Eine Leiche im Badehaus
zusammenklappbaren Bronzetopf erwärmte. Ein Mann, der sich das Lagerleben erträglich machte, indem er seine eigenen Annehmlichkeiten mitbrachte. Das erinnerte mich mit einem leichten Stich an meinen so durchorganisierten Freund Lucius Petronius. In Britannien hatten er und ich in der Armee gedient. Petro ging mir ernsthaft ab. »Ich habe mir Ihre Vorräte angeschaut. Ich dachte, die meisten geplanten Innendekorationen im Palast würden als Malerei ausgeführt werden, aber Togidubnus scheint seinen Marmor auch zu mögen. Ich bin im alten Haus untergebracht, da gibt es ziemlich viel davon. Der kommt doch bestimmt nicht hier aus der Gegend?«
»Einiges schon.« Er streute getrocknete Kräuter in zwei Becher.
»Sie werden einen blaugrau gefärbten britannischen Stein gesehen haben. Etwas rau.« Er wühlte in seinem Durcheinander herum und warf mir ein Stück davon zu. »Kommt von der Küste im Süden. Und was hat der alte Knabe noch? Oh, rotes Gestein aus dem Mittelmeergebiet und dann noch braun gesprenkeltes Zeug aus Gallien, wenn ich mich recht erinnere.«
»Sie haben am alten Haus mitgearbeitet?«
»Ach, da war ich noch ein Junge«, erwiderte er grinsend.
Wie die anderen Fachhandwerker hatte er eine Menge Musterstücke in seiner Hütte. Unregelmäßige Stücke vielfarbigen Marmors lagen überall herum. Einige waren mit Wachstafeln versehen, was auf feste Bestellungen für den neuen Palast deutete. Als Türstopper stand an den Türrahmen gelehnt ein besonders fein ausgeführtes Formelement für Einlegearbeiten mit einem Fünfeck in einem Kreis. Ich nahm das zarte Formstück mit dem verführerischen Glanz in die Hand. Es sah wie eine Sockelkante oder eine Begrenzung zwischen einzelnen Täfelungen aus.
»Zierleisten«, sagte Milchato. »Ich mag solche fein behauenen Zierleisten.«
»Die ist exquisit. Und ich habe selten so viel verschiedene Marmorsorten an einem Ort gesehen.«
Milchato gab beiläufig Erklärungen dazu ab. Der Marmor kam aus weit voneinander entfernt liegenden Gegenden – der blaue Stein, wie auch ein ähnlicher grauer, aus Britannien, der kristalline weiße aus dem Zentralgebirge des fernen Phrygien. Milchato hatte Marmor mit feinen grünen und weißen Adern aus den Vorbergen der Pyrenäen, einen gelben und weißen aus Gallien, mehr als eine Sorte aus Griechenland.
»Ihre Importkosten müssen gewaltig sein.«
Milchato zuckte mit den Schultern. »Daher wird es viel Malerarbeiten geben, einschließlich falschen Marmors.« Er schien das ganz entspannt zu sehen. »Dafür haben sie extra einen Jungen hergebracht. Natürlich ist das nicht sein Fachgebiet, er ist eher auf Landschaftsmalerei spezialisiert.«
»Typisch«, meinte ich mitfühlend.
»Ach … Blandus kennt ihn. Arbeitet für die Gilde, wissen Sie. Irgend so ein Klugscheißer aus Stabiae. Aber das ist kein Problem, ich kann ihm beibringen, wie Marmor wirklich aussieht. Ach, eigentlich ist der junge Bursche ganz in Ordnung, sogar ziemlich hell für einen Maler.« Milchato trank seinen Becher leer. Er musste eine Kehle haben, die heißen Teer schlucken konnte. »Mein Vertrag ist weit genug gefasst, um mich beschäftigt zu halten, und glauben Sie mir, Falco, ich kann kaufen, was ich will. Hab freie Hand. Bin befugt, überall in Europa einzukaufen. Mehr kann man nicht erwarten.«
Wirklich nicht? Besserte er irgendwie seinen Lohn auf? Ich würde nachprüfen müssen, wie viel Stein importiert worden und ob er immer noch vorhanden war.
»Ich will offen sein«, sagte ich. »Sie wissen, dass ich hier bin, um Probleme aufzudecken. Es könnte Betrügereien mit dem Marmor geben.«
Milchato blickte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Er lauschte meiner Theorie mit größter Aufmerksamkeit. Man hätte fast meinen können, er machte sich heimlich über mich lustig. »Huch! Glauben Sie wirklich?«
»Ich würde Sie nicht damit beleidigen wollen, etwas anderes zu behaupten«, erwiderte ich trocken.
»Das ist ja schrecklich … Ist bestimmt ein Missverständnis.« Er fuhr sich mit der Hand durch den Bart, was ein kratzendes Geräusch hervorrief, als hätte er drahtiges Barthaar und eine trockene Haut.
»Schließen Sie es aus?« Nur ein Idiot würde Betrug auf einer Baustelle ausschließen.
»Oh, das würde ich nicht sagen, Falco.« Jetzt war er offen und hilfsbereit. »Nein, es ist durchaus möglich … Ja, Sie könnten tatsächlich Recht haben.«
Das war ja sehr glatt gegangen. So was gefiel mir. »Irgendwelche Vermutungen?«
»Die Männer an
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