Marcus Didius kennen gelernt habe, würde ich auch nicht damit rechnen.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Helena kühl. Das ganze Gespräch hatte sich gedreht. Ich hielt mich da raus. Der Große König reagierte mit einem Neigen seines Kopfes, als wäre ihr angedeuteter Rüffel ein riesiges Kompliment.
    Verovolcus warf mir einen komplizenhaften Blick zu, als er sah,dass seine eigenen Annäherungsversuche umgangen worden waren. Aber ich war daran

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