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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gewöhnt, dass Helena unerwartete Freunde fand.
    »Nun auf zu meinem neuen Haus!«, rief der König fröhlich und hüllte sich so ungezwungen in eine gewaltige schimmernde Toga, als wäre es ein Bademantel. Ich hatte kaiserliche Legaten mit Stammbäumen, die bis zu Romulus zurückreichten, beim Kampf mit diesen Dingern gesehen, den sie ohne die Hilfe von vier Togafaltern nicht bewältigen konnten.
    Unnötig zu betonen, dass ich mein eigenes wollenes Ungetüm noch nicht ausgepackt hatte. Durchaus möglich, dass ich das Ding zu Hause in Rom gar nicht erst eingepackt hatte. Ich konnte nur hoffen, dass Togidubnus diesen Affront übersehen würde. Enthielten Romanisierungskurse für Provinzkönige auch Lektionen über huldvolles Verhalten? Den Gästen die Befangenheit zu nehmen, rüdes Benehmen von zweitrangigen Prolos zu ignorieren? Zeug, das meine ehrbare Mutter mir ständig eingebimst hatte – nur hatte ich nie zugehört.
    Als er von seinem Podium zu uns herabstieg, ergriff der König meine Hand mit einem guten römischen Handschlag. Dasselbe tat er mit Helena. Verovolcus, der aufmerksamer sein musste, als er wirkte, folgte diesem Beispiel rasch – zerquetschte meine Hand wie ein Blutsbruder, der die letzten zwölf Stunden mit mir gesoffen hatte, ergriff dann Helenas schlanke Finger mit etwas mehr Vorsicht, aber einer Bewunderung im Blick, die nicht minder peinlich war.
    Auf dem Weg zu Pomponius begann ich zu begreifen, warum Togidubnus und Vespasian Freunde geworden und geblieben waren. Sie stammten beide aus niederen Gesellschaftsschichten, machten aber durch Talent und Standfestigkeit das Beste daraus. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass ich mich am Ende dem König richtiggehend verpflichtet fühlen würde. Ich glaubte immer noch, dass der neue Palast eine ausufernde Extravaganz war, aber da die römischen Steuerzahler dafür aufkommen mussten – und da das Geld mit Sicherheit bei irgendjemandem landete –, konnte ich zumindest dafür sorgen, dass dieses stilvolle Haus gebaut wurde.
    Der König hatte Helena mit Beschlag belegt. Das verwies mich in die Rolle des unbedeutenden Ehemanns, der ihnen zusammen mit Verovolcus hinterherlatschte. Damit konnte ich leben.
    Helena war keine unbedeutende Ehefrau. Wenn sie mich wollte, würde sie den Stolz des britannischen Adels fallen lassen wie eine zu heiße Sardine.
    Jede Frau würde von einem Kerl beeindruckt sein, der sein gesamtes Haus mit brandneuen Mosaikböden versah. Das macht viel mehr her, als mit einem neuen Flickenteppich und dem Versprechen ihres stinkfaulen Paterfamilias abgespeist zu werden, den Schlafzimmeralkoven neu zu verputzen, »wenn ich mal dazu komme« …

XIV
     
     
    »Sie kommen zu spät, Falco, ich habe jetzt keine Zeit für Sie …« Während er noch dabei war, Helena anzufunkeln, mit der er nicht gerechnet hatte, verstummte Pomponius. Er hatte den König entdeckt.
    »Ich bin ja so gespannt darauf, Ihre aktuelle Einschätzung unseres Projekts zu erfahren«, verkündete der königliche Klient. Der Architekt konnte nur stumm vor Wut kochen. »Tun Sie einfach so, als wäre ich nicht da«, bot Togidubnus huldvoll an. Das würde schwierig werden, da sein tragbarer Thron, seine Gefolgschaft und seine haarigen Diener, die ihm Speisen in flachen kleinen Schalen reichten, jetzt den größten Teil des Planungsraums füllten. Oliven in reichlich mit Kräutern gewürztem Öl hatten bereits Fettflecken auf einigen der Aufrisspläne hinterlassen.
    Pomponius ließ zwei seiner Architektengehilfen kommen. Sie sollten ihm bei der Präsentation helfen. Auf diese Weise versicherte er sich zumindest eines bewundernden Publikums. Beide waren zehn Jahre jünger als er, guckten sich aber all ihre schlechten Angewohnheiten von seinem guten Beispiel ab. Der eine kopierte das pomadisierte Haar des Projektleiters, der andere hatte seinen überdimensionalen Skarabäus von einem ebenso falschen Alexandriner Juwelier gekauft. Zusammen besaßen sie weniger Persönlichkeit als eine fleckige Karotte.
    Diese alten Baracken standen kurz vor dem totalen Verfall. Sie waren zugiger als Armeezelte. Der Planungsraum wurde mit einem uralten Kohlebecken geheizt. Bei den vielen Leuten, die hier herumstanden, gerieten wir bereits ins Schwitzen. Das würde die Häute mit den Bauplänen bald austrocknen und reißen lassen. Der Bibliothekar einer Kartensammlung wäre entsetzt gewesen über diese Luftverhältnisse. Ich hatte das Gefühl, mich selbst gleich zu verformen.
    Eine riesige

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