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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Durcheinander.«
    Ich erkannte, was passiert war. Er benutzte jetzt zwei unterschiedliche Buchführungsstrategien auf einmal. Er konnte nicht mehr sagen, wo was war. »Das ist nicht dein Fehler.« Ich war wütend, und das beunruhigte ihn. Er dachte, ich schimpfte ihn persönlich aus. »Die Fliegenscheißer vom Schatzamt haben ein nach korinthischen Säulen entworfenes Aufzeichnungssystem eingeführt, aber keiner von diesen Dösköppen, die sich dieses tolle System ausgedacht haben, denkt je daran, es euch Schreibern beizubringen.«
    »Tja, wir müssen es ja auch nur anwenden, mehr nicht.« Dieser Schreiber war nicht so dumpf, wie ich gedacht hatte. Er arbeitete vielleicht seit einem Jahrzehnt im Regierungsdienst und hatte sich einen trockenen Humor zugelegt, der ihm gut zustatten kam. Er hatte Angst vor mir . Aber genau das wollte ich.
    »Haben sie euch ein neues Regelbuch geschickt?«
    »Ja.« Sein Blick war unstet.
    Ich weiß, wie so was abläuft. »Hat inzwischen jemand das Band abgenommen und die Schriftrolle geöffnet?«
    »Sie liegt auf meinem Schreibtisch.« Ich verstand den Euphemismus.
    »Hol sie«, sagte ich. Nux, die zu meinen Füßen lag, schaute neugierig auf.
    Der Kostenabrechnungsschreiber wirkte hell, er musste für dieses wichtige Projekt ausgewählt worden sein, weil jemand etwas von ihm hielt. Als er zur Tür schlappte, sagte ich daher: »Du und ich werden schon dahinterkommen. Bring all die alten Anforderungsscheine und sämtliche Rechnungen für die Baustelle mit. Wir machen die ganze Buchführung neu, vom Tag eins an.« Ich konnte einen Beamten aus Rom kommen lassen, um diese Leute anzulernen. Das würde Monate an Zeit verschwenden, selbst wenn er je eintraf. Vespasian stellte mich wegen meiner Hingabe und meiner Bereitschaft ein, Dinge flott durchzuziehen. Also würde ich mich dahinterklemmen. Ich würde die Regeln lesen. Da ich wenig von den alten wusste, würden mich die Änderungen nicht so aus der Fassung bringen. So lange die neuen Regeln funktionierten, wie es vermutlich der Fall war, und danach würde ich sie den Schreibern beibringen.
    Manche Privatermittler führen ein aufregendes Leben, dringen in die dunklen Säume der Gesellschaft vor, erstaunen die Menschen mit ihren Ermittlungsfähigkeiten und ihrem deduktiven Talent. Ach ja. Manche von uns müssen ihr Geld damit verdienen zu überlegen, wer »neununddreißig Denarii für Schotter an den Iden des April« in die falsche Spalte gebucht hat.
    Wenigstens würde ich, wenn es auf dieser Baustelle irgendwelche Schotterdiebe gab, sie zur Strecke bringen.
    Wach auf, Falco! Mit Schotter kann man keinen Kies verdienen. Das weiß doch jedes Kind.
    (Neununddreißig Denarii? Ein Wucherpreis! Das war ein Stilusausrutscher, der sofort korrigiert werden musste.)
     
    Der Schreiber und ich kamen bald gut miteinander aus, sortierten Anforderungen für Feuerstein in einen Korb auf seiner Seite und spießten mit meinem Dolche auf meiner Seite die Stundenabrechnungen für den Jungen auf, der Becher mit heißem Mulsum rumtrug.
    »Sag dem Jungen, dass er uns jetzt in seine Runden aufnehmen soll. Ich mag meinen mit halb Wein und halb Wasser, nicht zu viel Honig und keine Gewürze.«
    »Der kann sich keine Bestellungen merken. Man kriegt das Gebräu, wie es kommt.«
    »Ach verdammt! Das bedeutet kalt, dünn und mit komischem Zeug, das darin herumschwimmt …«
    »Es hat auch seine gute Seite, Falco – nur ein halber Becher. Er verschüttet das meiste, während er über die Baustelle tappt.«
    Wir arbeiteten den ganzen Nachmittag. Als das Licht für Zahlen zu schwach wurde und ich beschloss, dass wir aufhören sollten, hatte sich der Schreiber etwas entspannt. Ich war nicht allzu fröhlich, denn ich hatte jetzt das volle Ausmaß der Arbeit erkannt und wie langweilig sie war. Und mein schlimmer Zahn tat weh.
    »Wie heißt du?«
    »Gaius.«
    »Wo arbeitest du normalerweise, Gaius? Wo ist dein Kabuff?«
    »Neben den Architekten.« Das musste ich ändern.
    »Drüben in den alten Armeebauten? Ich sag dir was, es wird leichter sein, wenn du von jetzt an in meinem Büro arbeitest.«
    Ich schwächte es etwas ab: »Zumindest so lange, wie ich hier auf der Baustelle bin.«
    Er blickte auf und sagte nichts. Er war ein helles Köpfchen. Er hatte mich durchschaut.
    Als er sich verabschiedete, meinte mein neuer Freund: »Mir gefällt Ihre Tunika, Falco. Die Farbe ist wirklich ungewöhnlich.« Ich hätte eine strenge Erwiderung gemurmelt, aber ausgerechnet jetzt, da wir

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