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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit dem Kopf in ihre Richtung, sie hörte auf zu weinen.
    Ich begriff, was hier vorging. Alla war sehr helle, gelangweilt und meist unbewacht – ein Einzelkind oder die Einzige, die das Säuglingsalter überlebt hatte. Sie trieb sich herum und fühlte sich in ihrer eigenen Gesellschaft meist recht wohl. Cyprianus, der genug um die Ohren hatte, musste die Tatsache ignorieren, dass sie in Gefahr kommen konnte. Eine Mutter wurde nicht erwähnt. Das konnte zwei Gründe haben. Entweder war die Frau gestorben, oder Cyprianus hatte sich in einer anderen exotischen Gegend mit einer Ausländerin eingelassen, die jetzt außer Sichtweite blieb. Ich stellte mir vor, dass sie in ihrer gemeinsamen Hütte hockte und in Suppentöpfen rührte, wenig mit ihm und der Umgebung anfangen konnte, in die er sie verschleppt hatte, und vermutlich verwirrt war von ihrer einzelgängerischen, hochintelligenten romanisierten Tochter.
    »Willst du was für mich tun? Du könntest kommen und mir helfen«, schlug ich vor.
    »Dein Hund stinkt.« Mein Hund hatte sie vor einer Nacht im Freien und vielleicht Schlimmerem bewahrt. »Was müsste ich tun?«, ließ sie sich zu fragen herab.
    »Kannst du reiten, wenn ich für einen Esel sorge?«
    »Einen Esel ?«Ich befand mich im Land der Pferde.
    »Na, dann ein Pony.«
    » Natürlich kann ich reiten.« So, wie es sich anhörte, verbreitete sie Angst und Schrecken auf einem ungesattelten Pferd. Ihr Vater hielt sich zurück und überließ mir die Verhandlung. »Wohin reiten?«
    »Nach Noviomagus von Zeit zu Zeit, um einen Freund von mir zu besuchen. Kannst du schreiben, Alla?«
    »Klar kann ich das.« Cyprianus, der lesen, schreiben und rechnen können musste, hatte es ihr wohl beigebracht. Während sie damit angab, betrachtete er sie mit einer Mischung aus Stolz und Neugier. Sie standen sich nahe. Alla wusste vermutlich, wie hoch der Taglohn für erstklassige Stuckateure war und wie lange neue Dachziegel neben den Gruben trocknen mussten, in denen sie hergestellt wurden. Eines Tages würde sie mit einem nichtsnutzigen Gerüstbauer durchbrennen, und Cyprianus würde das Herz brechen. Er wusste bereits, dass das passieren würde, wenn ich ihn richtig einschätzte.
    »Bist du ein braves Mädchen?«
    »Nie – sie ist furchtbar!« Cyprianus grinste und versetzte seinem Raubein einen liebevollen Puff.
    »Also, dann komm morgen in mein Büro. Ich heiße Falco.«
    »Und wenn ich dich nicht mag?«, trotzte Alla.
    »Doch, du magst mich. Es war Liebe auf den ersten Blick«, erwiderte ich.
    »Du bist ganz schön eingebildet, Falco.«
    Sie mochte zwar in einer Reihe ausländischer Provinzen groß geworden sein, aber die kleine Alla besaß die reine Substanz einer jeden verächtlichen kleinen Göre vom Circus Maximus.
    Nach meiner Rückkehr in das alte Haus aßen wir wieder draußen. Ich kann nicht behaupten, dass es warm war, aber das Licht war besser als drinnen. Heute gab es reichlich zu essen; offenbar hatte der König Besuch, und die königlichen Köche hatten sich besondere Mühe gegeben.
    »Austern! Bah! Ich weiß immer gerne, woher meine Austern stammen«, meinte Camilla Hyspale geziert.
    »Wie du willst. Britannische Austern werden von Dichtern besungen und sind die besten, die du je kosten wirst. Dann gib mir deine halt.« Ich hatte schon den Arm ausgestreckt, um die restlichen zu stibitzen, als Hyspale beschloss, doch noch eine zu probieren. Danach belegte sie die Servierschale total mit Beschlag.
    »Dieser Maler hat wieder nach Ihnen gesucht, Marcus Didius.«
    »Wie toll. Wenn es der Gehilfe aus Stabiae war, dann war ich in seiner Hütte und habe nach ihm gesucht. Wie sieht er aus?«
    »Oh … ich weiß nicht.« Ich hatte Camilla Hyspale noch nicht beigebracht, eine Zeugenaussage zu machen. Stattdessen errötete sie leicht. Das war deutlich genug.
    »Nimm dich vor dem in Acht.« Ich grinste. »Die sind berüchtigt für ihre Lüsternheit. In der einen Minute plaudern sie harmlos mit einer Frau über Erdfarben und Eiweißfixierungen, und in der nächsten haben sie sie in ganz anderer Weise fixiert. Ich will nicht, dass irgendein Tunichtgut in einer farbverklecksten Übertunika dich übervorteilt, Hyspale. Wenn er anbietet, dir seinen Schablonenpinsel zu zeigen, sagst du Nein.«
    Während Hyspale vor Verwirrung stotterte, fragten sich einige von uns hoffnungsvoll, ob wir sie nicht verkuppeln konnten. Helena und ich waren eingefleischte Romantiker … Und das Kindermädchen in Britannien zurückzulassen würde

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