Eine Leiche im Badehaus
über Land, und schließlich hatte ich sie an diesen Ort gebracht, wo es kein Straßenpflaster gab und die Sonne verschwunden war. Die Hälfte aller Menschenbeine, an denen sie schnüffelte, steckten in haarigen Wollhosen. Nux war der geborene Stadthund, eine weltgewandte römische Streunerin. Wie ich wollte sie von den nacktbeinigen Schlägertypen daheim getreten werden.
Ich nahm sie mit zur Hütte der Maler, wo ich hoffte den Gehilfen nach Blandus’ Zustand befragen zu können. Von dem Jungen, über den alle redeten, war nichts zu sehen. Aber ich entdeckte mehr von dem, was wohl sein Werk sein musste. Auf der freien Fläche, wo jemand vorher »LAPISBLAU HIER« geschrieben hatte, war diese Inschrift jetzt durchgestrichen und durch »POMPONIUS ZU GEIZIG: BLAUE FRITTE!« in einer anderen Handschrift ersetzt worden. Vielleicht der Gehilfe. Dunkelblaue Farbe war in einem Eimer angemischt, zweifellos in der Absicht, das Graffito zu übertünchen, bevor der Projektleiter es entdeckte.
Seit meinem letzten Besuch in der Hütte hatte jemand neue Marmorierungsarten ausprobiert. Blaue und grüne Farbe waren in einer Maltechnik verschmiert worden, die er noch nicht ganz beherrschte, mit Paaren symmetrischer Stücke wie die spiegelbildlichen Muster aufgesägter Marmorblöcke. Endlose Quadrate besser ausgeführter Maserungen in mattem Rosa und Rot waren dem Chaos hinzugefügt worden. Zwischendrin eine Landschaftsdarstellung, ein erstaunliches türkisfarbenes Seestück mit fein eingefügten weißen Villen an einer Küste, die genau wie Surrentum aussah. Nein, das war natürlich Stabiae – wo der Klugscheißer aufgegabelt worden war.
Licht schien auf den Wellen zu tanzen. Mit ein paar gekonnten Pinselstrichen hatte der Künstler eine unvergessliche Urlaubsszene geschaffen. Sie erfüllte mich mit Sehnsucht nach der Mittelmeerküste.
Der Freskogehilfe musste irgendwo anders herumlungern. Angesichts dessen, was Cyprianus über Maler gesagt hatte, stieg der Junge vermutlich einer Frau nach. Wobei er gefälligst von meinen die Finger lassen sollte.
In der Hütte nebenan fand ich den trauernden Mosaikleger Philocles junior.
»Tut mir Leid, was mit Ihrem Vater passiert ist.«
»Die sagen, Sie hätten ihn geschlagen.«
»Nicht fest.« Der Sohn kochte offensichtlich vor Zorn. »Nun mal ganz ruhig. Er war außer sich und musste zurückgehalten werden.«
Der Sohn kam nach seinem Vater, das war deutlich zu sehen. Es schien das Beste, sich von hier zu verdrücken. Ich hatte zu viel zu tun. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, sich einen allmählich zum Siedepunkt kommenden, dumpf vor sich hin brütenden Feind zu schaffen. Wenn Philocles junior eine Fehde nach der Art seines verstorbenen Vaters anfangen wollte, musste er sich anderswo umschauen.
Ich führte Nux an den abgestellten Wagen vorbei und suchte nach Aelianus. Er lag wieder im Statuenkarren. Er schlief heute zwar nicht, sah aber gelangweilt aus. Als Nux ihn erkannte, sprang sie freudig an ihm hoch.
»Bah! Geh weg.«
»Magst du keine Hunde?«
»Ich muss mich ständig vor den Wachhunden aus dem abgezäunten Bereich verstecken.«
»Sind die scharf?«
»Die reinsten Menschenfresser. Einmal am Tag lassen sie die Meute raus auf der Suche nach Menschenfleisch, an dem sie üben können.«
»Ah, britannische Hunde haben einen gewaltigen Ruf, Aulus.«
»Sie sind Grauen erregend. Ich hatte erwartet, dass sie die ganze Nacht heulen würden, aber ihr Schweigen ist irgendwie noch schlimmer. Die Hundeführer können sie kaum bändigen. Die Viecher laufen herum, zerren die Männer regelrecht hinter sich her und suchen nach jemandem, der blöd genug ist, wegrennen zu wollen. Keine Frage, dass sie denjenigen töten würden. Ich glaube, die Hundeführer bringen sie raus, damit mögliche Diebe sie sehen und für einen Einbruch zu viel Angst vor ihnen kriegen.«
»Du wirst also nicht über den Zaun klettern und eine neue Brunnenschale für den Garten deines Vaters klauen?«
»Hör auf, Witze zu machen.«
»Na gut. Ich möchte deiner Mutter nicht erzählen müssen, dass ich dich mit durchbissener Kehle gefunden habe. Sonst noch was zu berichten?«
»Nein.«
»Dann hau ich wieder ab. Bleib dran.«
»Kann ich nicht damit aufhören, Falco?«
»Nein.«
Nux und ich machten uns auf den Weg zu unserem gediegenen königlichen Quartier und dem Abendessen und ließen Aelianus im feuchten Wald zurück. Als ich losmarschierte, fragte ich mich, wie es seinem Bruder ging und wann es Justinus
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