Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
aufmunternd zu.
»Danke.« Mona lächelte zustimmend in das plötzliche Schweigen der Gäste, die den Disput wortlos verfolgt hatten. »Danke, das war nötig.« Sie sah Simon dankbar an, bevor sie wieder auf das Rätsel vor ihr blickte. Und nun ging es Schlag auf Schlag.
»Jagdwurst« löste sie. Danach »Charter« und »Salbeitee« und dann noch »Junkers«, »Drahtwurm« und »Zipfelmütze«. Von wegen Senpro. Das gesuchte Wort für Maschinelle Großproduktion war »Industrie«.
Als das Stimmengemurmel wieder anfing, fehlte nur noch ein Wort. Doch das war ein Kinderspiel für Martin Sarotzki. »Lapislazuli!«, rief er und fügte erklärend hinzu: »Ich bin Juwelier.«
Mona sprang auf. Sie hatte das Lösungswort.
»›Gesund‹. Das ist das Lösungswort.«
Die Gäste sahen sich an und murmelten zustimmende Worte, wonach sie schließlich Simon ansahen.
Simon war geschockt. Das war viel schneller gegangen, als er gedacht hatte.
Er nickte und versuchte ein Lächeln. Er hatte zwar keine Ahnung, was das bedeuten sollte, aber er musste so tun als ob. »Das ist richtig. Und nun müssen Sie den Zusammenhang zum Opfer finden.«
Er hoffte, dass sie damit wirklich ein Weilchen beschäftigt wären, das imaginäre Opfer zu finden, damit er sich in der Zwischenzeit eine Lösung dafür ausdenken konnte.
›Gesund‹? ›Gesundheit‹ - was sollte das bedeuten? Was hatte das Zimmermädchen damit gemeint? Wie konnte er die Miss Marples und Hercule Poirots wieder auf die richtige Spur seines Spiels führen? Ihm fiel nichts ein. In diesem Moment bereute er, den Schal schon weggeräumt zu haben, denn der hätte einen guten Zusammenhang mit Gesundheit ergeben. Nur steckte der jetzt in seiner Anzugtasche. Aber dann musste er dort eben wieder raus.
Simon hüstelte leicht und drehte sich zum Flügel um, wo er sich wieder auf den Hocker setzte. Dabei ließ er ganz unauffällig den Schal aus seiner Tasche auf den Boden fallen.
Doch wieder kam ihm Mona Winter dazwischen. »Sie haben etwas verloren, Herr Neumayer.«
»Was?« Simon drehte sich zu ihr.
Sie lief zu ihm und bückte sich, um den Schal aufzuheben.
»Nicht, dass Sie sich Ihre Gesundheit ruinieren, Herr Neumayer, das wäre schade.« Mit einem besorgten Blick gab sie ihm den Schal zurück, den Simon sofort wieder in seiner Tasche verschwinden ließ. Mist.
Die anderen Gäste rätselten noch, was es mit dem Lösungswort auf sich haben könnte, doch sie kamen zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis. »Vielleicht heißt es, dass das Opfer nicht gesund war und langsam dahinsiechte.« »Oder es bedeutet, dass es immer noch gesund und gar nicht tot ist.« »Oder es ist wieder auferstanden von den Toten und jetzt endlich gesund.« »Oder der Mörder war der Arzt.« »Oder die Krankenschwester.« »Oder der Apotheker.« »Oder der Krankenwagenfahrer.« »Oder…was gibt's denn noch aus dem Gesundheitsbereich. Ah, die OP-Schwester.« »Krankenschwester hatten wir schon.« »Aber nicht OP-Schwester, das ist ein Unterschied.« »Dann könnten wir auch Kinderkrankenschwestern oder die Schwestern von der Intensivstation nehmen.« »Zahnarzthelferin.« »Hebamme.« »Sanitäter.« »Pfleger.« »Arzt im Praktikum.« »Medizinstudent.« »Gesundheitsministerium.« »Der Gesundheitsminister auf der Zigarettenpackung.« »Zigarettenverkäufer.« »Raucher.« »Lungenkrebs.«
Irgendwann waren alle medizinischen Berufe und sämtliche Krankheiten schließlich abgegrast und die erwartungsvollen Augen aller Miss Marples und Hercule Poirots ruhten wieder auf Simon.
Simon begann zu schwitzen. Der Schal hätte alle zu dem nächsten Zeichen geführt, das draußen im Skischuppen auf sie wartete, aber es war sehr schwierig, von dem Wort »gesund« und den unzähligen Berufen im Gesundheitswesen zu der Haarspange des Zimmermädchens zu kommen. Und ein Raucherbein führte noch weniger dahin. Aber er musste es versuchen. Irgendwie musste es ihm gelingen, die Gäste in den Schuppen zu führen. Am besten wäre es, wenn er den Schal noch einmal irgendwo platzieren würde.
Aber das ging gerade nicht. Jeder sah ihn an und erwartete eine Reaktion von ihm. Schließlich hatte er eine Idee.
»Was kann denn Ihre Gesundheit ruinieren?«, fragte er in die Runde. Die Gäste zuckten mit den Schultern. »Alles.« »Die Umwelt.« »Die Regierung mit ihren Krankenkassenkürzungen.« »Mein Enkel.« »Meine Frau.« »Der Lehrer meiner Schwester.« »Ollis Hund.« »Alkohol.«
Es gab unzählige Möglichkeiten. Simon wollte, dass
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