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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gelingen würde, mir Nachrichten über seine Aktivitäten zukommen zu lassen. Meine Gehilfen und ich waren zu verstreut. Ich brauchte einen Boten. Zu Hause hätte ich einen meiner jungen Neffen dafür engagiert; hier gab es niemanden, dem ich trauen konnte. Nux schnüffelte herum. Das gefiel ihr schon besser. Sie hatte gelernt, dass es in Britannien mindestens zwei Möglichkeiten gab, ihr Fell voller Zweige und ihre Schnauze voller Erde zu bekommen. Vielleicht hatten die Wachhunde im Vorbeigehen faszinierende Botschaften hinterlassen. Sie scharrte lange im herabgefallenen Laub neben dem Weg, dann wurde ihr das zu dumm, und sie rannte hinter mir her, zerrte einen langen Ast mit und bellte heiser.
    »Nux, zeigen wir diesen Barbaren ein wenig Forumbenehmen, bitte – wälz dich nicht da drin!« Zu spät. »Böser Hund.« Nux, die nie die feineren Nuancen eines Tadels kapiert hatte, wedelte wie wild mit dem Schwanz.
    Warum hatte ich einen rücksichtslosen Straßenköter mit einer Vorliebe für Dung als Parfum bei mir aufgenommen, wenn andere Römer sich gepflegte Schoßhunde mit langer, spitzer Nase zulegten, die auf gediegenen Steinplatten abgebildet wurden? Vater in Toga und ernstem, auf eine Schriftrolle gerichtetem Blick, Mutter matronenhaft und mit Stola, Kinder schmuck, Sklaven respektvoll, Geldsäcke protzig zur Schau gestellt – und ein sauberer Hund, der bewundernd zu ihnen aufschaut. Ich hätte es besser wissen müssen. Wenigstens hätte ich darauf achten können, dass der Hund, der sich mich aussuchte, kurzes Fell hatte.
    Meine Hündin war glücklich, nachdem sie jetzt stank. Sie hatte einen simplen Geschmack. Wir gingen weiter. Düster überlegte ich, ob es möglich war, Nux durch das Badehaus des Großen Königs zu schleusen. Das hätte bedenkliche Konsequenzen haben können. Seit die offizielle Gefühllosigkeit zu Boudicca und dem großen Aufstand geführt hatte, wurde von allen Römern, die nach Britannien kamen, verlangt, sich wie ausgesuchte Diplomaten zu benehmen. Keine Vergewaltigung, keine Plünderung von Erbstücken, keine rassistischen Beschimpfungen und absolut kein Säubern des mitgeschleppten Hundes im häuslichen Tauchbecken eines Stammeskönigs. Ich versuchte gerade Nux zu mir zurückzurufen mit dem Gedanken, sie anzuleinen, damit sie nicht nach drinnen rannte, bevor ich die Chance hatte, sie abzuwaschen, als die Hündin eine neue Aufregung fand. Ein Stapel roh behauener Baumstämme war auseinander gerollt. Das war zu erkennen, weil manche Stämme quer über dem Weg lagen. Nux kletterte auf den restlichen Stapel und scharrte.
    »Geh da runter, du Stinktier! Wenn die wieder ins Rollen kommen, lass ich dich hier zerquetscht unter einem Holzstapel liegen.«
    Nux gehorchte so weit, dass sie sich starr hinlegte, mit der Schnauze in einem Spalt zwischen zwei Stämmen, und jaulte. Ich stellte meinen Fuß neben sie und beugte mich vor, um ihre Entdeckung zu betrachten. Aus irgendeinem Grund dachte ich, es könnte eine Leiche sein. Man wird eben so. Irgendwas wimmerte. Jetzt konnte ich Stoff sehen, der sich als ein Kinderkleidungsstück herausstellte. Das Kind war noch in dem Kleid und zum Glück am Leben. Die Kleine klemmte nicht selbst unter den Stämmen, aber ihr Kleidchen hatte sich so verfangen, dass sie sich kaum bewegen konnte. Sie hatte Angst – vor allem davor, dass sie Ärger kriegen würde.
    Ich verkeilte ein paar Steine unter dem Stapel und hievte dann den obersten Stamm hoch genug, dass sie frei kam. Ich hob sie runter und packte sie gerade noch, bevor sie wegrennen konnte. Verängstigt von dem Schreck, aber tapfer genug, nicht zu weinen, funkelte sie mich wütend an. Wir hatten ein elfjähriges Mädchen namens Alla gerettet, das gut lügen konnte, aber schließlich doch zugab, dass ihr Vater sie mehrfach davor gewarnt hatte, auf den Holzstapeln zu spielen. Nach zähem Bemühen war ihr endlich abzuringen, dass ihr Vater Cyprianus war, der Bauleiter. Ich hielt sie fest an der Hand und nahm sie mit zurück zur Baustelle auf der Suche nach ihm.
    »Diese kleine Wildkatze ist Ihre, nehme ich an? Ich will nicht petzen, aber wenn es eine von meinen wäre, würde ich wissen wollen, dass sie heute einen bösen Schrecken gekriegt hat.«
    Cyprianus tat, als wollte er sie schlagen. Sie versteckte sich hinter mir. Wenn er es ernst gemeint hatte, konnte er furchtbar schlecht zielen. Sie tat so, als würde sie sich die Augen aus dem Kopf heulen, aber das machte sie eindeutig nur aus Prinzip. Er ruckte

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