Eine Leiche im Badehaus
für die Goldene Stadt, einen hoch geschätzten Verbündeten zu belohnen – miese Brocken alter Ziegel und Füllmaterial, zusammengemanscht und übertüncht.«
»Und doch kann ich sehen, warum es dem König gefällt«, sagte Helena. »Es ist ein hübsches Heim. Ich nehme an, er hat es sehr gern.«
»Teure Spielereien sind ihm noch lieber.«
Ein Fenster wurde aufgestoßen. Diesmal kein Schund, sondern ein sauber gezimmertes Exemplar aus Hartholz mit undurchsichtigen Scheiben in einem wunderbar ausgeführten Marmorrahmen. Der Marmor sah verdächtig nach Carrara aus. Nur wenige meiner Nachbarn konnten sich das echte weiße Zeug leisten. Ich merkte, wie ich neidisch wurde.
Wilde rote Locken flogen, um einen bulligen Hals erkannte ich den schweren Elektrumtorques, der seinen aufgeregten Besitzer fast erwürgen musste.
»Sie sind der Mann!«, kreischte der Repräsentant des Königs in gestelztem Latein.
»Der Mann aus Rom«, verbesserte ich ihn nachdrücklich. Ich gebe gern Umgangssprachliches weiter, wenn ich mich unter Barbaren befinde. »Verleiht dem Ton etwas Bedrohlicheres.«
»Bedrohlich?«
»Angsteinflößender.« Helena lächelte. Der Brite ließ sich von dieser raffinierten Erscheinung in Weiß bezaubern. Sie trug Ohrringe mit Reihen kleiner goldener Eicheln, und er war ein Schmuckkenner. Auf der Baustelle gab es nicht viele Frauen. Keine konnte es in Sachen Stil, Geschmack und Schalk mit meiner aufnehmen. »Sein Name ist Falco.«
»Falco ist der Mann.« Wir schauten zu ihm hoch. »Aus Rom«, fügte er lahm hinzu. Die Bildung hatte ein weiteres demoralisiertes Opfer gefordert. »Sie müssen hereinkommen, Mann aus Rom – und Ihre Frau.« Anzüglich fuchtelte er mit dem Arm, gehüllt in karierte Wolle, in Richtung Eingang. Wir waren der Gastfreundschaft Fremder zugänglich, also stimmten wir zu.
Drinnen fanden wir ihn erst nach einiger Zeit. Es gab eine Menge Räume, möbliert mit importierten Gütern und alle in bemerkenswertem Dekor. Blauschwarze Sockel wiesen kühne Blumenmuster auf, gemalt mit sicherer Hand und dramatischer Pinselführung; Friese waren in elegante Rechtecke unterteilt, entweder durch weiße Rahmen oder aufgemalte, geriefelte Pilaster; ein Illusionsmaler hatte Pseudokranzgesimse geschaffen, die wie echte Zierleisten im Abendlicht wirkten. Böden waren zurückhaltend in Schwarz und Weiß oder mehrfarbig ausgeführt – eine ruhige Geometrie aus blassem Weinrot, Aquamarinblau, mattem Weiß, Grauschattierungen und Korngelb. In Italien und Gallien galt so was als altmodisch. Wenn sein Innenarchitekt mit der Zeit ging, würde der König die Bodenbeläge zweifellos erneuern lassen.
»Ich bin Verovolcus.« Der Repräsentant des Klienten hatte zumindest die Sprachlektion bewältigt, bei der er lernte, seinen Namen auszusprechen. »Sie sind Falco.« Ja, das hatten wir schon. Ich stellte Helena Justina vor, mit vollem Namen und allen Einzelheiten ihres edlen Vaters. Es gelang ihr, bei so viel lächerlicher Förmlichkeit nicht zu überrascht zu schauen.
Nicht zu übersehen war, dass Helena Verovolcus gefiel. Das ist das Problem mit Reisen ins Ausland. Die Hälfte der Zeit verbringt man damit, etwas Essbares aufzutreiben, und muss in der restlichen Zeit alle Kerle abwehren, die den Reisegefährtinnen ihre außerordentliche Liebe gestehen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Frauen auf glatte Lügen von Fremden reinfallen.
Die Sache hätte peinlich werden können. Mir war aufgetragen worden, mich in Britannien wie ein perfekter Diplomat zu benehmen – aber wenn irgendjemand Hand an Helena legte, würde ich ihm in die Eier treten.
Ich fragte mich, was Maia vorhatte. Sie hatte sich entschieden, in der Stadt zu bleiben, zusammen mit Hyspale. Hyspale hatte gerade entdeckt, dass man in Noviomagus nirgends einkaufen konnte. Die Mitteilung, dass es nirgendwo in Britannien ein anständiges Emporium gab, hob ich mir noch auf. Wenn sie mich demnächst wirklich ärgerte, würde ich nebenbei fallen lassen, dass sie jetzt völlig außer Reichweite von Bändern, Parfums und ägyptischen Glasperlen war. Ich freute mich schon auf ihre Reaktion. »Ihnen gefällt unser Haus?« Verovolcus hatte die Kunst der einschmeichlerischen Rede gemeistert. Das gelang ihnen allen.
»Ja, aber Sie lassen ein neues bauen«, erwiderte Helena mit königlichem Grinsen. »Der Architekt wird Falco alles darüber erzählen.«
»Ich komme mit!« O Jupiter, Bester und Größter aller Götter, jetzt hatten wir den auch noch am
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