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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zusammenpackten, kam der Mulsumjunge an. So ist das Leben im Büro. Man wartet den ganzen Nachmittag, dann kommen endlich die Erfrischungen, wenn man gerade den Mantel anzieht und heimgehen will. Wir fragten höflich, ob wir unsere Getränke morgen etwas eher haben könnten.
    »Jaja.« Der Junge warf uns finstere Blicke zu. Er war ein mageres Bürschlein mit einem Tablett, das er kaum tragen konnte, unfähig, sich seine verrotzte Nase am Ärmel abzuwischen, weil er ja das Tablett trug. Vielleicht lag es an seiner Tätigkeit draußen in der kalten britannischen Luft, dass seine Nase so stark lief. Sie tropfte. Ich stellte meinen Becher zurück aufs Tablett. »Bin nur ein bisschen spät dran«, verteidigte sich der Junge. »Muss schließlich allen die Neuigkeit erzählen, ja? Und dann stellen sie natürlich Fragen.«
    »Darf ich dir dann bitte auch eine Frage stellen?« Ich blieb ganz ruhig. Ein Mulsumjunge sollte nie angetrieben, bedrängt oder sonst wie beleidigt werden. Man braucht ihn auf der eigenen Seite. »Welche Neuigkeit?«
    »Na hören Sie mal, Legat, die große Sensation des Tages. Philocles ist gerade gestorben.«

XXIII
     
     
    »Meinst du nicht Blandus?«, verbesserte ich den Mulsumjungen. »Der hat sich vorhin gekloppt.«
    »Na ja, dann eben Blandus.« Ihm ging es nur darum, dass er jetzt einen Becher weniger zubereiten musste.
    »Auf ihm wurde ziemlich schlimm rumgetrampelt. Was ist denn passiert?«
    »Ich hab ihm seinen Becher Mulsum gebracht, und er sprang auf. Im nächsten Moment fiel er tot um.« Milz, dachte ich. Auf jeden Fall innere Blutungen.
    »Hat Alexas nicht auf ihn aufgepasst?«
    »Alexas war nicht da.«
    Ich rastete aus. »Das hätte er aber verdammt noch mal sein sollen! Was nützt es, die Leute ins Krankenrevier zu bringen, wenn sie da nur auf ihrem Brett liegen und sterben?«
    »Er war nicht im Krankenrevier«, protestierte der Mulsumjunge. Ich hob die Augenbraue, riss mich aber zusammen. »Er war in der Arrestzelle.«
    Ich hätte die Zähne zusammengebissen, wenn mir der eine nicht so wehgetan hätte. »In dem Fall ist es Philocles.«
    »Hab ich doch gesagt! Sie haben behauptet, es sei Blandus, Legat.«
    »Tja, ich weiß offenbar nicht, wovon ich rede …«
    Ich ließ mich von ihm zur Arrestzelle führen, einem kleinen, solide gebauten Verschlag, in dem der Bauleiter blutdürstige Saufköppe für einen Tag, und wenn es nötig war auch zwei, zur Ausnüchterung einsperrte. Das Innere sah aus, als wäre die Zelle regelmäßig in Gebrauch.
    Alexas war jetzt da. Cyprianus musste nach ihm geschickt haben.
    »Sie scheinen mehr Leichen als lebendige Patienten zu haben«, sagte ich.
    »Das ist nicht witzig, Falco.«
    »Ich lache ja auch nicht.«
     
    Philocles lag draußen auf dem Gras. Er war tatsächlich tot. Jemand musste ihn an die frische Luft gezerrt haben. Zu spät. Während Alexas ihm weiter die Glieder rieb und ihn schüttelte, nur mal für alle Fälle, schaute ich dem Sanitäter über die Schulter. Ich konnte ein paar Blutergüsse erkennen, aber keine weiteren äußeren Anzeichen. »Blandus hat das meiste abgekriegt. Philocles schien es ganz gut zu gehen.« Ich beugte mich vor, drehte seinen Kopf zur Seite und untersuchte die Stelle, an der ich ihn getroffen hatte. »Er war völlig außer sich, hat wie wild um sich geschlagen. Ich musste ihm eine verpassen.«
    Alexas schüttelte den Kopf. »Sie haben gestanden – bringen Sie sich nicht um den Schlaf. Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, weil Sie ihn auf den Kopf geschlagen haben. So wie der Junge es beschrieben hat, war es Herzversagen. Die Aufregung hat sicher das ihre dazu beigetragen, aber es wäre sowieso passiert.«
    Der Mulsumjunge machte eine dramatische Schau daraus, griff sich in die Seite, schwankte und kippte dann langsam um. »Sehr gut.« Ich applaudierte ihm. »Ich freu mich schon darauf, dich als Orestes bei den Megalesiaspielen zu sehen.«
    »Ich werde Wagenlenker.«
    »Gute Idee. Viel besser bezahlt, und du brauchst keine Schwärme liebeshungriger Mädchen abzuwehren.« Er warf mir einen angewiderten Blick zu. Er war etwa vierzehn, ein Junge in einer Männerwelt, der rasch erwachsen wurde. Alt genug für die Mädchen, aber Geldprobleme belasteten ihn noch nicht. Doch dafür würden die Mädchen schon sorgen.
    Als die Leiche des Mosaiklegers weggetragen wurde, mit Alexas im Schlepptau, schüttelte Cyprianus den Kopf. »Ich sollte wohl besser Junior Bescheid sagen, dass sein Vater tot ist.«
    »Fragen Sie

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