Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
mögen«, rief Magnus uns nach, womit er uns richtig einschätzte. Da wir all den Blödsinn aus dem Kopf kriegen wollten, kamen wir seiner Aufforderung nach.
    Es war ein friedvoller Rückzugsort. Na ja, er hatte Aussicht auf das Meer, wie es uns versprochen worden war, obwohl am Ufer eine Kaimauer war, an der unter großem Getöse Steine aus einem Schiff geladen wurden.
    Ein Meeresarm verlief durch das Gelände. Wasser schien hier eine große Rolle zu spielen. Der Naturgarten hatte auch einen geräumigen Teich, der gerade auf wenig appetitliche Weise gereinigt wurde. Reiher von der Landseite und Möwen von der Meerseite standen herum und hofften auf ausgebuddelte Fische im schlammigen Schlick. Abgesehen von einem tiefen Kanal, der draußen im Hafen ausgehoben wurde, waren die Ufer in dieser Küstenregion flach, durchzogen mit Wasserläufen und Bächen. Das machte alles brackig und feucht.
    Wieder standen wir auf einer künstlich angelegten Terrasse, dreihundert Fuß breit, die den späteren Bewohnern des Südflügels einen weniger förmlichen Ausblick bieten würde, gegen den die Wellen schlugen – jetzt durch eine Mole und Schleusen gesichert, falls sich Ozeanus zu natürlich benehmen sollte. Hinter dem westlichen Bereich des Palastes entstand bereits ein neuer Wirtschaftskomplex einschließlich eines offensichtlichen Backhauses und eines gewaltigen Mahlsteins. Sobald der Palast seine volle Höhe erreichte, würden jene Gebäude verborgen sein. Der Betrachter würde nur die künstliche, zum Meer abfallende Parklandschaft und den gezähmten Wald hinter dem Meeresarm erblicken. Das Konzept erinnerte stark an die von Nero entworfene »urbane ländliche Gegend«, als er das Forum mit Bäumen, Teichen und Wildtierparks für sein extravagantes Goldenes Haus versah. Hier im ländlichen Britannien war die Wirkung irgendwie annehmbarer.
    Gärtner werkelten herum. Da es sich hier um einen »Naturgarten« handelte, war ausgefeilte Planung und ständige harte Arbeit vonnöten, damit alles natürlich aussah. Der Garten musste auch für jene zugänglich bleiben, die darin in Gedanken versunken herumspazieren wollten. Verstreutes Buschwerk kämpfte lustlos gegen Salz und Gischt an. So genannte Bodendecker breiteten sich unbekümmert über die Fußwege aus, Stranddisteln zerkratzten uns die Knöchel. Grotten wurden auszementiert. Sie würden einmal entzückend aussehen, wenn sie mit Veilchen und Farnkraut überwachsen waren. Aber der Kampf gegen das Meer, die Marsch und anhaltend schlechtes Wetter hatten den Arbeitern etwas verzweifelt Fatalistisches verliehen. Sie bewegten sich in der langsamen Weise von Männern, die sich oft gegen den Wind stemmen müssen.
    Von diesen armen Einheimischen einen »Naturgarten« zu verlangen, musste ein schwieriges Unterfangen sein. Sie hatten jetzt wohl schon seit mehreren Dekaden Gartenarbeiten für Togidubnus erledigt und wussten nur zu gut, dass die Natur sich ihren Weg über eingezäunte Begrenzungen erzwingen, über Mauern kriechen, mit gewaltigen Farnwedeln ihre zarten mediterranen Pflänzchen verdrängen, kostbare Sprösslinge überwuchern und exotische Wurzeln untergraben würde. Alles war zu feucht und kalt und ließ uns sehnsuchtsvoll an Italien denken.
    Wir trafen auf den Landschaftsgärtner, den ich bei der Projektbesprechung gesehen hatte. Er bestätigte die Verrücktheit.
    »Im Innengarten wird es nicht so schlimm sein. Ich werde ihn dreimal im Jahr mit Buntem bepflanzen, die Mehrjährigen im Frühjahr und Herbst beschneiden und den Rest mähen, hacken und trimmen lassen. Mehr ist da nicht nötig.«
    Er rief Männern Anweisungen zu, die mit einem dicken Seil hantierten und die schwerfälligen Windungen benutzten, einen hübsch geschlängelten Pfad anzulegen.
    »Aber es ist harte Arbeit.« Helena wedelte mit dem Arm, fröstelte dann, zog ihre Stola fester um sich und schob eine Haarsträhne zurück, die sich im Wind gelöst hatte.
    »Eine elendige Arbeit, ehrlich gesagt.« Er war ein gebeugter, braunhäutiger Mann mit kahl rasiertem Kopf, hinter dessen nach außen gezeigtem Trübsinn sich echter Enthusiasmus verbarg. »Wir können hier nicht lässig herumstehen mit der Sonne im Gesicht wie in Korinth oder Carthago Nova. Wir setzen uns gegen die Natur zur Wehr, wo immer sie ihren Kopf erhebt, säbeln sie um, dreschen auf sie ein, hacken sie in Stücke und zerquetschen sie mit Spaten, wenn sie über den Boden kriecht. Die Böden sind natürlich furchtbar«, fügte er mit einem Grinsen

Weitere Kostenlose Bücher