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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nur ein Schreiber. Er hatte wenig Autorität, und jeder machte mit ihm, was er wollte.
    »Wird Zeit, dass du und ich anfangen, Köpfe zu zählen statt Erbsen.« Ich zog ihn ins Vertrauen. »Ich habe folgende Theorie: Sieht so aus, als würde mindestens einer unserer fröhlichen Vorarbeiter über eine Phantombelegschaft verfügen.«
    Gaius lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Mannomann! Mir gefällt die Arbeit mit Ihnen, Falco. Das macht Spaß.«
    »Nein, macht es nicht. Es ist sehr ernst.« Ich sah ein schwarzes Loch, das sich vor mir öffnete. »Das könnte erklären, warum Lupus und Mandumerus sich nicht leiden können. Es könnte einen Revierkampf um die Kontrolle der Schiebung mit den Arbeitern geben. Und das ist mehr als bedenklich. Egal, welcher der Vorarbeiter diese Schiebung auch in Gang hält, Gaius, pass gut auf. Sobald sie rauskriegen, dass wir ihnen auf die Schliche gekommen sind, wird das Leben hier sehr gefährlich werden.«
    Danach setzte Gaius seine Arbeit ziemlich still fort.
     
    Ich schlüpfte später hinaus, um mich einem anderen Aspekt zu widmen. Ich hatte über Magnus und sein merkwürdiges Verhalten gestern bei den Lieferfuhrwerken nachgedacht. Er hatte behauptet, er würde »eine Marmorlieferung überprüfen«. Ich hielt das für unwahrscheinlich, aber geschickte Betrüger täuschen einen oft nicht durch Lügen, sondern durch listige Halbwahrheiten.
     
    Ich wollte ein Gelände finden, auf dem Marmor verarbeitet wurde. Das kreischende und kratzende Geräusch der Sägeblätter lenkte mich dorthin. Mit Nux auf den Fersen fand ich meinen Weg zu einem eingezäunten Bereich. Männer bereiteten neu gelieferte unregelmäßige Blöcke zum gleichmäßigen Behauen vor, benutzten Hämmer und immer feinere Meißel. Nux rannte mit eingekniffenem Schwanz weg, aufgeschreckt durch den Krach, aber ich konnte mir nur die Finger in die Ohren stopfen, während ich da rumstand und einige aufrecht hingestellte Platten inspizierte.
    Vier Männer schoben und zogen eine Säge mit mehreren Sägeblättern, um einen blaugrauen Block für Einlegearbeiten zu zersägen. Die zahnlosen Eisensägeblätter wurden von einem kastenförmigen Holzrahmen gehalten, dazu wurde Sand als Schmirgelmittel verwendet und das Ganze mit Wasser befeuchtet. Langsam und vorsichtig schnitten die Männer durch den Stein und zerlegten den Block in einem einzigen Arbeitsgang in mehrere dünne Scheiben. Von Zeit zu Zeit hoben sie die Säge und ruhten ihre Hände aus. Dann kam ein Junge, der das durch ihre Arbeit erzeugte feuchte Pulver wegfegte, das »Marmormehl«, das, wie ich wusste, gesammelt und von den Stuckateuren benutzt wurde, vermischt mit ihrem Deckanstrich, um ihm zusätzlichen Glanz zu verleihen. Der Junge gab dann weiteren Sand und Wasser in die Sägekerben, und die Männer setzten ihre Sägearbeit fort.
    Danach wurden die Platten senkrecht entsprechend ihrer Dicke und Qualität gestapelt. Auch ein paar zerbrochene Blöcke lagen herum, die unter der Säge zersplittert sein mussten. Woanders lagen dünne Platten auf Bänken und wurden jetzt mit Eisensteinblöcken und Wasser sorgfältig geglättet.
    Während ich herumwanderte, verblüffte mich die Farbe und Vielfalt des Marmors, an dem hier gearbeitet wurde. Das schien mir alles etwas verfrüht, da die neuen Bauten erst im Stadium des Fundamentlegens waren. Vielleicht lag es daran, dass die Materialien aus weit entfernten Orten kamen und lange im Voraus bestellt werden mussten. Die Bearbeitung auf der Baustelle selbst würde angesichts des gewaltigen Maßstabs des geplanten Palastes viel Zeit in Anspruch nehmen.
    Der Meister der Marmorsteinmetze erblickte mich, während ich mich umschaute. Er zog mich in seine Hütte. Dort nahm ich nur zu gern sein Angebot eines heißen Getränks an, da er sich Iggidunus’ Gebräu nicht antun wollte und sein eigenes auf einem kleinen Dreibein zubereitete.
    »Ich bin Falco. Und Sie sind …?«
    »Milchato.« Das war wirklich eine kosmopolitische Bande hier. Wer weiß, wo der mit so einem Namen herkam. Afrika oder Tripolitanien. Vielleicht Ägypten. Er hatte grau meliertes Haar, aber seine Haut war dunkel, genau wie sein schmaler Bart. Ursprünglich musste er irgendwo herstammen, wo die schwimmfüßigen Phönizier ihre Spuren hinterlassen hatten. Oder, um alte Wunden aufzureißen, lasst uns sagen, irgendwo aus der Gegend von Karthago.
    »Ist das Brandrisiko wert.« Ich grinste, als er auf das Kohlebecken blies und den Wein in einem kleinen

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