Eine Leiche im Badehaus
Cotta?«
»Ähm … ich glaube nicht. Wollen Sie sich meine Ehrenliste anschauen?«
»Sie führen Listen?«
»Selbstverständlich. Lohnlisten«, erklärte er sarkastisch.
»Ja, die würde ich gerne durchschauen.« Gut möglich, dass sie falsche Namen verwendeten. Jedes Paar Handwerker, das kurz vor meiner Ankunft aufgetaucht war, würde eine Überprüfung wert sein. »Nur noch eine Frage. Sie haben die ausländischen Arbeiter unter sich, aber ich höre, dass es auch britannische gibt?«
Vielleicht wurde Lupus etwas verschlossener. »Das stimmt, Falco.« Er stand auf und war bereits im Gehen. »Mandumerus ist für die Einheimischen zuständig. Sie werden sich an ihn wenden müssen.«
Nichts an seinem Ton deutete direkt auf eine Fehde hin, doch ich spürte, dass er und Mandumerus keine Freunde waren.
»Übrigens, Falco«, teilte er mir mit, als wir uns trennten, »Pomponius hat mich gebeten, Ihnen seine Entschuldigung zu überbringen. Er hielt Sie fälschlich für einen Handelsvertreter. Die überschwemmen uns regelrecht.«
»Hat mich mit einem Handelsvertreter verwechselt, ja?« Ich sog an meinen Zähnen.
»Er hat eine Nachricht geschickt, hat die Schriftrolle gefunden, auf der Ihr Kommen angekündigt wurde. Er möchte Ihnen das gesamte Bauvorhaben vorstellen. Morgen. Im Planungsraum.«
»Das klingt, als wäre damit mein morgiger Tag schon vollkommen ausgefüllt.«
Er grinste.
XIII
Helena kam mit mir aus Noviomagus zur Vorstellung des Projekts. Als wir beim Palast eintrafen, wanderten wir um den eingerüsteten Teil herum und schauten zum Dach hinauf, von dem der arme Valla gestürzt sein musste.
Ein Mann war nach oben geschickt worden, allein, zu hoch hinauf, mit ungenügender Absicherung. Ein eindeutiger Fall. Scheinbar.
Wir hatten noch genug Zeit, und so traten wir ein paar Schritte zurück und betrachteten das, was sie das alte Haus nannten. Togidubnus’ Palast, seine Belohnung dafür, die Römer nach Britannien reingelassen zu haben, muss sich in dem Land der Hügelfestungen und armseligen Waldhütten hervorgehoben haben. Selbst in seiner frühen Version war er ein Schmuckstück. Seine Mitkönige und deren Stammesangehörige lebten immer noch in diesen großen runden Hütten mit Rauchabzugslöchern im spitzen Dach, wo mehrere Familien fröhlich mit ihren Hühnern, Zecken und Lieblingsziegen zusammenhockten; aber Togi war auf fabelhafte Weise erhöht worden. Das Hauptgebäude des königlichen Heims bestand aus einem schönen und im Wesentlichen romanisierten Steinhaus. Es wäre ein beneidenswerter Besitz gewesen, wenn es an den Ufern des Nemisees gestanden hätte; hier in dieser Wildnis war es ein absoluter Kracher.
Eine doppelte Veranda bot Schutz vor dem Wetter und öffnete sich zu einem großen, mit Kolonnaden versehenen Garten. Er war gut gepflegt, jemand genoss diese Annehmlichkeit. Aus Sicherheitsgründen etwas abseits von den Wohnquartieren lag zum Meer hin, deutlich zu erkennen an den gewölbten Dächern, das vermutlich einzige private Badehaus in dieser Provinz. Leichter Rauch aus dem Schornstein verriet uns, dass Vespasian dem König keinen Zivilisationslehrer schicken musste, der ihm erklärte, wofür die Bäder waren.
Helena zog mich weiter. Ich bat sie, aufzupassen, weil gerade einige architektonische Besonderheiten von den Bauarbeitern entfernt wurden. Dazu gehörten auch die Kolonnadensäulen um den Garten. Sie hatten sehr ungewöhnliche, ziemlich gediegene Kapitelle mit ausgefallenen Widderhornvoluten, zwischen denen unheimliche, mit Eichenlaub bekränzte Stammesgesichter auf uns herabblickten.
»Zu wild und hinterwäldlerisch für mich!«, rief Helena. »Ich hab lieber einfache Perlen- und Pfeilkapitelle.«
Ich stimmte ihr zu. »Die mystischen Augen scheinen eine aus der Mode gekommene Marotte zu sein.« Ich deutete auf die Säulen, die demontiert wurden. »Pomponius beginnt mit den Ausbesserungen für einen Klienten, indem er alles in Sichtweite abreißt.« Ich bemerkte, dass die Säulen mit Stuckatur überzogen waren, die an manchen Stellen abblätterte, weil der Stein darunter bröckelte. Das Wetter hatte scheußliche Sprünge im Verputz hinterlassen. »Armer Togi! Im Stich gelassen von schäbigem claudischem Schrott. Siehst du, diese scheinbar edle korinthische Säule ist nur ein Gemisch, billig zusammengeklatscht, mit einer Haltbarkeitsspanne von weniger als zwanzig Jahren.«
»Du bist schockiert, Marcus Didius.« Helenas Augen funkelten.
»Das ist keine Art
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