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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Ascea, überall. Er ist da so hineingerutscht, nicht lange nachdem er angekommen war, und nun ist er extrem gefragt und dabei nicht einmal besonders teuer. Einmal auf dem Handy durchrufen, und schon hat man ihn stundenweise oder für eine Nacht gebucht.«
    »Sogar per Handy?« Der Maresciallo war wirklich verblüfft.
    »Was hast du denn gedacht? Per Zettelchen unter dem Felsen am Strand?«
    »Natürlich nicht. Los, jetzt erzähl mir schon alles, was du weißt. Vorbestraft ist er zumindest nicht, das wüsste ich. Also?«
    Der Freund zögerte einen Moment, doch schließlich rückte er mit der Wahrheit heraus. Seine Quelle war eine seiner Exflammen. Während ihres Urlaubs in Pioppica, mit Ehemann in der Stadt, war sie Kundin bei Samir geworden und hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt. So sehr verliebt, dass sie ihn sogar gebeten hatte, alle anderen sausen zu lassen und ihr dieExklusivrechte einzuräumen, egal zu welchem Preis. Das hatte er, besorgt um seine Unabhängigkeit, abgelehnt und seitdem jedes Treffen mit der Dame umgangen. Gebrochen und eifersüchtig war sie zu Gnarra geeilt, um Trost zu suchen und Rache zu üben, und hatte ihm ihr Herz ausgeschüttet.
    »Was hätte ich da groß tun sollen?«, fragte er mit Unschuldsmiene. »Der arme Kerl hatte ja nichts verbrochen. Er hat keinen Zuhälter, geht nicht auf den Strich, macht keine Werbung. Das Geld? Tja, auch mir machen meine Verehrerinnen hin und wieder kleine Geschenke, nicht wahr?« Er zeigte auf ein neues Armband mit drei Anhängern. »Und wenn jemand nicht mit einer Frau vögeln will, kann man ihn nicht dazu zwingen. Also habe ich versucht, sie auf meine Art zu trösten, aber sie stellte immer nur Vergleiche an, da habe ich Schluss gemacht. Ich sage dir nicht, wer sie ist, sie ist sowieso weggezogen, hat ihre Villa verkauft. Samir geht immer noch seinem Geschäft nach, und immer wenn ich eine neue Tussi kennenlerne, checke ich, bevor ich mit ihr ins Bett steige, ob sie vielleicht zu seinem Kundenstamm gehört. Nicht, dass ich den Vergleich scheuen würde, aber du weißt schon, gegen solch einen kapitalen Hengst sieht selbst meiner einer ein wenig blass aus.«
    Santomauro verkniff sich ein Lächeln. Wie er den Freund kannte, hatte es ihn sehr viel Überwindung gekostet, eine Geschichte zu erzählen, in der er einmal nicht der Protagonist war. Er verstand auch seine Männersolidarität und spürte eine gewisse Sympathie mit diesem Samir und zugleich Neid, dass er es sich erlauben konnte, ganz nach Belieben zu wählen.
    »Wir müssen ihn vernehmen. Er könnte etwas wissen, wenn das Opfer tatsächlich zu seinen Kundinnen gehörte, was die Andeutungen der Polignani vermuten lassen.«
    »Dieses Opfer wird mir von Minute zu Minute unsympathischer.«
    Santomauro lächelte, doch innerlich musste er ihm zustimmen.
    »Versuch also, ihn am Strand oder in irgendwelchen Betten aufzutreiben, und lass es mich wissen, wenn du etwas Hilfreiches herausfindest.«
    »Wird gemacht, Chef, aber das Hilfreichste wäre ja, das Adressbuch seines Handys in die Finger zu bekommen. Junge, Junge, wie viele Damen ich da trösten könnte und ganz und gar gratis noch dazu!«
    Der Maresciallo grinste: Auch Gnarras Großmut hatte offensichtlich Grenzen. Während der Freund noch einen Espresso bestellen ging, stieg er selbst zum Meer hinab, um ein paar Schritte über den Strand zu schlendern. Es stimmte, Elena Mazzoleni wurde einem immer unsympathischer, je mehr Details über sie und ihre Persönlichkeit sich in das Puzzle einfügten, das einmal ihr Leben gewesen war. Dennoch musste derjenige, der sie abgeschlachtet hatte, bestraft werden, und Santomauro ordnete vor seinem geistigen Auge die Teile eines noch viel größeren Puzzles, das die Umstände und Menschen darstellte, die irgendwie mit ihr zu tun gehabt hatten. Samir fand darin gerade seinen Platz. Und auch für die geheimnisvolle Valentina würde es bald ein Plätzchen geben, da machte er sich keine Sorgen.
     
    Am frühen Nachmittag fuhr er im Büro vorbei, hauptsächlich aus schlechtem Gewissen wegen des Papierkrams, der sich dort ansammelte. Er traf auf Manfredi, der geduldig damit beschäftigt war, Berichte und Protokolle nachzuarbeiten. Diskret, bescheiden, freundlich – außer gegenüber Gnarra –, ohne das Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen. Er war wirklich der ideale Mitarbeiter, um nicht zu sagen Freund.
    »Was ist los, Totò, du siehst besorgt aus«, scherzte Santomauro, da Manfredi immer wegen irgendetwas besorgt

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