Eine Leiche zu Ferragosto
war.
Sein Kollege seufzte. »Das bin ich auch. Maria Pia wird immer komischer. Sie kocht nicht mehr, schickt die Kinder zu ihrer Schwester nach Gioi, geht weg, ohne mir zu sagen wohin, dann treffe ich sie zum Beispiel hinter der Kaserne oder in den Küchenräumen, wo sie sich mit undurchsichtiger Miene herumtreibt. Simone, ich habe Angst.«
»Angst wovor, Antonio?« Santomauro fühlte sich schuldig. Die Sache mit Gustavo hatte er vollkommen verdrängt, undnun bemühte sich Maria Pia ganz offensichtlich, allein etwas herauszufinden.
»Ich habe Angst, dass Maria Pia einen Geliebten hat, und das ausgerechnet hier in der Kaserne. Ich hätte ja auf Gnarra getippt, wenn er nicht immer unterwegs wäre, während sie sich nicht von hier fortbewegt. Und außerdem traue ich selbst ihm eine solche Schweinerei nicht zu.«
»Aber deiner Frau schon, oder was? Schäm dich!« Der Maresciallo spürte Ärger in sich aufsteigen und fühlte sich verpflichtet, Maria Pia zu verteidigen und Manfredis Phantasien schnellstens zu zerstreuen.
»Simone, ich bin verzweifelt, wenn sie mich verlässt, erschieße ich mich! Ohne Maria Pia und die Kinder will ich nicht leben!«
»Von wegen erschießen, du Sack! Hör mir gut zu: Deine Frau liebt dich, sie wird dich niemals verlassen, und gerade im Moment geht sie auf meine Bitte hin einer Spur nach, die mit unserem Fall zu tun hat, wenn auch nur mittelbar.«
»Mit dem Mord an der Mazzoleni?«
»Nein, nicht direkt, ich darf nicht darüber reden, jetzt vertrau mir einfach, es hat mit einem entfernten Verwandten zu tun, der in der Vergangenheit mit der Kaserne in Verbindung stand, völlig ungefährlich, du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, es ist alles unter Kontrolle, sie tut mir nur einen Gefallen, sie ist so etwas wie mein bewaffneter Arm an der Ostfront, aber erzähl ihr nur ja nichts, du kennst sie ja, dann denkt sie noch, ich würde ihr nicht vertrauen und hätte dir alles gesagt, und wird sauer, also tu so, als wüsstest du von nichts, und mach dir keine Sorgen.«
In einem fort auf ihn einredend schob sich Santomauro Richtung Tür, während Manfredi ihm mit ungläubigem, aber immerhin beruhigterem Kuhblick hinterherstarrte. Gesegnet seien die Freundschaft und das Vertrauen, das sein Brigadiere in ihn hatte! Und auch sein Mangel an Phantasie, dachte der Maresciallo unfairerweise, während er sich auf die Suche nach Maria Pia begab.
»Ein Karo. Ich glaube, Pippo war’s.«
»Ein Cœur. Red keinen Unsinn, Evelina, er war ja nicht einmal hier.«
»Ein Pik. Puuh, könnt ihr denn an nichts anderes mehr denken? Dabei liegt es doch auf der Hand, wer es war.«
»Drei Cœur. Du bist natürlich mal wieder schlauer als alle anderen, Margherita. Dann lass doch mal hören, alte Besserwisserin.«
»Drei Pik. Bieten! Bieten! Nicht ablenken!«
»Kontra. Du hast doch selbst damit angefangen. Also, Miss Marple, spuck schon aus.«
»Rekontra. Fragt ihr euch denn gar nicht, wer ein dickes, fettes Motiv hätte?«
»Passe. Hör nicht auf sie. Merkst du nicht, dass sie blufft?!«
»Passe. Pfui! Von Reginas Problemen wissen wir ja alle, was willst du damit andeuten?«
»Passe. Neeein, nicht Regina, völlig unmöglich. Und was soll das heißen, passe? Das war ein Strafkontra von mir!«
»Du musst bieten! Bieten! Ich habe zwei Punkte auf der Hand! Wie willst du drei Rekontra-Pik spielen, kannst du mir das mal sagen? Aber Regina hin, Regina her, ist es denn die Möglichkeit, dass keine von euch drei Gänsen auf den Namen Valentina kommt?«
»Die Wahrheit ist, ihr bietet saumäßig und spielt noch schlechter. Aber Margherita hat recht. Valentina könnte es gewesen sein.«
»Gaudioso am Apparat. Irgendwelche Neuigkeiten? Ich möchte diese Schwerstgeburt vor der Niederkunft meiner Frau hinter mich bringen. Kommen Sie zu Potte, Maresciallo, Sie täten uns allen einen Riesengefallen.«
»Ich kann dir nur raten zu kommen. Besser, du hast für alles eine Erklärung. Ja, ich bin mir so gut wie sicher. Das geht dich nichts an. Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst, ich war es, ich habe ihr die Haare geschnitten. Reicht das? Um zwei, früher kann ich nicht. Ich bin da, sieh zu, dass du auch da bist.«
Samir klappte sein Handy zu und wischte sich über die schweißnasse Stirn. Den harten Kerl zu spielen gehörte nicht zu seinen Stärken, doch er hatte den Eindruck, eine halbwegs glaubwürdige Show hingelegt zu haben. Er war sich nicht sicher, ob er das Richtige tat, doch etwas anderes
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