Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
hinzu.
    Seine geografischen Anspielungen hatten mich neugierig gemacht. »Wie heißen Sie, und woher stammen Sie?«
    »Ich heiße Timagenes. Hab meine Kenntnisse auf einem kaiserlichen Landgut in der Nähe von Baiae erworben.«
    »Sie sind nicht bloß ein Pflanzenheberschwinger«, meinte ich.
    »Selbstverständlich nicht! Ich bin der Mann, der das Sagen über diejenigen hat, die die Anführer der Pflanzenheberhorde beaufsichtigen.« Er machte sich über seinen Status lustig – doch der war von Bedeutung. »Ich bin in der Lage, eine Schnecke zu erkennen, aber grundsätzlich bin ich der Mann, der für die glanzvollen Effekte sorgt.«
    »Und sie werden glanzvoll sein«, beglückwünschte ihn Helena. »Pomponius hat uns Ihre Pläne beschrieben.«
    »Pomponius ist ein verschlagenes Schwein«, erwiderte Timagenes frohgemut. »Er ist versessen darauf, meine kreative Vision zu zerstören, aber den werde ich mir schon noch kaufen.«
    In seinen Worten schien keine echte Bösartigkeit zu liegen, doch seine Offenheit war aufschlussreich.
    »Noch eine Fehde?«, fragte ich milde.
    »Überhaupt nicht.« Timagenes klang ganz gelassen. »Ich hasse ihn. Ich hasse ihn aus ganzem Herzen.«
    »Und hoffen, dass er kein Glück bei den Mädchen hat?« Ich dachte an Lupus, den Vorarbeiter, wie er die an Schreinen niedergelegten Verwünschungen seiner Arbeiter beschrieben hatte.
    »Das wäre zu grausam.« Timagenes lächelte. »Außerdem gibt es hier herum kein Mädchen, das ihn auch nur anschauen würde. Mädchen sind nicht dumm«, meinte er mit einer höflichen Verneigung vor Helena. »Wir vermuten alle, dass er Jungs bevorzugt, aber die Jungs in Noviomagus haben einen besseren Geschmack.«
    »Was hat Pomponius getan, um Sie so wütend zu machen?«, fragte Helena.
    »Viel zu obszön, um es zu erwähnen.« Timagenes bückte sich und griff nach einer kleinen blauen Blume. »Ein Immergrün. Die halten sich gut in Britannien. Sie breiten ihre dunklen Matten wie ein Spinnengewebe über feuchte Stellen aus, mit starken, glänzenden Blättern, die man kaum bemerkt, bis plötzlich Ende April ihre robusten blauen Sterne hochschießen. Das ist das richtige Gärtnern hier draußen. Die verblüffende Entdeckung eines strahlenden, trotzigen Dings …«
    Der poetische Blumenfreund zerrte so gewaltsam an dem Pflänzchen, dass er Helena einen faserigen Strang von zwei Fuß Länge oder mehr überreichte. Nur wenige Blüten waren daran, und weiße Wurzeln hingen in unschönen Klumpen herab. Sie nahm die Gabe vorsichtig entgegen.
    »Also, was hat Pomponius Ihnen angetan?«, beharrte ich lakonisch.
    Ohne auf meine Frage einzugehen, drehte Timagenes nur sein Gesicht in den Wind und antwortete dann: »Der Sommer ist gekommen. Man riecht es im Wind. Jetzt sind wir in ernsten Schwierigkeiten …«
    Ob er es gartenbaulich oder in einem weiteren Sinne meinte, war nicht zu erkennen.

XVI
     
     
    Als Helena und ich später zur Straße nach Noviomagus und unserem Transportmittel zurückgingen, begegneten wir einem Wagen, der langsam auf die Baustelle zufuhr.
    »Hör auf zu lachen, Marcus.« Zum Glück war niemand da, der diese Begegnung mitbekam. Es wäre unschicklich gewesen, Fremde so auszulachen, wie ich es jetzt tat. Aber eine dieser traurigen Gestalten war bloß als Fremder verkleidet. Sein missmutiger, finsterer Blick war nur allzu vertraut.
    Es hatte sich aufgehellt. Der Sommer war gekommen, wie Timagenes richtig beobachtet hatte. Ein grimmig kalter Morgen mit schneidendem Wind war in einen Nachmittag von unglaublicher Milde übergegangen. Die Sonne war zwischen den jagenden Wolken hervorgekommen, als wäre sie nie verschwunden gewesen. Sie machte uns darauf aufmerksam, dass es selbst so weit nördlich ohne jeden bemerkbaren Übergang zusätzliche Stunden der Helligkeit an beiden Enden des Tages geben würde. Der Geist der Erneuerung war an dem trübsinnigen jungen Mann, dem wir hier begegneten, verschwendet. »Sprich mich bloß nicht an, Falco!«
    »Heil, Sextius.« Ich begrüßte stattdessen seinen Begleiter. »Ich nehme an, dass der junge Aulus sich für Sie als nützlich erwiesen hat. Er hat ein paar Macken, ist aber im Allgemeinen ganz handzahm.«
    Der Mann, der bewegliche Statuen verkaufte, sprang vom Wagen, um mit uns zu plaudern. Helenas Bruder wandte sich mit noch größerer Verbitterung ab. Nach wie vor in seiner Rolle als Gehilfe, begann er das dürre Pferd zu füttern, das den Karren mit den Steinzeugmustern zog. Helena versuchte Aulus einen

Weitere Kostenlose Bücher