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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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eine Zigarette anzuzünden. Sie blieb abrupt stehen, und obwohl ihr Blick durch die Sonnenbrille verdeckt war, wirkte sie verärgert.
    »Ich wollte nicht Ihre private Unterhaltung stören«, entschuldigte er sich, doch Regina sah nicht besonders überzeugt aus, zwängte sich an ihm vorbei, stieg eilig hinauf und verschwand zwischen den Büschen.
    Santomauro warf die Zigarette auf den Boden und drückte sie mit leichtem Bedauern aus; immer wenn er sich einen beschäftigtenAnschein geben wollte, fiel ihm nichts anderes ein, als zu rauchen.
    Architekt De Giorgio schien sein Besuch nur mäßig zu interessieren. Er ließ ihn einen bewundernden Blick auf den frisch aus dem Wasser gezogenen Kraken werfen, dann setzten sie sich auf die Felsen, mit den Füßen im Wasser, und blickten eine Weile schweigend aufs Meer hinaus. Sie kannten sich, seitdem Santomauro hierher versetzt worden war. Es war eine oberflächliche Bekanntschaft, doch gab es diesen Anflug gegenseitiger Sympathie, wie sie gelegentlich bei Leuten vorkommt, die trotz aller Verschiedenheit einen Charakterzug teilen. Sie waren beide eher zurückhaltend, De Giorgio war ein Mann der extrem kargen Worte, die aber immer ins Schwarze trafen, und das gefiel dem Maresciallo. Im vergangenen Jahr hatten sie manchmal an den kurzen Herbstnachmittagen zusammen auf der Piazzetta Schach gespielt, doch Santomauro hatte schnell gemerkt, dass sein Gegner ihm überlegen war, und nicht länger seine Höflichkeit ausnutzen wollen, indem er ihn in uninteressante Partien verwickelte.
    Eine frische Brise kräuselte die Wellen. De Giorgio brach als Erster das Schweigen: »Schlimme Geschichte, das mit Elena. Ich vermute, dass Sie deswegen hier sind.«
    »Ja. Ich wusste nicht, dass Sie sie kannten, aber dann wurden Sie erwähnt als einer, der viel mit ihr zu tun hatte.«
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin eher mit ihrem Mann befreundet, Pippo Mazzoleni, aber natürlich hatte ich dabei auch mit ihr zu tun.«
    »Was war sie für ein Mensch?«
    »Ein ganz großes Miststück, sie ruhe in Frieden, aber ich habe sie nicht umgebracht, falls Sie deswegen hergekommen sind.«
    »Freut mich zu hören. Ich weiß, dass Ihr Verhältnis nicht ganz einfach war, wenn man so sagen kann.«
    »Wenn man so sagen kann, hat sie mein Leben zerstört. Sie hat mit ihrem gierigen Maul darauf herumgebissen und es dann über dem ganzen Dorf wieder ausgespuckt.« De Giorgiohatte den Blick nicht vom Meer abgewandt, doch Santomauro konnte beobachten, wie sein Profil sich verhärtete.
    »War es so schlimm?«
    »Reden wir nicht um den heißen Brei herum, Santomauro, Sie wissen ohnehin schon alles, weil einer meiner sogenannten Freunde Sie ganz gewiss aufgeklärt hat, wir können also Tacheles reden. Es ist eine banale, kleine Geschichte, wenn Sie so wollen, geradezu lächerlich.«
    »Erzählen Sie sie mir.«
    »Wenn es Ihnen Spaß macht …«, meinte sein Gegenüber bitter und begann zu erzählen.
    Es war wirklich eine lächerliche kleine Geschichte, außer für die Menschen, die darunter gelitten hatten. De Giorgio war schon weit über dreißig, als er zum ersten Mal Gaia D’Onofrio sah. Eigentlich kannte er sie schon viel länger, denn die beiden Familien waren Nachbarn im Wohnpark Sigmalea, doch er hatte ihr nie mehr Beachtung geschenkt, als bei Nachbarskindern üblich. Dann plötzlich hatte er sie als Frau gesehen. Wie ein Dämlack hatte er sich verliebt, in dem sicheren Wissen, einen Fehler zu begehen, da sie trotz ihres reifen Körpers noch ein Kind war. Letztlich, und das gestand er sich ungern ein, hatte gerade das ihn verzaubert, ihre Neugier auf das Leben, diese Unschuld, Naivität und Frische, die sie ein paar Jahre später schon würde verloren haben. All das hatte er absolut respektiert und sie im Gegensatz zu dem, was böse Zungen im Dorf behaupteten, nicht einmal mit der Fingerspitze angerührt. Es war eine kleine platonische und streng geheime Liebe gewesen, bis Elena Mazzoleni mit ihren spitzen Zähnen zugebissen hatte.
    »Sie hat angefangen zu sticheln, sich in Gegenwart von Freunden über mich lustig gemacht, auch vor Fremden.« Seine Stimme war dumpf vor Wut, selbst nach all der Zeit. »Ich habe den Fehler gemacht, sie zur Rede zu stellen. Pippo hat mich beruhigt, irgendwann würde sie es schon aufgeben, aber ich hatte keine Geduld. Ich habe ihr gesagt, dass sie ja nur eifersüchtig auf die Jüngere sei, was eher dumm als gemein von mirwar. Wir hatten als Jugendliche mal was miteinander gehabt, auch

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