Eine Leiche im Badehaus
Grundrisszeichnung war für uns aufgehängt worden – na ja, eigentlich dafür, mich zu beeindrucken. Darauf war ein monströser viereckiger Komplex mit unzähligen Zimmern zu sehen, angelegt um einen ausgedehnten Innengarten. Blaue Schraffierungen am unteren Rand zeigten das Meer an. Grün Schraffiertes wies nicht nur auf den riesigen Hauptgarten innerhalb der vier Flügel hin, sondern auf einen weiteren großen Park im Süden, der bis hinunter zum Hafen führte.
»Der neue Palast«, begann Pomponius, wobei er sich direkt an mich wandte, als könnte man nicht von ihm erwarten, Rücksicht auf Stammeskönige oder Frauen zu nehmen, »wird das größte, prächtigste römische Bauwerk nördlich der Alpen werden.«
Vermutlich würde die Residenz des Statthalters in Londinium genauso groß werden. Um offizielle Würdenträger zu beeindrucken, war Prachtentfaltung erforderlich, und für die Unterbringung der Provinzverwaltung benötigte man viel Raum. Da ich die Residenz noch nicht gesehen hatte, hielt ich den Mund. Vielleicht hatte mein sparsamer Kollege Frontinus beschlossen, Britannien von einem Festzelt aus zu führen.
Pomponius räusperte sich. Er sah mich finster an. Offenbar dachte er, ich würde ihm keine Aufmerksamkeit schenken. Ich lächelte mit blitzenden Zähnen, als hätte ich das Gefühl, er brauche Bestätigung. Das machte ihn noch wütender.
»Ähm … der Hauptzugang liegt an der Straße von Noviomagus, auf der der meiste Verkehr von der Stammeshauptstadt und darüber hinaus fließen wird. Um die Ankömmlinge würdig zu empfangen, sieht mein Konzept eine prachtvolle Außenfassade vor. Die monumentale Ostfront ist das Erste, was Besucher wahrnehmen. Sie wird durch eine zentrale Eingangshalle beherrscht werden. Außen hat sie zwei dramatische, weit ausladende Giebel, jeder auf sechs massiven Säulen von zwanzig Fuß Höhe. Innen werden sich zu beiden Seiten kleinere Räume wie Arkaden öffnen, einerseits zur seitlichen Abstützung …«
»Das Dach ist ein bisschen schwer?« Das klang flapsiger, als ich beabsichtigt hatte.
»Offensichtlich. Andererseits wird der optische Effekt dazu beitragen, den Besucherstrom ins Innere zu lenken …«
»Toll!«
Pomponius meinte, ich wolle ihn beleidigen. Vielleicht wollte ich das auch. Ich bin in engen Wohnungen aufgewachsen, wo der Besucherstrom von Mama mit einem Besen gelenkt wurde, der Trödlern auf den Hintern krachte.
»Geplant sind des Weiteren prächtige Statuen und ein dramatisches, mit Marmor ausgekleidetes Wasserbassin mit einem eindrucksvollen Mechanismus für Wasserspiele«, trällerte der Architekt. »Meine Absicht ist, den Maßstab und die qualitätsvolle Ausstattung zu dramatisieren, ohne die Bewohner zu erdrücken, und gleichzeitig die Sichtlinie durch die Halle auf den Garten dahinter zu betonen. Das ist ein überlegenes Konzept – kultiviertes aristokratisches Leben für einen feinsinnigen, hochklassigen Klienten.«
Togidubnus kaute an einem besonders saftigen Apfel, was all seine Konzentration erforderte, also ging die halbherzige Schmeichelei an ihm vorbei.
»Ebenfalls im Ostflügel wird sich eine halb öffentliche Versammlungshalle befinden. Privaträume, ausgestattet mit gutem Standardmobiliar und mit Zugang zu eigenen Höfen, sind mit dem Gedanken an Ruhe und Entspannung entworfen worden …«
»Wird es da nicht ziemlich laut sein, wenn sie so nahe am Haupteingang liegen?«, fragte Helena fast zu höflich.
Pomponius starrte sie an. Künstlertypen können mit großen, schlanken Mädchen umgehen, die einen aristokratischen Akzent und Geschmack haben, aber nur als ihnen unterworfene Mätressen. Er hätte ihr erlaubt, Leckerbissen bei einer Abendgesellschaft herumzureichen, aber in jedem anderen Zusammenhang war Helena Justina eine Bedrohung. »Das sind Gästezimmer für weniger wichtige Dienstreisende oder solche mit vorübergehenden Aufträgen.«
»O Falco, ich freue mich ja schon so auf deinen nächsten Auftrag in Noviomagus!«, rief Helena kokett. (Ich würde unter keinen Umständen hierher zurückkehren.) Sofort drängte sie Pomponius, weiterzureden. »Sie erwähnten die Gärten?«
»Der zentrale Innenhof wird visionäre Eleganz mit gelassener Formalität verbinden. Ein spektakulärer, mit Hecken gesäumter Fußweg, vierzig Fuß breit, führt Besucher zur gegenüberliegenden Audienzhalle. Links und rechts tragen ausgewogene, harmonische Parterreanlagen von extravaganter Größe zur Großartigkeit bei, gemildert durch die Ruhe des
Weitere Kostenlose Bücher