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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Gefecht.
    Von einem Heckfenster aus sah Bolitho das Boot Probyns in rascher Fahrt zur
Nicato
r

pullen. Er dachte an sein Schiff, die
Osiris,
und an die Männer, die sie in die Durchfahrt segelten, die auf ihr kämpfen und notfalls sterben würden. Sie war kein glückhaftes Schiff. Osiris – Richter der Toten. Ihm wurde eiskalt.
    »Das ist unwichtig, Allday. Morgen werden die Leute aufs Achterdeck schauen – Sie sagen ja immer, im Gefecht tun sie das.« Allday nickte. »Und dann sollen sie mich sehen – als einen der Ihren, nicht als einen weiteren Popanz in Paradeuniform. Dieses Schiff hat keine
Wärme
.

Disziplin, Seemannschaft, ja, aber…« Er zuckte die Achseln.
    »Die Leute werden gut kämpfen, Sir. Sie werden schon sehen.« Aber Bolitho konnte das üble Vorgefühl nicht abschütteln.
    »Wenn mir etwas passieren sollte…« Er drehte sich nicht um, spürte aber, daß Allday zusammenfuhr. »Ich habe Vorsorge für Sie getroffen, in Falmouth. Sie werden dort immer ein Zuhause finden, und es wird Ihnen an nichts fehlen.«
    Allday konnte sich nicht mehr beherrschen. »Ich will nichts davon hören, Sir! Nichts wird Ihnen passieren – es
kann

Ihnen gar nichts passieren!«
    Bolitho drehte sich um und sah ihn an. »So? Wollen Sie es verhindern?«
    »Wenn ich kann…« entgegnete Allday bedrückt.
    »Ich weiß.« Er seufzte tief auf. »Vielleicht kommt alles zu schnell hintereinander.«
    »Der Arzt hat recht, Sir. Ihre Wunde ist noch nicht richtig ausgeheilt, das Fieber hat Sie stärker gepackt, als Sie zugeben wollen.
    Und Captain Farquhars Schiffsarzt ist nicht bloß ein Schlächter!« fuhr er bedeutsam fort. »Der ist ein richtiger Doktor. Dafür hat Mr. Farquhar gesorgt!«
    Bolitho lächelte nachdenklich. Das sah Farquhar ähnlich. »Mr. Pascoe soll zu mir kommen. Ich will Signale vorbereiten lassen.«
    Wieder allein, setzte er sich an den Tisch und starrte auf seine Karte, ohne etwas zu sehen. Er dachte an Catherine Pareja. Was sie jetzt wohl in London machte? Wenn sie auch schon zweimal verwitwet war, so hatte sie doch mehr Leben in sich als die meisten jungen Mädchen, die frisch aus den Armen ihrer Mütter kamen. Niemals hatte sie vom Heiraten gesprochen, nicht einmal eine Andeutung gemacht. Irgend etwas schien sie davon abzuhalten. Eine unausgesprochene Übereinkunft?
    Er knöpfte sein spanisches Hemd auf und betastete das kleine Medaillon an seinem Hals. Kate hatte sich nie daran gestört. Vo rsichtig öffnete er es und betrachtete die kastanienbraune Locke. Im Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel, glänzte sie so blank wie an dem Tag, als er Cheney zum erstenmal gesehen hatte. Damals noch die Verlobte seines Admirals. Cheney Seton, das Mädchen, das er erkämpft und geheiratet hatte. Er schloß das Medaillon und knöpfte das Hemd wieder zu. Nichts hatte sich geändert. Er liebte sie noch immer. Kein Wunder, daß er im Fieber nach ihr gerufen hatte. Pascoe kam herein, Hut unterm Arm, Signalbuch in der Hand. Bolitho sah ihn an und versuchte seine plötzliche Niedergeschlagenheit zu verbergen, so gut er konnte.
    »Na, Adam, nun wollen wir mal sehen, was wir für neue Tricks erfinden können, eh?«
    »Kurs Nordost zu Nord, Sir! Liegt an!«
    Bolitho hörte den Master mit seinem Rudergänger flüstern, eilte aber zu den Netzkästen an der Reling, in denen jetzt die sauber gepackten Hängematten verstaut waren. Seltsam bleich schimmerten sie im Mondschein.
    Farquhar trat zu ihm und meldete: »Wind ist stetig, Sir. Wir sind etwa zwanzig Meilen südwestlich der Insel. Die
Buzzar
d

steht in Luv, Sie können ihre Marssegel in der Mondbahn ausmachen.«
    »Nichts von einem Boot zu sehen?«
    »Nichts. Vor drei Stunden habe ich den anderen Kutter unter Segel losgeschickt. Ob Veitch ihn gesehen hat, weiß ich nicht – jedenfalls hat er weder durch Pistolenschuß noch mit der Laterne Signal gegeben.«
    »Na schön. Wie lange, denkt der Master, können wir auf diesem Kurs bleiben?«
    »Höchstens eine Stunde, Sir. Dann muß ich meinen Kutter zurückrufen und wenden. Sonst kommen wir zu dicht unter Land; und wenn wir noch einen großen Bogen schlagen müssen, sind wir bei Morgengrauen weiter von der Durchfahrt entfernt, als mir lieb ist.«
    »Einverstanden«, sagte Bolitho zögernd. »Also eine Stunde noch.«
    »Halten Sie es wirklich für richtig, die
Nicato
r

in die nördliche Einfahrt zu schicken, Sir? Wenn Probyn nicht zur rechten Zeit angreift, gibt es eine Katastrophe.«
    »Die Durchfahrt ist eng, ich weiß,

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