Eine Leiche im Badehaus
eine Wonne sein.
Die königlichen Besucher schienen ein formelles Essen eingenommen zu haben, aber später brachte die übliche Gruppe, zu der auch wieder Verovolcus gehörte, ihren Wein, ihr Bier und ihren Met hinaus in den Garten. Abends sahen wir den König nie; sein Alter musste ihn zu frühem Zubettgehen verdammen. Als wir fertig gegessen hatten, begab ich mich hinüber zu den Briten, um mit Verovolcus über die Renovierung des königlichen Badehauses zu sprechen.
Bevor ich es erwähnen konnte, bemerkte ich einen Fremden. Er schien sich unter den Gefolgsmännern des Königs recht wohl zu fühlen, stellte sich aber als der Ehrengast des Abends heraus. Ich hätte ihn kaum übersehen können, denn im Gegensatz zu den anderen in dieser Provinz trug er eine zweiteilige formelle römische Abendgarderobe – eine Synthese: lockere Tunika und einen dazu passenden Überwurf in derselben roten Farbe. Niemand, den ich kannte, machte sich mit so einem altmodischen Zweiteiler lächerlich, nicht mal in Rom. Nur reiche Großkotze von gewisser Verschrobenheit gaben sich mit so was ab.
»Das ist Marcellinus, Falco.« Verovolcus hatte endlich aufgehört, mich mit jedem Atemzug den Mann aus Rom zu nennen. Er brauchte jedoch Marcellinus nicht zu erklären, wer ich war, meine Rolle musste offensichtlich schon diskutiert worden sein. Interessant.
»Marcellinus? Sind Sie nicht der Architekt dieses Palastes, des ›alten Hauses‹?«
»Des neuen Hauses, wie wir es genannt haben.«
Mir fiel jetzt ein, dass ich ihn bereits gesehen hatte. Er war der ältere Bursche, der heute Morgen den Marmormeister Milchato besucht hatte. Er erwähnte es nicht, also hielt auch ich die Klappe.
Wie viele in künstlerischen Berufen hatte auch er ein elegantes Auftreten. Seine ungewöhnliche Kleidung war in dieser zwanglosen Umgebung fremdartig, und sein elitärer Akzent war quälend. Ich konnte mir denken, warum er lieber im freiwilligen Exil lebte. Er hätte keinen Platz in Vespasians Rom, wo der Kaiser selbst einen Wagen einen Dungkarren nennen würde – mit einem Akzent, der darauf schließen ließ, dass er früher durchaus gewusst hatte, wie man Dung schaufelt. Mit seiner eindrucksvollen römischen Nase und den huldvollen Handbewegungen hob sich Marcellinus vom gemeinen Volk ab. Mich beeindruckte das nicht. Ich finde, solche Männer sind die reinsten Karikaturen.
»Ich bewundere Ihren prächtigen Bau«, sagte ich zu ihm. »Meine Frau und ich genießen unseren Aufenthalt hier sehr.«
»Gut.« Er wirkte kurz angebunden. Verstimmt vielleicht, weil das Bauprojekt, dem er so viele Arbeitsjahre gewidmet haben musste, jetzt ersetzt werden sollte.
»Sind Sie gekommen, um sich das neue Projekt anzuschauen?«
»Nein, nein.« Er senkte zurückhaltend den Blick. »Hat nichts mit mir zu tun.« War er verärgert? Ich hatte das Gefühl, dass er sich absichtlich distanzierte, aber dann machte er um meinetwillen einen Witz daraus. »Sie müssen sich fragen, ob ich mich einmische.« Bevor ich antworten konnte, fuhr er in charmantem Ton fort: »Nein, nein, es war an der Zeit, loszulassen. Ich bin im Ruhestand, den Göttern sei Dank.«
Ich lasse mich von autokratischen Männern nicht beiseite schieben. »Und ich dachte, Sie wären vielleicht hier, um zu vermitteln. Es gibt Probleme.«
»Ach ja?«, fragte Marcellinus in unaufrichtigem Erstaunen. Verovolcus beugte sich wie ein knorriger keltischer Baumstumpfgott vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und beobachtete uns.
»Ich habe das Gefühl, dass der neue Projektleiter die Dinge falsch einschätzt.« Falco, der freimütige Redenschwinger, gewann die Oberhand über Falco, den Mann der zurückhaltenden Neutralität. »Pomponius ist ein engstirniger Bürokrat. Er betrachtet das Projekt nur als kaiserlichen Auftrag und vergisst, dass es ohne den äußerst britannischen Klienten keinen Auftrag geben würde. Kein anderer Stamm wird mit einem groß angelegten Palast belohnt. Dieses Bauprojekt wird unsere Generation weit überdauern, und doch wird es immer der Palast sein, der für Tiberius Claudius Togidubnus erbaut wurde, den Großen König der Briten.«
»Kein Togi, kein Palast. Also sollte Togi bekommen, was Togi will?« Seine Verwendung der ungehobelten Verkleinerungsform während eines ernsthaften Gesprächs, zumal in Anwesenheit der königlichen Gefolgsleute, war beleidigend. Marcellinus stand angeblich mit dem König auf gutem Fuß. Sein Mangel an Ehrerbietung passte schlecht zu der respektvollen Art.
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