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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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die sie zu vielen kleineren und größeren Gemeinheiten verleiten, ohne dass sie deshalb nicht länger befreundet wären. Zum Beispiel«, fuhr sie mit einem breiten Lächeln fort, »ist Bebè für uns Damen das Gruppenflittchen, entschuldigen Sie den Ausdruck, und wir anderen kommentieren alles an ihr, was sie anzieht, mit wem sie anbändelt, außerdem stellen wir Spekulationen über die Zeit an, bevor sie den Notar kennenlernte, obwohl sie wahrscheinlich schlicht Verkäuferin oder Friseurin war. Sie sehen, wir sind gemein, Maresciallo.« Er lächelte als Antwort und erschauerte innerlich bei dem Gedanken, er wäre an der Stelle der armen Bebè, deren eine oder andere Verhaltensweise er zu verstehen begann.
    »Elena war besonders gut darin. Sie war zwar kein sehr redseliger Typ, hatte aber eine scharfe Zunge und eine besondere Beobachtungsgabe. Olimpia Casaburi, die Sie noch nicht kennen, auch eine ganz enge Freundin, war vielleicht ihre liebste Zielscheibe.Manchmal konnte Elena auch ein wenig bösartig sein. Es ist albern und eigentlich würde ich es gar nicht erzählen wollen, aber da Sie es ja früher oder später ohnehin erfahren …«
    Santomauro dankte insgeheim der Gier des Menschen, immer besser informiert zu erscheinen als die anderen.
    »Olimpia ist sehr religiös, ich würde sogar sagen bigott, und im Sommer lädt sie gerne einen Freund zu sich ein, einen Jesuitenpater, den sie seit vielen Jahren kennt. Er zelebriert dann jeden Tag bei ihr zu Hause die Messe, sie halten die Morgenandacht ab, das Komplet und so weiter. Ein paarmal hat sie mich dazu eingeladen, aber Gott bewahre! Olimpias Mann, der arme Sergio, verlässt in dieser Zeit die Villa, um den ewigen Litaneien zu entgehen, zieht in ihr Haus im Landesinneren um, wo er Tomaten, Kürbisse und Zucchini züchtet. Die Kinder, ein Junge und ein Mädchen, zwei echte Biester, fliehen in den Ferien irgendwo anders hin, und so sind Olimpia und ihr Jesuit alleine. Das genügte Elena, um sie an den Pranger zu stellen«, endete sie und hob die Arme in einer unschuldigen Geste.
    Santomauro nickte. Der Kaffee war kalt geworden, und während er ihn abstellte, kam ihm eine Idee.
    »Darf ich Sie etwas fragen? Haben Sie vielleicht Bancha-Tee? Ich habe so viel Gutes darüber gehört.«
    »Er tut tatsächlich gut, ist aber leider eine total ungenießbare Brühe, die ich schon seit …«, plötzlich sah sie ihn misstrauisch an und beendete dann ungerührt ihren Satz: »… langem nicht mehr im Haus habe.«
    Eine wirklich kluge Frau, dachte er und verfluchte sich innerlich. Regina sah ihn an, ohne ihn wahrzunehmen, in irgendeine ferne Erinnerung versunken. Er versuchte sie zurückzuholen.
    »Also, zusammenfassend kann man sagen: Elena liebte es, Gerüchte in die Welt zu setzen, allen voran solche über die gemeinsame Freundin Olimpia Casaburi.«
    »Na ja, um ehrlich zu sein, waren sie nicht besonders gut befreundet.« Regina wirkte plötzlich unzufrieden, vielleicht fürchtete sie, zu viel gesagt zu haben. Sie stand auf und begannungeduldig im Zimmer auf und ab zu gehen. Sie hatte ein schwarzes T-Shirt an und ebenfalls schwarze Leggins, Schwarz schien ihre Lieblingsfarbe zu sein, und auf Santomauro machte sie den Eindruck eines Panthers, der merkt, dass er sich selbst in die Falle begeben hat. Der Maresciallo fragte sich, ob sie sich wohl gerade bewusst wurde, dass ihre sogenannten Freundinnen schon bald mit der gleichen Offenherzigkeit, die sie an den Tag legte, sämtliche ihrer eigenen kleinen schmutzigen Geheimnisse breittreten würden, die sie für sich behielt. Wahrscheinlich dachte sie genau daran, denn sie drehte sich mit einem gezwungenen Lächeln um und sagte entschuldigend: »Maresciallo, ich fürchte, im Eifer des Gefechts habe ich mich ein wenig verplaudert. Aber bei so einem angenehmen und aufmerksamen Gesprächspartner, wie Sie es sind«, sie versenkte ihren Blick in seinen, und Santomauro spürte, wie er wider Willen errötete, »und so diskret. Ich bin sicher, dass Sie die Spreu vom Weizen zu trennen wissen.«
    Wer weiß, was die Dame zu verbergen hat, dachte er sich, während er ihr durch den Garten folgte. Unvermittelt schoss er die Frage auf sie ab, die er noch zurückgehalten hatte, und lauschte mit Pokermiene gespannt auf ihre Antwort.
    »Und was können Sie mir zu Samir sagen, Signora? War er gut mit Elena befreundet?«
    Doch nun setzte sie ihrerseits die Bridgemiene auf und lächelte ihn an: »Samir? Der gehört nicht zu meinen Freunden. Tut mir

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